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Gebet von Papst Franziskus vor der Mariensäule am Spanischen Platz am Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria, 8. Dezember

Maria schenke uns Trost und Hoffnung

 Maria schenke uns Trost und Hoffnung  TED-050
15. Dezember 2023

Vatikanstadt/Rom. Am Freitagnachmittag, 8. Dezember, erinnerte Papst Franziskus an das Schicksal der Mütter in den Kriegen. In einem Gebet bei der römischen Mariensäule nahe der Spanischen Treppe am Hochfest Mariä Empfängnis verwies er auf alle trauernden Mütter, deren Kinder in Krieg und Terrorismus getötet wurden. Am Fuß der Mariensäule legte der Papst ein großes Blumengebinde nieder. Nach einer rund zwei Wochen andauernden Infektion der Atemwege trug er das Gebet anschließend mit fester Stimme vor. Zum Abschluss ließ er sich lange durch die rings um den Platz wartende Menschenmenge fahren. Unter anderem sprach er mit dem römischen Bürgermeister Roberto Gualtieri und mit einigen Vatikan-Journalisten. Er schüttelte Dutzende Hände und segnete viele Kinder und Menschen in Rollstühlen. Das öffentliche Gebet des Papstes an der Mariensäule führte erstmals 1953 Pius XII. (1939-1958) ein. Unter seinem Nachfolger Johannes XXIII. (1958-1963) wurde es zu einer festen Tradition. Im Folgenden das Gebet des Heiligen Vaters in vollem Wortlaut:

Unbefleckte Jungfrau!

Wir kommen zu dir mit einem Herzen,

das gespalten ist zwischen Hoffnung und Angst.

Wir brauchen dich, unsere Mutter!

Vor allem aber wollen wir dir danken,

weil du, wie es dein Stil ist,

in Stille über diese Stadt wachst,

die dich heute reich mit Blumen beschenkt,

um dir ihre Liebe zu bekunden.

In der Stille wachst du Tag und Nacht über uns:

über die Familien, mit ihren Freuden und

ihren Sorgen – du kennst sie gut –;

über Orte des Studiums und der Arbeit,

über Institutionen und Behörden;

über Krankenhäuser und Pflegeheime,

über die Gefängnisse und über die Menschen,

die auf der Straße leben; über die Pfarreien und

alle Gemeinschaften der Kirche von Rom.

Wir danken dir für deine diskrete und

beständige Gegenwart,

die uns Trost und Hoffnung schenkt.

Du weißt, dass wir dich brauchen, Mutter,

denn du bist die Unbefleckte Empfängnis.

Deine Person, allein die Tatsache, dass es dich gibt,

erinnert uns daran, dass das Böse weder das erste

noch das letzte Wort hat;

dass unsere letzte Bestimmung nicht der Tod,

sondern das Leben ist,

nicht Hass, sondern Geschwisterlichkeit,

nicht Konflikt, sondern Harmonie,

nicht Krieg, sondern Frieden.

Wenn wir auf dich blicken, fühlen wir uns in

diesem Glauben bestärkt,

der durch die Wechselfälle des Lebens mitunter

auf eine harte Probe gestellt wird.

Und du, Mutter, richte deinen Blick voller

Barmherzigkeit auf alle Völker,

die von Ungerechtigkeit und Armut geknechtet und

vom Krieg gepeinigt werden:

Mutter, schau auf das gemarterte Volk der Ukraine,

auf das palästinensische Volk und das israelische Volk,

die wieder in der Spirale der Gewalt gefangen sind.

Heute, heilige Gottesmutter, bringen wir,

unter deinem Blick, viele Mütter hierher,

die trauern wie du.

Mütter, die um ihre Kinder weinen,

die getötet wurden von Krieg und Terrorismus.

Mütter, die sehen, wie sie sich aufmachen zu

Reisen der verzweifelten Hoffnung.

Und auch Mütter, die versuchen,

ihre Kinder von den Fesseln der Sucht zu befreien,

und Mütter, die sie durch eine lange und

schwere Krankheit begleiten.

Heute, Maria, brauchen wir dich als Frau,

um dir alle Frauen anzuvertrauen,

die Gewalt erlitten haben

und immer noch Opfer von Gewalt sind,

in dieser Stadt, in Italien und in allen Teilen der Welt.

Du kennst sie alle, eine jede einzelne,

du kennst ihre Gesichter.

Wir bitten dich: Trockne ihre Tränen und

die ihrer Lieben.

Hilf uns, einen Weg der Erziehung und der

Läuterung zu gehen,

damit wir die Gewalt,

die sich in unseren Herzen und Köpfen eingenistet hat,

erkennen und ihr entgegenwirken

und damit wir Gott bitten, uns von ihr zu befreien.

Weise uns, o Mutter, den Weg der Umkehr,

denn es gibt keinen Frieden ohne Vergebung

und es gibt keine Vergebung ohne Reue.

Die Welt verändert sich,

wenn sich die Herzen verändern;

und jeder muss sagen: angefangen bei dem meinen.

Aber das menschliche Herz kann Gott allein verändern

mit seiner Gnade: der Gnade, in die du, Maria,

vom ersten Augenblick an hineingenommen warst.

Die Gnade Jesu Christi, unseres Herrn,

den du dem Fleisch nach geboren hast,

der für uns gestorben und auferstanden ist,

und auf den du uns immer wieder hinweist.

Er ist das Heil für jeden Menschen und für die Welt.

Komm, Herr Jesus!

Dein Reich der Liebe, der Gerechtigkeit und

des Friedens komme!

Amen.