Vatikanstadt/Paris. Papst Franziskus hat die Bedeutung der Ehelosigkeit und Keuschheit für die Priester des lateinischen Ritus der römisch-katholischen Kirche hervorgehoben. In einer von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Botschaft an mehr als 600 in Paris versammelte französische Seminaristen heißt es, der Zölibat gehöre zum Kern ihrer auf Jesus Christus ausgerichteten Identität. »Der Priester ist zölibatär – und er will es sein, weil Jesus es war, ganz einfach«, so der Papst in der Botschaft.
Anlass der Veröffentlichung des Schreibens war eine nationale Versammlung von mehr als 600 Seminaristen aus ganz Frankreich in Paris vom 1. bis 3. Dezember. Die Zahl der Seminaristen in Frankreich ist seit einigen Jahren stark rückläufig; sie liegt aber noch immer deutlich über den Vergleichszahlen in Deutschland, wo sich bundesweit derzeit nur 48 Männer auf den priesterlichen Dienst vorbereiten.
In seiner Botschaft betonte der Papst, die Figur des katholischen Priesters werde derzeit häufig verzerrt und relativiert dargestellt. »Erschreckt euch deswegen nicht allzu sehr: Niemand hat die Macht, das Wesen des Pries-tertums zu ändern, und niemand wird es jemals ändern«, so Franziskus. Allerdings müss-ten »die Modalitäten seiner Ausübung notwendigerweise die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen wie auch die schwere Krise bei den Pries-terberufungen berücksichtigen«.
Des Weiteren führte Franziskus aus: »Es ist eine in Frankreich relativ neue Entwicklung, dass die Kirche als Institution – und mit ihr die Gestalt des Pries-ters – nicht mehr anerkannt wird. Sie hat in den Augen der Mehrheit jegliches Prestige und alle natürliche Autorität verloren und wird leider sogar oft in den Schmutz gezogen.«
Ein Priester könne daher derzeit nicht davon ausgehen, dass er mit seiner Botschaft gehört werde. Daher sei es gemäß den Worten von Papst Franziskus nötig, in der Seel-sorge mit Nähe, Empathie, Demut, Geduld, Selbsthingabe, Einfachheit und Armut zu handeln.
Nur auf diese Weise erreiche ein Priester die Herzen der Gläubigen und könne dazu beitragen, dass sie Christus begegnen. Zwar habe es auch früher schon Priester gegeben, die das praktizierten. Doch heute sei dieser Stil unerlässlich, um überhaupt noch Glaubwürdigkeit und Gehör bei den Menschen zu finden.