Vatikanstadt. Papst Franziskus fordert einen tiefgreifenden Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft. Andernfalls würden sich Klima-, Gesundheits- und Migrationskrisen und insbesondere Gewalt und Kriege verschärfen, warnt der Papst in einer am Freitag, 24. November, veröffentlichten Botschaft zum zehnten Jahrestag seines Apostolischen Schreibens Evangelii gaudium. Diese Krisen könnten die gesamte Menschheitsfamilie gefährden, denn »wir sitzen alle im selben Boot und sind aufgerufen, gemeinsam zu rudern«.
Der Grund für Klima-, Gesundheits- und Migrationskrisen ebenso wie für Umweltzerstörung liegt laut Franziskus in einer ungerechten Wirtschaft, die von einer egoistischen Mentalität aufrechterhalten werde. Die Verkündigung der Frohen Botschaft erfordere Widerstand gegen eine Mentalität, die isoliere, entfremde, das Innenleben auf die eigenen Interessen verenge und die Menschen vom Nächsten und von Gott entferne.
Franziskus ruft dazu auf, die Armen nicht zu vernachlässigen. Jesus selbst sei in ärmlichen Verhältnissen geboren und aufgewachsen, später habe er sich mit Besitzlosen umgeben und ihnen zuerst die Frohe Botschaft verkündet. »Aus diesem Grund kann der Papst nicht umhin, die Armen in den Mittelpunkt zu stellen«, schreibt Franziskus. Dies sei keine Politik oder Ideologie, sondern eine Forderung des Evangeliums.
In seinem ersten Apostolischen Schreiben im Papstamt Evangelii gaudium (Freude des Evangeliums) kritisierte Franziskus die Auswüchse der globalen Wirtschaftsordnung und entwickelte Linien für eine zeitgemäße Verkündigung der christlichen Botschaft sowie für eine Reform der kirchlichen Strukturen. Im Zentrum des Schreibens, das der Vatikan am 26. November 2013 veröffentlichte, stand die Forderung nach einer gerechteren Welt und nach einer Kirche im Dienst der Armen. Die nun erschienene Botschaft richtet sich an die Teilnehmenden einer Konferenz zum Jahrestag, die das Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen ausgerichtet hat.