Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!
Im Evangelium der heutigen Liturgie hören wir einige Worte Jesu über die Schriftgelehrten und Pharisäer, also die religiösen Führer des Volkes. Gegen diese Autoritäten verwendet Jesus sehr harte Worte, »denn sie reden nur, tun es aber nicht« (Mt 23,3), und weiter: »Alles, was sie tun, tun sie, um von den Menschen gesehen zu werden« (V. 5). Das ist es, was Jesus sagt: Sie reden und tun es nicht, und alles, was sie tun, tun sie, um in Erscheinung zu treten.
Denken wir also über diese beiden Aspekte nach: die Diskrepanz zwischen dem Reden und Tun und der Vorrang des Äußeren vor dem Inneren.
Die Diskrepanz zwischen dem Reden und Tun. Diesen Lehrern Israels, die den Anspruch erheben, andere das Wort Gottes zu lehren und als Autoritäten des Tempels geachtet zu werden, wirft Jesus die Doppelzüngigkeit ihres Lebens vor: Sie predigen das eine, leben aber etwas anderes. Diese Worte Jesu erinnern an die Worte der Propheten, insbesondere des Jesaja: »Weil dieses Volk sich mir mit seinem Mund näherte und mich mit seinen Lippen ehrte, sein Herz aber fernhielt von mir« (Jes 29,13). Das ist die Gefahr, vor der wir uns hüten müssen: die Doppelzüngigkeit des Herzens. Auch bei uns besteht diese Gefahr: diese Doppelzüngigkeit des Herzens, die die Echtheit unseres Zeugnisses und auch unsere Glaubwürdigkeit als Personen und als Christen gefährdet.
Wir alle erleben aufgrund unserer Gebrechlichkeit eine gewisse Distanz zwischen dem, was wir sagen, und dem, was wir tun; aber etwas anderes ist es, ein zwiespältiges Herz zu haben, mit »einem Fuß in zwei Schuhen« zu leben, ohne darin ein Problem zu sehen. Vor allem, wenn uns im Leben, in der Gesellschaft oder in der Kirche eine verantwortungsvolle Rolle zukommt, sollten wir uns daran erinnern: Nein zur Doppelzüngigkeit! Für einen Priester, einen Seelsorger, einen Politiker, einen Lehrer oder ein Elternteil gilt immer diese Regel: mit dem, was du sagst, was du den anderen predigst, verpflichtest du dich, es als erster zu leben. Um maßgeblicher Lehrer zu sein, muss man zuerst ein glaubwürdiger Zeuge sein.
Der zweite Aspekt ergibt sich als Konsequenz: der Vorrang des Äußeren vor dem Inneren. Die Schriftgelehrten und Pharisäer, die in Doppelzüngigkeit leben, sind besorgt, weil sie ihre Inkonsequenz verbergen müssen, um ihren Ruf nach außen zu retten. Denn wüssten die Menschen, was wirklich in ihrem Herzen ist, wären sie beschämt und verlören ihre Glaubwürdigkeit. Also vollbringen sie Werke, um gerecht zu erscheinen, um »ihr Gesicht zu wahren«, wie es heißt. Die Schminke ist weit verbreitet: das Gesicht schminken, das Leben schminken, das Herz schminken. Diese »geschminkten« Menschen verstehen es nicht, die Wahrheit zu leben. Und sehr oft sind auch wir dieser Versuchung der Doppelzüngigkeit ausgesetzt.
Brüder und Schwestern, wenn wir diese Warnung Jesu annehmen, sollten auch wir uns fragen: Versuchen wir in die Tat umzusetzen, was wir verkünden, oder leben wir in Doppelzüngigkeit? Sagen wir das eine und tun das andere? Geht es uns nur darum, uns äußerlich tadellos zu zeigen, uns zu schminken, oder kümmern wir uns um unser inneres Leben in der Aufrichtigkeit des Herzens?
Wenden wir uns an die allerseligste Jungfrau Maria: Sie, die mit Redlichkeit und Demut des Herzens nach dem Willen Gottes lebte, stehe uns bei, glaubwürdige Zeugen des Evangeliums zu werden.
Nach dem Angelus sagte Papst Franziskus zu den Pilgern und Besuchern auf dem Petersplatz:
Ich stehe den Menschen in Nepal nahe, die unter den Folgen eines Erdbebens leiden, und auch den afghanischen Flüchtlingen, die in Pakistan Zuflucht gefunden haben und nun nicht wissen, wohin sie noch gehen können. Und ich bete auch für die Opfer der Unwetter und Überschwemmungen in Italien und anderen Ländern.
Ich grüße euch alle herzlich, die Römer und die Pilger aus verschiedenen Ländern. Mein besonderer Gruß geht an die Gläubigen aus Wien und Valencia, die Pfarrgruppe aus Cagliari, die Musikkapelle und den Chor aus Longomoso in Südtirol. Ich grüße die Jugendlichen aus Rodengo Saiano, Ome und Padergnone, die Katecheten aus Cassina de’ Pecchi und die der Pfarrei »San Giovanni Bosco« in Triest; und mein Gruß geht an das Komitee »Den Krieg stoppen«.
Ich wünsche allen einen schönen Sonntag. Bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!