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»Laudate Deum« und die COP 28

A person walks past a '#COP28' sign during The Changemaker Majlis, a one-day CEO-level thought ...
20. Oktober 2023

»Es sind nun schon acht Jahre seit der Veröffentlichung der Enzyklika Laudato si’ vergangen. Damals wollte ich mit euch allen, meinen Schwestern und Brüdern auf unserem leidenden Planeten, meine tiefe Besorgnis um den Erhalt unseres gemeinsamen Hauses teilen. Aber mit der Zeit wird mir klar, dass wir nicht genügend reagieren, während die Welt, die uns umgibt, zerbröckelt und vielleicht vor einem tiefen Einschnitt steht. Abgesehen von dieser Möglichkeit besteht kein Zweifel daran, dass die Auswirkungen des Klimawandels das Leben vieler Menschen und Familien zunehmend beeinträchtigen werden. Wir werden seine Folgen unter anderem in den Bereichen der Gesundheit, der Arbeitsplätze, des Zugangs zu den Ressourcen, des Wohnraums und der Zwangsmigration spüren« (Nr. 2). Diese Worte bringen klar zum Ausdruck, was Papst Franziskus veranlasst hat, durch das Apostolische Schreiben Laudate Deum an »alle Menschen guten Willens« zu appellieren, der »Klimakrise« die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken.

In dem kurzen, aber reichhaltigen päpstlichen Dokument gibt es viele Hinweise auf die kommende Vertragsstaatenkonferenz zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (COP 28), die vom 30. November bis 12. Dezember in Dubai stattfinden wird. Insgesamt 198 Länder sind dem Übereinkommen beigetreten, darunter der Heilige Stuhl. Am 11. Oktober ist der designierte Vorsitzende der COP 28, Seine Exzellenz Dr. Sultan Ahmed Al Jaber, vom Heiligen Vater in Audienz empfangen worden.

»Wenn wir auf die Fähigkeit des Menschen vertrauen, über seine kleinen Interessen hinauszugehen und im Großen zu denken, können wir nur hoffen, dass die COP28 zu einer deutlichen Beschleunigung der Energiewende mit wirksamen Verpflichtungen führt, die einer dauerhaften Überwachung unterliegen. Diese Konferenz kann ein Wendepunkt sein, der beweist, dass alles, was seit 1992 getan wurde, ernsthaft war und sich gelohnt hat, andernfalls wird sie eine große Enttäuschung sein und all das Gute, das bisher erreicht werden konnte, in Gefahr bringen« (Nr. 54).

Diese »Enttäuschung« zu verhindern ist die Aufgabe aller: Es handelt sich um einen Prozess, der zahlreiche »Akteure« auf den Plan ruft, die in Laudate Deum mehr oder weniger explizit erwähnt werden, in der Hoffnung, dass ihre Interaktion bewirken kann, dass »die Ethik Vorrang vor lokalen oder umständebedingten Zweckmäßigkeiten« (Nr. 39) hat und so eine Antwort darstellt auf den in Laudato si’ angeprangerten »Mangel an Gewissen und an Verantwortlichkeit« (Nr. 169).

Einer dieser Akteure ist der Wissenschaftssektor, der sich bemüht, immer klarer aufzuzeigen, wovon das erste Kapitel von Laudato si’ handelt: »Was unserem Haus widerfährt«. Acht Jahre nach diesem »prophetischen« Text, unterstreicht Laudate Deum: »Der menschliche – ›anthropogene‹ – Ursprung des Klimawandels kann nicht mehr bezweifelt werden« (Nr. 11). Und: »Wir [können] den enormen Schaden, den wir verursacht haben, nicht mehr aufhalten. Wir kommen bloß noch rechtzeitig, um noch dramatischere Schäden zu vermeiden« (Nr. 16). Angesichts dieser besorgniserregenden Feststellung kann man nicht tatenlos oder gleichgültig bleiben, sondern es »braucht […] dringend eine erweiterte Sicht der Dinge, die es uns erlaubt, nicht nur über die Wunder des Fortschritts zu staunen, sondern auch auf andere Auswirkungen zu achten, die man sich vor einem Jahrhundert wahrscheinlich nicht einmal vorstellen konnte« (Nr. 18).

Hier kommt ein weiterer Akteur zum Tragen: die Welt des Unternehmertums, der die wichtige Rolle zukommt proaktiv auf dieses Bewusstsein von der Dringlichkeit des Handelns von Seiten der Wissenschaft zu reagieren und mit Intelligenz und Weitsicht einen schnellen Wandel zu fördern, indem sie wirklich Sorge tragen für das gemeinsame Haus. In Laudato si’ heißt es: »Die Unternehmertätigkeit, die eine edle Berufung darstellt und darauf ausgerichtet ist, Wohlstand zu erzeugen und die Welt für alle zu verbessern, kann eine sehr fruchtbringende Art und Weise sein, die Region zu fördern, in der sie ihre Betriebe errichtet, vor allem wenn sie versteht, dass die Schaffung von Arbeitsplätzen ein unausweichlicher Teil ihres Dienstes am Gemeinwohl ist« (Nr. 129). In diesem Zusammenhang unterstreicht Laudate Deum, dass »oft behauptet [wird], dass die Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels durch die Verringerung der Nutzung fossiler Brennstoffe und die Entwicklung sauberer Energieformen zu einem Rückgang der Arbeitsplätze führen würden. Tatsache ist, dass Millionen von Menschen aufgrund der verschiedenen Folgen des Klimawandels ihren Arbeitsplatz verlieren: Der Anstieg des Meeresspiegels, Dürreperioden und viele andere Phänomene, die den Planeten heimsuchen, haben etliche Menschen in Bedrängnis gebracht. Andererseits können der Übergang zu erneuerbaren Energieformen, wenn er gut gesteuert wird, sowie alle Bemühungen zur Anpassung an die Schäden des Klimawandels unzählige Arbeitsplätze in verschiedenen Sektoren schaffen. Dies erfordert, dass Politiker und Unternehmer sich umgehend mit diesem Thema befassen« (Nr. 10).

Das wird sicherlich positive Auswirkungen auf einen dritten Akteur haben: die jungen Menschen und die jungen Generationen. Es ist leicht festzustellen, dass der detailliert ausgearbeitete Gedankengang von Laudate Deum um sie kreist: »Es wird von uns nichts weiter verlangt als eine gewisse Verantwortung für das Erbe, das wir am Ende unseres Erdendaseins hinterlassen werden« (Nr. 18). Das lässt an die Ansprache denken, die Papst Franziskus am 3. August 2023 im Rahmen des Weltjugendtags in Lissabon gehalten hat und die an Studenten gerichtet war: »Seid also Protagonisten einer ›neuen Choreographie‹, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt […]. Auch dieser ältere Mann, der zu euch spricht – weil ich schon alt bin –, träumt davon, dass eure Generation eine Generation von Meistern wird: Meister der Menschlichkeit, Meister des Mitgefühls, Meister der neuen Chancen für die Welt und ihre Bewohner, Meister der Hoffnung. Und Meister, die das Leben auf dem Planeten verteidigen, das in diesem Moment von schwerer ökologischer Zerstörung bedroht ist.« So werden Bildung und Ausbildung zu einem unverzichtbaren Schlüssel.

Ein vierter Akteur ist die Zivilgesellschaft. Diesbezüglich heißt es in der Enzyklika Fratelli tutti, dass »viele Vereinigungen und Organisationen der Zivilgesellschaft [helfen], die Schwächen der internationalen Gemeinschaft, ihren Mangel an Koordination in komplexen Situationen, ihr Fehlen an Aufmerksamkeit für die grundlegenden Menschenrechte und für äußerst kritische Situationen einiger Gruppen auszugleichen« (Nr. 175). In Laudate Deum wird dies aufgegriffen mit dem Hinweis, dass »die Globalisierung einen spontanen kulturellen Austausch, ein größeres Wissen übereinander und Formen der Integration von Menschen [begünstigt], die zu einem Multilateralismus ›von unten‹ führen, der nicht einfach von den Machteliten beschlossen wurde. Die Forderungen, die über-all auf der Welt von unten kommen, wo sich engagierte Personen aus den unterschiedlichsten Ländern gegenseitig helfen und begleiten, können letztlich Druck auf die Machtverhältnisse ausüben. Es ist zu hoffen, dass
dies im Hinblick auf die Klimakrise geschieht« (Nr. 38).

Einen fünften Akteur stellen die Regierungen dar. Die COP 28 ist zu Gast in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die auch den Vorsitz führen. Das Land ist ein großer Exporteur fossiler Energie und befindet sich seit fast 20 Jahren auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung. Als vorsitzendes Land der COP 28 wurde ein Aktionsplan erarbeitet, der sich auf vier Hauptpfeiler stützt: Beschleunigung einer gerechten und geordneten Energiewende; Festsetzung der Klimafinanzierung; Konzentration auf die Menschen, die Natur, das Leben und die Lebensgrundlagen; Unterstützung all dieser Anliegen unter Berücksichtigung der vollen Inklusivität. »Die aufstrebenden Mächte [gewinnen] zunehmend an Bedeutung und sind in der Tat in der Lage, wichtige Ergebnisse bei der Lösung konkreter Probleme zu erzielen […]. Gerade der Umstand, dass die Antworten auf die Probleme von jedem Land kommen können, mag es auch klein sein, führt dazu, den Multilateralismus als unausweichlichen Weg anzuerkennen« (Nr. 40). Papst Franziskus ermutigt alle, auf ein positives Ergebnis der COP28 zu hoffen.

Die Klimakonferenz bietet in der Tat eine wichtige Chance, einen wirklichen Anstoß zu einem Wandel zu geben, der das Gemeinwohl und die Zukunft unserer Kinder im Auge hat: »Die wirksamsten Lösungen [werden] nicht allein von individuellen Bemühungen, sondern vor allem von bedeutenden Entscheidungen in der nationalen und internationalen Politik kommen« (Nr. 69). Es ist ein komplexer, aber notwendiger Prozess für die Menschheit von heute und morgen, der das Engagement aller erfordert, in dem Bewusstsein, dass »›alles miteinander verbunden ist‹ und ›niemand sich allein rettet‹« (Nr. 19) und dass »es keine dauerhaften Veränderungen ohne kulturellen Wandel gibt, ohne eine Reifung im Lebensstil und der gesellschaftlichen Überzeugungen, und es gibt keinen kulturellen Wandel ohne einen Wandel in den Menschen« (Nr. 70). »Ein Mensch, der sich anmaßt, sich an die Stelle Gottes zu setzen, wird zur schlimmsten Gefahr für sich selbst« (Nr. 73).

(Orig. ital. in O.R. 11.10.2023)