· Vatikanstadt ·

Das kleine Licht der Synode in einer dunklen Stunde
der Welt

 Una piccola luce  nell’ora buia del mondo  QUO-250
31. Oktober 2023

Für die Menschheit, die am Rande des Abgrunds steht, ist das, was in den letzten vier Wochen in Rom geschehen ist, ein Zeichen der Hoffnung. Und es weist den Weg zu einer missionarischen Kirche, die, indem sie das Zweite Vatikanische Konzil endlich umsetzt, keine Angst vor den vom Heiligen Geist angeregten Neuerungen hat.


In einer Welt, die in Flammen steht und sich am Rand des Abgrunds zu einem neuen weltweiten Konflikt befindet; in einer Welt, die geprägt ist von der Unfähigkeit zuzuhören und vom Hass, der Kriege und Gewalt schürt, die sich auch auf dem digitalen Kontinent widerspiegeln, ist es sicherlich eine Nachricht, dass 400 Menschen einen Monat lang fern von zu Hause zusammenkommen, um zu beten, einander zuzuhören und zu diskutieren. Die synodale Kirche, zu der Papst Franziskus drängt, ist in der heutigen Zeit ein kleiner Samen der Hoffnung: Es ist immer noch möglich, einen Dialog zu führen, sich gegenseitig anzunehmen, den Protagonismus des eigenen Egos beiseite zu lassen, um Polarisierungen zu überwinden und zu einem breiten gemeinsamen Konsens zu gelangen. Wir leben in einer dunklen Stunde, in einer Zeit, in der Kriege und Terrorismus die Zivilbevölkerung massakrieren und Kinder niedermetzeln, wobei man sich auf verbale Gewalt und alternativloses Einheitsdenken stützt. Eine dunkle Stunde, in der selbst »Frieden«, »Dialog«, »Verhandlung« und »Waffenstillstand« zu unaussprechlichen Worten geworden sind. Eine dunkle Stunde, in der es auf allen Ebenen – angefangen bei den Regierungen und den herrschenden Klassen – an Mut, Weitsicht und diplomatischer Kreativität mangelt. Es gibt wirklich nur noch das Gebet, an das man sich klammern kann. Es gibt in der Tat eine prophetische Stimme, die unterstützt und befolgt werden sollte: die Stimme des Bischofs von Rom, die sich über Interessen, Ideologien und Parteilichkeit zu erheben vermag. In einer Welt, die in Flammen steht, ist die Synode, die in diesem Oktober abgehalten wurde, ein kleines Samenkorn, von dem wir hoffen, dass es für die Zukunft der Kirche und der ganzen Menschheit große Frucht bringen wird.

Wenn wir den Synthesebericht dieser ersten Synodenversammlung in Rom analysieren – die Synode wird nächstes Jahr fortgesetzt –, entdecken wir in diesem Text, der bei der Abstimmung einen sehr hohen Konsens erhielt, nicht wenig Neues in Bezug auf die Kirche und ihre Mission: In erster Linie wurde uns erneut bewusst, wie notwendig es ist, die Lehren des letzten Konzils in Bezug auf den einen Ruf umzusetzen, der an uns alle als Getaufte ergeht. Im gesamten Evangelium wird Jesus, der auf alle zugeht und zu allen spricht, von den »Kasten« jener Zeit behindert und bekämpft: von den Klerikern, die gewohnt waren, den anderen schwere Lasten aufzubürden; von den Schriftgelehrten, den Gesetzeslehrern, den Lehrmeistern. Es ist notwendig, auf den Mann aus Nazaret zu schauen, um in der Kirche auf allen Ebenen, von der Römischen Kurie bis zur kleinsten Pfarrei, das Bewusstsein wiederzuerlangen, dass jedes Amt Dienst und nicht Macht ist, und dass es nur dann wirklich dient und »dienlich« ist, wenn es die Menschen zusammenbringt, sie vereint, sie mitverantwortlich macht, Geschwisterlichkeit schafft, Gottes Barmherzigkeit bezeugt, und nicht, wenn es entfremdet, wenn es Privilegien festschreibt, wenn es Trennlinien zieht zwischen denen, die geweiht sind, und denen, die es nicht sind, und wenn es (vielleicht mehr mit Taten als mit Worten) die Laien als Getaufte zweiter Klasse betrachtet.

Zugleich muss auch von Seiten der Getauften, die nicht zum Priestertum, sondern zu anderen Formen des Zeugnisses und des Dienstes in dem einen aus der Taufe hervorgehenden Priestertum berufen sind, die Gefahr vermieden werden, sich klerikalisieren zu wollen und sich klerikalisieren zu lassen, um über die Kasten der »engagierten Laien« hinauszugehen. Die Synode über die Synodalität wird ein Same der Hoffnung sein, wenn die Zeit der Gnade, die die in Rom versammelten Frauen und Männer (die Mehrheit und vor allem die Bischöfe) erlebt haben, als eine Methode bezeugt wird, die mit Geduld in allen Bereichen des Lebens der christlichen Gemeinschaften angewendet werden muss. Sie wird kein Same der Hoffnung sein, wenn sie auf bürokratische Erfüllung reduziert wird, vielleicht indem man sie gar in den Mixer der autoreferentiellen »Kirchensprache« steckt, einer Mischung aus alten klerikalen Kategorien. Kategorien einer Kirche, die zwar sagt, sie wolle das Konzil umsetzen, deren Handeln sich dann aber an vorkonziliaren Kategorien und etablierten Praktiken orientiert: Bischöfe und Priester, die entscheiden, während alle anderen Getauften sich darauf beschränken müssen, diese Entscheidungen in die Praxis umzusetzen.

Der gerade veröffentlichte Synthesebericht spricht dann von der allgemein anerkannten Notwendigkeit, den Frauen, dem weiblichen Genius, dem in der Kirche so wichtigen marianischen Prinzip mehr Raum zu geben. Auch in diesem Fall würde es ausreichen, genug Mut zu haben, mehr auf das Evangelium zu schauen und größeres Vertrauen in Jesus zu haben. Unter dem Kreuz standen die Frauen, während Apostel und Jünger (außer Johannes) geflohen waren. Sie sind geblieben, als Jesus starb. Und ihrer Intuition und ihrem Mut, den Abendmahlssaal zu verlassen, haben wir die erste Verkündigung der Auferstehung zu verdanken. Am leeren Grab standen zuerst die Frauen, nicht die Männer und nicht die Apostel, die sich vor lauter Angst eingeschlossen hatten. Die erste Verkündigung der für die Geschichte der Menschheit erschütterndsten Neuheit – Gott, der Mensch wird, für uns stirbt und dann aufersteht, um uns an dieser Bestimmung teilhaben zu lassen – geschah durch Frauen, nicht durch Männer. Die Frauen bezeugen, was sie gesehen haben – das leere Grab –, und sie sagen als Erste, dass Jesus lebt. Sie halten die erste Predigt über das Kerygma, über das Wesentliche unseres Glaubens, und sie predigen es den Aposteln und Jüngern, die wegen dem, was am Karfreitag geschehen ist, immer noch verängstigt sind. Es würde genügen, hier anzusetzen, um uns allen bewusst zu machen, dass die Frauen auf allen Ebenen der Kirche viel mehr wertgeschätzt werden müssen, und dass die Geißel des Klerikalismus überwunden werden muss, eine Krankheit, die leider immer noch tief verwurzelt ist und vom Nachfolger Petri wiederholt angeprangert wurde. Es ist zu hoffen, dass der Synthesebericht der Synode einen Punkt darstellt, bei dem es kein Zurück mehr gibt hinsichtlich der Rückgewinnung der dem Evangelium entsprechenden Ursprünge auch in diesem Bereich.

Ein weiteres Element, das aus dem von den Synodenmitgliedern verabschiedeten Text hervorgeht, ist die Annahme verwundeter Menschen. Die Aufnahme der Armen – die Nähe zu ihnen und die bevorzugte Option für sie ist die Lehre Jesu Christi und entspricht der Tradition der Kirchenväter; sie ist keine soziologische Kategorie oder Entdeckung der Befreiungstheologien – und die Aufnahme der Migranten, in denen der Christ unweigerlich die Gesichter der Heiligen Familie von Nazaret auf der Flucht wiedererkennt. Aber auch die Aufnahme der »Irregulären«, der Fernstehenden, derer, die »nicht vorzeigbar« sind. Wieder müssen wir zum Evangelium zurückkehren und zu jener sehr wirksamen Synthese, die in den Worten enthalten ist, die der Bischof von Rom den Jugendlichen auf dem Weltjugendtag in Lissabon anvertraut hat, als er wiederholte, dass in der Kirche wirklich Platz für alle ist, »todos, todos, todos«. Auf jeder Seite des Evangeliums sehen wir den Nazarener, wie er Tabus und eingefahrene Traditionen bricht, wie er Spießbürgerlichkeit und Heuchelei aushebelt, um den Sünder, den Verwundeten, den Ausgestoßenen, den, der sich nicht an die Regeln hält, den Gesetzlosen, den Verdorbenen, den Fernstehenden, denjenigen, der nicht »zu uns« gehört, zu umarmen. Es wird uns allen gut tun, zur Dynamik dessen zurückzukehren, was sich im März des Jahres 30 in Jericho ereignete, wenige Tage vor Leiden, Tod und Auferstehung Jesu, als der Meister unter dem Maulbeerfeigenbaum vorbeikommt, hinaufschaut und sich selbst bei dem kleinen korrupten Zöllner, der von allen gehasst wird, einlädt. Zachäus empfängt den Nazarener, erkennt seine Sünde und bekehrt sich. Aber diese Bekehrung ist die Folge davon, dass er zuerst mit Liebe betrachtet, angenommen und von Barmherzigkeit überflutet wurde. Sie ist keine notwendige Voraussetzung. Wir brauchen eine Kirche, die in der Lage ist, diesen Blick zu haben, die jede Frau und jeden Mann in ihrem Elend und in ihrer Sünde mit demselben Blick wie Jesus zu betrachten weiß, um ihnen das Gefühl zu geben, willkommen zu sein, und sie mit Geduld und Zärtlichkeit zu begleiten, im Vertrauen auf die Gnade, die zu Gottes Zeit und auf Gottes Weise in den Herzen der Menschen und in ihren Geschichten am Werk ist.

Und schließlich darf man nicht versäumen, en passant die Punkte zu erwähnen, in denen der Synthesebericht der Synode zu einer Überprüfung des Kirchenrechts aufruft sowie dazu, den Weg der Ökumene mit größerer Überzeugung und Konkretheit zu gehen und die bestehenden synodalen Strukturen stärker zu nutzen. Und auch den Weg einzuschlagen, auf den der heilige Johannes Paul II. seit 1995 im Hinblick auf das Amt des Papstes vergebens hingewiesen hat, nämlich »eine Form der Primatsausübung zu finden, die zwar keineswegs auf das Wesentliche ihrer Sendung verzichtet, sich aber einer neuen Situation öffnet« (Ut unum sint).

Von Andrea Tornielli