Als ich an diese Feier gedacht habe und insbesondere an euch, liebe Brüder, die ihr Kardinäle werdet, kam mir dieser Text aus der Apostelgeschichte (vgl. 2,1-11) in den Sinn. Es ist ein grundlegender Text: die Pfingstgeschichte, die Taufe der Kirche… Aber in Wirklichkeit hat mich eine bestimmte Sache angesprochen: die Aussage, die aus dem Mund der Juden kam, die damals in Jerusalem lebten (vgl. V. 5). Sie sagen: Wir sind »Parther, Meder und Elamiter…« (V. 9) und so weiter. Diese lange Liste von Völkern ließ mich an die Kardinäle denken, die Gott sei Dank aus allen Teilen der Welt stammen, aus den unterschiedlichsten Nationen. Deshalb habe ich diese Bibelstelle gewählt.
Gottes Überraschungen
Bei der Betrachtung darüber bemerkte ich dann eine Art »Überraschung«, die in dieser Verknüpfung von Gedanken verborgen war, eine Überraschung, in der ich, mit Freude, sozusagen den Humor des Heiligen Geistes – entschuldigt bitte diesen Ausdruck – zu erkennen meinte.
Worin nun besteht diese »Überraschung«? Sie besteht darin, dass wir Hirten uns normalerweise, wenn wir den Pfingstbericht lesen, mit den Aposteln identifizieren. Das ist auch ganz selbstverständlich. Die Parther, Meder, Elamiter usw., die ich in meinen Gedanken mit den Kardinälen in Verbindung gebracht hatte, gehören dagegen nicht zur Gruppe der Jünger, sie befinden sich außerhalb des Abendmahlssaals, sie sind Teil jener »Menge«, die »zusammenströmte«, als sie das Getöse des Sturmes hörte (vgl. V. 6). Die Apostel waren »alle Galiläer« (vgl. V. 7), während die Menschen, die sich versammelt hatten, »aus allen Völkern unter dem Himmel« (V. 5) stammten, genau wie die Bischöfe und Kardinäle in unserer Zeit.
Diese Art von Rollentausch gibt zu denken und offenbart bei näherer Betrachtung eine interessante Perspektive, die ich gerne mit euch teilen möchte. Es geht darum, die Erfahrung jener Juden auf uns zu übertragen – ich tue das an erster Stelle auch selbst –, die durch eine Gabe Gottes zu Protagonisten des Pfingstereignisses wurden, das heißt der »Taufe« mit dem Heiligen Geist, aus der die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche hervorging. Ich würde diese Perspektive wie folgt zusammenfassen: mit Staunen das Geschenk wiederentdecken, das Evangelium »in unseren Sprachen« (V. 11) empfangen zu haben, wie diese Menschen sagen. Sich mit Dankbarkeit an das Geschenk erinnern, das Evangelium empfangen zu haben und aus Völkern hervorgegangen zu sein, die, jedes zu seiner Zeit, das Kerygma, die Botschaft des Heilsgeheimnisses, empfangen haben und durch die Annahme des Kerygmas im Heiligen Geist getauft wurden und Teil der Kirche geworden sind. Der Mutter Kirche, die in allen Sprachen spricht, die eine ist und katholisch ist.
Dieses Wort aus der Apostelgeschichte
lässt uns daran denken, dass wir, bevor wir »Apostel« sind, bevor wir Priester, Bischöfe, Kardinäle sind, »Parther, Meder, Elamiter« usw. sind. Und das sollte in uns ein Staunen und Dankbarkeit dafür wecken, dass wir die Gnade des Evangeliums in unseren jeweiligen Herkunftsvölkern empfangen haben. Ich denke, das ist sehr wichtig und sollte nicht vergessen werden. Denn dort, in der Geschichte unseres Volkes, ich würde sagen im »Fleisch« unseres Volkes, wirkte der Heilige Geist das Wunder der Mitteilung des Geheimnisses Jesu Christi, der gestorben und auferstanden ist. Und es ist »in unseren Sprachen« zu uns gelangt, über die Lippen und die Gesten unserer Großeltern und Eltern, von Katecheten, Priestern, Ordensleuten… Jeder von uns kann sich an konkrete Stimmen und Gesichter erinnern. Der Glaube wird »im Dialekt« weitergegeben. Vergesst das nicht: Der Glaube wird im Dialekt weitergegeben, von den Müttern und Großmüttern.
Staunen und Dankbarkeit
Wir sind in der Tat in dem Maße Verkünder des Evangeliums, in dem wir das Staunen und die Dankbarkeit darüber, das Evangelium empfangen zu haben, in unseren Herzen bewahren. Oder besser gesagt, das Evangelium zu empfangen, denn in Wirklichkeit ist es ein Geschenk, das stets gegenwärtig ist und das danach verlangt, in der Erinnerung und im Glauben kontinuierlich erneuert zu werden. Verkünder des Evangeliums, denen das Evangelium selbst verkündet wurde – und nicht Funktionäre.
Brüder und Schwestern, liebe Kardinäle, Pfingsten ist – wie die Taufe eines jeden von uns – keine Sache der Vergangenheit, sondern ein schöpferischer Akt, den Gott ständig erneuert. Die Kirche – und jedes ihrer Glieder – lebt von diesem stets aktuellen Geheimnis. Sie lebt nicht »von der Rendite«, nein, und schon gar nicht von einem archäologischen Erbe, so wertvoll und edel es auch sein mag. Die Kirche und jeder Getaufte lebt im Heute Gottes, durch das Wirken des Heiligen Geistes. Auch die Handlung, die wir hier und jetzt vollziehen, ergibt einen Sinn, wenn wir sie in dieser Perspektive des Glaubens erleben. Und heute, im Licht des Wortes Gottes, können wir diese Wirklichkeit begreifen: Ihr neuen Kardinäle seid aus verschiedenen Teilen der Welt gekommen, und derselbe Geist, der die Evangelisierung eurer Völker bewirkte, erneuert nun in euch eure Berufung und Sendung in der Kirche und für die Kirche.
Aus diesen Überlegungen, die aus einer fruchtbaren »Überraschung« entstanden sind, möchte ich einfach eine Konsequenz für euch, Brüder Kardinäle, und für euer Kollegium ableiten. Und ich möchte sie mit einem Bild ausdrücken, dem eines Orchesters: Das Kardinalskollegium sollte einem Symphonieorchester ähneln, das die Symphonik und die Synodalität der Kirche symbolisiert. Ich spreche auch von der »Synodalität«, nicht nur, weil wir uns am Vorabend der ers-ten Synodenvollversammlung befinden, die genau dies zum Thema hat, sondern weil mir scheint, dass die Metapher des Orchesters den synodalen Charakter der Kirche gut verdeutlichen kann.
Eine Symphonie lebt von der geschickten Komposition der Klangfarben der verschiedenen Instrumente: Jedes leistet seinen Beitrag, manchmal allein, manchmal in Kombination mit einem anderen, manchmal mit dem gesamten Ensemble. Die Vielfalt ist notwendig, sie ist unverzichtbar. Aber jeder Klang muss sich in das gemeinsame Konzept einfügen. Und dafür ist das gegenseitige Zuhören von grundlegender Bedeutung: Jeder Musiker muss auf die anderen hören. Wenn einer nur auf sich selbst hören würde, wie erhaben sein Spiel auch klingen mag, käme das der Symphonie nicht zugute; und dasselbe würde passieren, wenn ein Teil des Orchesters nicht auf die anderen hören, sondern so spielen würde, als ob es nur diesen Teil gäbe, als ob dieser das Ganze wäre. Und der Dirigent des Orchesters steht im Dienst dieser Art von Wunder, das die Aufführung einer Symphonie jedes Mal darstellt. Er muss mehr zuhören als alle anderen und gleichzeitig ist es seine Aufgabe, jedem Einzelnen und dem ganzen Orchester zu helfen, eine möglichst große kreative Treue zu entwickeln, eine Treue zum aufgeführten Werk, aber kreativ, fähig, dieser Partitur eine Seele zu geben, sie im Hier und Jetzt auf einzigartige Weise zum Klingen zu bringen.
Liebe Brüder und Schwestern, es tut uns gut, uns im Bild des Orchesters zu reflektieren, um immer besser zu lernen, eine symphonische und synodale Kirche zu sein. Dies lege ich insbesondere euch, den Mitgliedern des Kardinalskollegiums, in dem tröstlichen Vertrauen nahe, dass der Heilige Geist – er ist der Protagonist – unser Lehrmeister ist: der innere Lehrmeister eines jeden und der Lehrmeister des gemeinsamen Gehens. Er schafft die Vielfalt und die Einheit, er ist die Harmonie selbst. Der heilige Basilius versucht eine Synthese, wenn er sagt: »Ipse harmonia est«, er ist die Harmonie selbst. Seiner sanften und starken Führung vertrauen wir uns an, und der fürsorglichen Obhut der Jungfrau Maria.