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Audienz für die Mitglieder der Vereinigung zur Förderung der Familie »Mariage Encounter«-Italien

Ehesakrament und Priesterweihe als Offenbarungsorte der Liebe Gottes

 Ehesakrament und Priesterweihe als Offenbarungsorte der Liebe Gottes  TED-038
22. September 2023

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich heiße euch willkommen und danke euch für den Besuch, der stattfindet, während ihr aus Anlass eures 45-jährigen Bestehens einige Tage der Reflexion abhaltet: Glückwunsch!

In all diesen Jahren habt ihr euch, inspiriert vom Liebesgebot Jesu (vgl. Joh 15,12), für die Wiederentdeckung des Ehe- und des Weihesakraments eingesetzt, indem ihr euch nicht nur bemüht habt, deren jeweiligen Reichtum zu vertiefen, sondern auch die Beziehung ins Licht zu rücken, die zwischen diesen beiden wichtigen Berufungen besteht. Denn Ehe und Weihe sind – wenn auch auf unterschiedliche Weise und dem jeweiligen Charisma entsprechend – eng verbunden, weil beide die Liebe Gottes offenbaren, indem sie den mystischen Leib der Kirche aufbauen. Diese beiden Sakramente sprechen auf verschiedenen, aber einander ergänzenden Wegen von der Brautschaft: auf der einen Seite die einzige, unauflösliche Ganzhingabe der Brautleute, auf der anderen die Lebenshingabe des Priesters für die Kirche. Beide sind Zeichen der bräutlichen Liebe Gottes zu uns.

Ich möchte das Thema aufgreifen, dass ihr für diesen Anlass gewählt habt: »Wir sind der Traum Gottes», und möchte euch sagen, dass euer »bräutliches Charisma« eine Prophetie für die Verwirklichung von Gottes Traum ist. Und was ist der Traum Gottes? Als Jesus die Jünger auffordert, mit ihm verbunden zu bleiben wie der Weinstock mit den Reben (vgl. Joh 15,4), und er den Vater bittet, sie in der Liebe zu bewahren, offenbart er selbst uns diesen Traum, wenn er fleht, dass wir alle »eins« (Joh 17,21) sein mögen. Gottes Traum für uns ist: uns in seiner Liebe, in seiner Gemeinschaft zu vereinen, um uns die Schönheit der göttlichen Kindschaft und der Geschwisterlichkeit unter uns entdecken zu lassen. Dafür hat Jesus inständig gebetet. Und er sendet uns aus auf die Straßen der Welt, damit wir verkünden, dass der Weg zum Entstehen einer neuen Menschheit auf Geschwis-terlichkeit als Frucht der Liebe gegründet ist und nicht auf Machtmissbrauch und Egoismus.

In diesem Sinne ist der Dienst, den ihr der Kirche, aber auch der Gesellschaft anbietet – das heißt die Begleitung der Ehepaare und Priester –, ein wertvoller Mosaikstein, der dazu beiträgt, den Traum Gottes Wirklichkeit werden zu lassen. Ihr tut dies nicht mit vielen Worten oder abstrakten Theorien, sondern vor allem indem ihr mit Liebe auf die Realität des konkreten Lebens der Menschen eingeht. So erinnert euer Charisma daran, dass der Glaube vor allem eine Erfahrung von Beziehung und Begegnung ist.

Er ist eine Liebesgeschichte mit Gott, mit den Brüdern, mit den Schwestern. Ihr blickt aus der Nähe auf den häufig nicht einfachen Dialog zwischen Eheleuten und auf zuweilen komplexe Situationen, mit denen sich die Priester auseinandersetzen müssen, indem ihr einen fruchtbaren Austausch fördert, um gemeinsam die Kunst der Beziehung, die Kunst der Gemeinschaft zu lernen. So bringt ihr den Traum Gottes voran, den Traum einer bräutlichen Gemeinschaft, in einer Zeit, wo man mitunter lieber die sumpfigen Wege des Individualismus einschlägt, statt sich auf die großartigen Gipfel der Liebe zu wagen.

Dann seid ihr auch ein Zeichen für das Leben der Kirche, die aufgerufen ist, den Weg zu einer immer größeren Gegenseitigkeit zwischen Gaben, Charismen und Diensten zu gehen. Der Austausch zwischen Ehepaaren und Priestern fördert die Evangelisierung, die wir heute dringend brauchen. Denn durch die Beziehungen, vor allem durch das Zeugnis für die Schönheit der Beziehungen, gelingt es uns, den Reichtum des Evangeliums zu verkünden und die Liebe Gottes zu jedem Geschöpf zu zeigen.

Ich ermutige euch daher, eure engagierte Arbeit mit Großherzigkeit und Leidenschaft fortzusetzen, das heißt die Erfahrungen der Ehepaare, Priester und Ordensleute einzubringen; die Türen eures Weges für junge Menschen und Verlobte zu öffnen; keine Angst zu haben, neue Wege einzuschlagen, die den christlichen Gemeinschaften helfen, die Über-einstimmung zwischen den Ehepaaren und ihren Hirten immer besser zu verwirklichen. Und vor allem euch vom Heiligen Geist leiten zu lassen – euch vom Heiligen Geist leiten zu lassen –, der die Liebe Gottes ist, ohne den unsere Aktivitäten fruchtlos und vergeblich sind. Der Heilige Geist ist es, der Herz und Geist offen sein lässt – der Heilige Geist ist es, der dies bewirkt –, der uns, uns alle, zu Protagonisten von Gottes Traum macht.

Danke für euren wertvollen Dienst! Macht weiter, macht weiter nicht mit Traurigkeit, sondern mit Freude! Ich segne euch, und bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Danke.

(Orig. ital. in O.R. 9.9.2023)