Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!
Heute, am Hochfest der Aufnahme der Jungfrau Maria in den Himmel, betrachten wir ihren Aufstieg mit Leib und Seele in die Herrlichkeit des Himmels. Auch das heutige Evangelium stellt sie uns vor, wie sie aufsteigt, diesmal in ein »Bergland« (Lk 1,39). Und warum geht sie hinauf? Um ihrer Cousine Elisabet zu helfen. Und dort verkündet sie den freudvollen Lobgesang des Magnifikat. Maria geht hinauf, und das Wort Gottes offenbart uns, was sie auf ihrem Weg nach oben auszeichnet: der Dienst am Nächsten und der Lobpreis Gottes. Beides: Maria ist die Frau des Dienstes am Nächsten und Maria ist die Frau, die Gott preist. Der Evangelist Lukas schildert im Übrigen das Leben Jesu als einen Aufstieg, hinauf nach Jerusalem, dem Ort der Selbsthingabe am Kreuz, und er beschreibt auch den Weg Marias auf dieselbe Weise. Jesus und Maria gehen somit denselben Weg: zwei Leben, die aufsteigen, Gott verherrlichen und ihren Brüdern und Schwestern dienen. Jesus als Erlöser, der sein Leben für uns, für unsere Rechtfertigung hingibt; Maria als Magd, die hingeht, um zu dienen: zwei Leben, die den Tod überwinden und auferstehen; zwei Leben, deren Geheimnisse der Dienst und der Lobpreis sind. Verweilen wir bei diesen beiden Aspekten: Dienst und Lobpreis.
Der Dienst. Wenn wir uns erniedrigen, um unseren Brüdern und Schwestern zu dienen, gehen wir »nach oben«: Es ist die Liebe, die das Leben erhebt. Wir gehen, um unseren Brüdern und Schwestern zu dienen, und durch diesen Dienst gehen wir »nach oben«. Doch das Dienen ist nicht einfach: Die Gottesmutter, die seit kurzem schwanger ist, legt fast 150 Kilometer zurück, um von Nazaret aus das Haus Elisabets zu erreichen. Helfen kostet Mühe, und das gilt für uns alle. Wir erleben es immer wieder in der Mühe, der Geduld und den Kümmernissen, die die Sorge für andere mit sich bringt. Denken wir zum Beispiel an die vielen Kilometer, die viele Menschen täglich zurücklegen, um zur Arbeit zu fahren und viele Aufgaben für andere zu erledigen; denken wir an die Opfer an Zeit und Schlaf, um ein Kleinkind oder einen älteren Menschen zu betreuen; und an das Engagement, denen zu dienen, die nichts zurückzugeben haben, in der Kirche ebenso wie in der Freiwilligenarbeit. Ich bewundere die Arbeit des Freiwilligendienstes. Er ist anstrengend, aber er ist ein Aufstieg, er führt uns zum Himmel! Das ist wahrer Dienst.
Aber der Dienst läuft Gefahr, ohne den Lobpreis Gottes unfruchtbar zu sein. Als Maria das Haus ihrer Cousine betritt, preist sie in der Tat den Herrn. Sie spricht nicht von ihrer Müdigkeit durch die Reise, sondern aus ihrem Herzen ertönt ein Jubellied. Denn wer Gott liebt, kennt den Lobpreis. Und das heutige Evangelium zeigt uns »eine Kaskade des Lobpreises«: Das Kind hüpft vor Freude im Schoß Elisabets (vgl. Lk 1,44), die Worte des Segens und »die erste Seligpreisung« ausspricht: »selig, die geglaubt hat« (Lk 1,45); und alles gipfelt in Maria, die das Magnifikat spricht (vgl. Lk 1,46—55). Der Lobpreis steigert die Freude. Der Lobpreis ist wie eine Leiter: Er hebt die Herzen in die Höhe. Der Lobpreis hebt die Stimmung und überwindet die Versuchung der Niedergeschlagenheit. Habt ihr schon einmal festgestellt, dass langweilige Menschen, die vom Schwätzen leben, nicht zum Lobpreis fähig sind? Fragt euch: Bin ich zum Lobpreis fähig? Wie gut ist es, jeden Tag Gott zu loben, und auch die anderen! Wie gut ist es, in Dankbarkeit und Segen zu leben statt in Bedauern und Klagen, nach oben zu schauen statt zu schmollen! Klagen: Es gibt Leute, die sich jeden Tag beklagen. Doch sieh, dass Gott dir nahe ist, sieh, dass er dich geschaffen hat, sieh, was er dir gegeben hat. Lobe, lobe! Das ist geistliche Gesundheit.
Dienst und Lobpreis. Fragen wir uns: Lebe ich meine Arbeit und meine täglichen Beschäftigungen im Geiste des Dienens oder in Selbstsucht? Setze ich mich unentgeltlich für jemanden ein, ohne einen unmittelbaren Nutzen zu suchen? Kurz gesagt, mache ich den Dienst zum »Sprungbrett« meines Lebens? Und wenn ich an den Lobpreis denke: Weiß ich, wie Maria Gott zu preisen (vgl. Lk 1,47)? Bete ich getragen vom Lobpreis des Herrn? Und verbreite ich, nachdem ich ihn gepriesen habe, seine Freude unter den Menschen, denen ich begegne? Jeder versuche, eine Antwort auf diese Fragen zu geben.
Die in den Himmel aufgenommene Mutter möge uns beistehen, alle Tage durch den Dienst und den Lobpreis höher zu steigen.
Nach dem Angelusgebet sagte Papst Franziskus zu den Pilgern und Besuchern auf dem Petersplatz:
Liebe Brüder und Schwestern, ich grüße ganz herzlich alle hier Anwesenden, die Römer und die Pilger aus verschiedenen Ländern. Besonders grüße ich die Jugendlichen aus der Diözese Verona mit den besten Wünschen für ihren Sommeraufenthalt in Rom.
Und heute, am Tag der Muttergottes, gilt mein Gruß den Jugendlichen der Immacolata! Einen schönen Festtag für alle! Bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!