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Papst Franziskus im Gespräch mit der spanischen Zeitschrift »Vida Nueva«

Eine »Friedensoffensive« für die Ukraine

 Eine »Friedensoffensive« für die Ukraine  TED-032
11. August 2023

Vatikanstadt/Madrid. Papst Franziskus hat sich zu einem geplanten Besuch von Kardinal Matteo Zuppi in China geäußert. Nach Washington sei die chinesische Hauptstadt die nächste Station, denn beide seien der Schlüssel zur Deeskalation des Konflikts, sagte der Papst in einem am Freitag, 4. August, veröffentlichten Interview mit der spanischen Zeitschrift »Vida Nueva«.

Im Mai hatte Papst Franziskus Kardinal Zuppi zum Leiter einer Friedensmission zur Beendigung des Krieges in der Ukraine ernannt. Derzeit drehe sich der Auftrag vor allem um humanitäre Bemühungen wie die Rückführung der nach ukrainischen Angaben etwa 20.000 zwangsweise nach Russland gebrachten Kinder. »Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um sicherzustellen, dass jedes Familienmitglied, das die Rückgabe seiner Kinder fordert, dies auch erreichen kann«, bestätigte der Papst im Interview.

Zu diesem Zweck erwäge Franziskus die Ernennung eines ständigen Vertreters – als Brücke zwischen den russischen und ukrainischen Behörden. Weiter organisiere Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin derzeit ein Friedenstreffen mit Religionsführern »auf neutralem Boden« in Abu Dhabi, so der Papst. Es soll im November vor dem UN-Klimagipfel stattfinden. »All diese Initiativen nenne ich eine ›Friedensoffensive‹«, erklärte der Heilige Vater.

Des Weiteren gab Papst Franziskus in dem Interview mit »Vida Nueva« bekannt, dass er in den Kosovo reisen wolle. Derzeit werde an einem Besuch in dem südosteuropäischen Land gearbeitet, das sich im Konflikt mit seinem Nachbarland Serbien (das die 2008 ausgerufene Souveränität der Republik Kosovo nicht anerkennt) befindet. Fest stehe die Visite aber noch nicht, so der Papst.

Zugleich betonte er, kein großes Land in Europa besuchen zu wollen, bevor er nicht mit den kleinen Ländern fertig sei. »Ich habe mit Albanien angefangen und war zwar in Straßburg, aber nicht in Frankreich. Auch wenn ich nach Marseille fahre, werde ich nicht nach Frankreich fahren.«

Erneut bestätigte der Papst Pläne für eine Reise in seine Heimat Argentinien. »Im Moment denke ich nur an Argentinien. Und vielleicht an Uruguay«, so der Papst. Es sei nicht der erste Anlauf zu solch einer Reise. Bislang aber hätten Wahlen den Besuch immer vereitelt. In diesem Oktober sollen in Argentinien Präsident und Parlament gewählt werden. 2024 finden jedoch keine bedeutenden Wahlen statt.

Der Papst äußerte sich in dem Interview auch auch zu der Frage, ob die Zeit nicht reif sei für das nächste große Reformkonzil in der katholischen Kirche. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) sei immer noch nicht »auf die Straße gebracht« worden, antwortete Franziskus.

Mit Nachdruck wies der Papst in dem Interview als Unterstellung zurück, dass bei der bevorstehenden Bischofssynode im Vatikan die Lehre der Kirche verändert werden solle. Einer Ordensfrau, die ihn danach fragte, habe er unlängst geantwortet: »Sag mal, meine Liebe, wer hat dir denn diese Idee in den Kopf gesetzt?«

Im aktuellen Interview kritisiert Papst Franziskus eine immer wiederkehrende Angst, »dass wir alle heimlich von den ›Altkatholiken‹ angesteckt worden sind, die schon beim Ersten Vatikanischen Konzil behaupteten, die ›Bewahrer des wahren Glaubens‹ zu sein«. Verdächtigungen, man wolle den Weg der Altkatholiken gehen, müssten mit klaren Argumenten zurückgewiesen werden, so Franziskus. Es sei wichtig, sich gegen jene zu wehren, die einem das Wort im Mund herumdrehten.