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Kardinal Parolin fordert gleiche Bürgerrechte für Christen in Nahost

 Kardinal Parolin fordert gleiche Bürgerrechte für Christen in Nahost  TED-031
04. August 2023

Vatikanstadt. Volle Gleichberechtigung für die Christen in den Ländern des Nahen Ostens hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gefordert. Bei einem Gedenkgottesdienst für den in Syrien entführten und verschwundenen Pries-ter Paolo Dall’Oglio sagte Parolin am Samstagabend, 29. Juli, in der römischen Kirche Sant’Ignazio: »Um mit den Menschen anderen Glaubens in einen ernsthaften Dialog einzutreten, dürfen wir niemals unsere Identität als Chris-ten verstecken, sondern müssen sie in ihrer wahren Dimension zeigen.«

Wie Vatican News weiter berichtet, ermutigte der Kardinal die Christen im Nahen Osten, »die Sprache des Himmelreiches, das heißt des Respekts und der Wertschätzung« zu sprechen. Nur so könne die »Logik der Arroganz, des Stolzes, der Waffen, der Diskriminierung und des Krieges« durch eine »Logik der Nächstenliebe und des Mitfühlens« ersetzt werden. Die Christen sollten sich nicht als »Minderheiten« verstehen, deren Existenz im Nahen Osten lediglich toleriert werde. Vielmehr seien sie »in Syrien, in Palästina, in Israel, im Irak und allen anderen Ländern der Region Bürger, deren Freiheiten garantiert werden müssen«. Weiter sagte Parolin: »Sie sind vollwertiger Teil dieser Völker und haben stets engagiert und kompetent zu deren kultureller, wirtschaftlicher und politischer Entwicklung beigetragen.«

Anlass des Gottesdienstes war das Gedenken an den Jesuitenpater Dall’Oglio in Syrien, der seit zehn Jahren als vermisst gilt. Er hatte sich in Syrien für den Dialog von Christen und Muslimen eingesetzt. Parolin erinnerte daran, dass im selben Jahr mehrere christliche Geistliche in Syrien entführt wurden und bis heute spurlos verschwunden sind. Unter anderem nannte er den griechisch-orthodoxen Metropoliten Boulos Yazigi und den syrisch-
orthodoxen Metropoliten Youhanna Ibrahim.

Vor der heiligen Messe wurde ein Buch mit Texten von P. Dall’Oglio vorgestellt. Unter dem Titel »Mein Testament« kommentiert der Ordensmann darin die Regel der von ihm gegründeten Mönchsgemeinschaft Deir Mar Musa. Es handelt sich dabei um bisher unveröffentlichte Vorträge. Der Band enthält ein Vorwort von Papst Franziskus, in dem dieser sagt, dass es »keine Worte« gebe, »um den Schmerz über sein dramatisches Verschwinden auszudrücken«. P. Dall’Oglio habe die Probleme nicht ignoriert, aber es als »besondere Berufung für sein Handeln und das seiner Gemeinschaft empfunden, den Weg der Brüderlichkeit zu gehen«. Er hätte es nicht gewollt, auf den leidenschaftlichen Dialog zu verzichten, an den er immer geglaubt habe.