Liebe Mutter Oberin,
liebe Kapitelschwestern!
Ich freue mich, euch heute hier zu empfangen, während ihr das Ordentliche Generalkapitel, das achtzehnte, eurer Kongregation abhaltet.
Ich weiß, dass ihr einen langen Weg zurückgelegt habt, um dieses Ereignis vorzubereiten, und dass ihr dies nicht allein getan habt, sondern begleitet von den anderen Mitgliedern der claretinischen Familie und weiteren Personen, mit denen ihr Leben und Mission teilt. Danke für diesen Weg.
Euer Weg erinnert mich an die Geschichte von Emmaus. In jenem Evangeliumsabschnitt sehen wir zwei Jünger, die gemeinsam unterwegs sind; dann begegnen sie einem Fremden, unterhalten sich mit ihm, laden ihn zum Abendessen ein. Als sie entdecken, dass dieser Pilger der auferstandene Jesus ist – sie entdecken es, als sie merken, dass ihr Herz in seiner Gegenwart brennt, als sie Zeugen seiner Worte und seiner Gesten werden, als sie Brot und Wein mit ihm teilen und in Gemeinschaft mit ihm treten –, da können sie nicht anders als hinausgehen und es verkünden, sie gehen eilig hinaus und sie gehen voller Freude. In der Emmausgeschichte können wir die zentralen Punkte des synodalen Prozesses erkennen, den wir in der Kirche gerade erleben: Begegnung, Teilnahme, Dialog, Gemeinschaft, Mission. Dies alles: Begegnung, Teilnahme, Dialog, Gemeinschaft, Mission.
Und das ist auch das, was ihr leben und anbieten wollt, ausgehend von der Besonderheit eures Charismas und indem ihr euch dem Weg der Weltkirche anschließt. Ich danke euch für diese Bereitschaft, diese Sehnsucht, gemeinsam Räume des Zuhörens und Räume der Verkündigung des Evangeliums zu schaffen, an jedem Ort der Welt, wo ihr seid.
Ausgehend vom Namen der Kongregation möchte ich drei Aspekte unterstreichen, die Merkmale eurer Berufung sind: ihr seid marianisch, missionarisch und claretinisch. Ihr seid marianisch, das Unbefleckte Herz Marias begleitet euch, weist euch auf das heiligs-te Herz ihres Sohnes hin und sagt euch: »Was er euch sagt, das tut!«
(Joh 2,5). Das ist bedenkenswert: in der Geis-teshaltung von Maria gibt es immer dieses: auf Jesus hinweisen, auf Jesus hinweisen. Das ist die Sendung der Mutter: auf Jesus hinweisen. Als Missionarinnen bringt ihr die Botschaft Jesu dorthin, wohin ihr gesandt werdet, mit dem Vertrauen und der Zärtlichkeit Marias, indem ihr den Worten und Gesten des Herrn Gestalt verleiht, um in der Welt sein Reich der Liebe gegenwärtig werden zu lassen. Und ihr seid auch claretinisch, Töchter von Antonius Maria Claret, einem heiligen Hirten, Missionar und Gründer, der für euch Fürsprache hält und der das Vorbild ist, auf das ihr immer blicken könnt, um von ihm zu lernen, eine kindliche Beziehung zu Maria zu pflegen, Leidenschaft für die Evangelisierung und missionarischen Mut zu haben.
Liebe Schwestern, ich lade euch ein, eure charismatischen Wurzeln tiefer kennenzulernen, in diesen drei Aspekten eurer Kongregation, die kennzeichnend sind für euch. Das ist das Erbe, das ihr empfangen habt und das ihr an die Menschen in eurer Nähe weitergeben sollt, indem ihr sie mit der Freude des Evangeliums »ansteckt«. Habt keine Angst geographische Grenzen zu überschreiten und sogar über existenzielle Grenzen hinauszugehen, wie es P. Claret getan hat, damit alle die aus dem Herzen Gottes überfließende Liebe kennenlernen. Die Kirche und die Welt von heute brauchen dringend das treue und mutige Zeugnis eurer gottgeweihten Leben.
Ich bete für Früchte des Generalkapitels, die kreativ sein sollen, und ich bitte euch, nicht zu vergessen, für mich zu beten. Jesus segne euch und die Unbefleckte Jungfrau Maria behüte euch. Danke.
(Orig. span.; Ital. in O.R. 24.7.2023)