Vatikanstadt / Washington. Im Rahmen der ihm vom Heiligen Vater anvertrauten Friedensmission hielt sich Kardinal Zuppi vom
17. bis 19. Juli in Washington auf und traf dort mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Joe Biden, zusammen.
Wie dem Kommuniqué des Heiligen Stuhls vom 19. Juli zu entnehmen ist, fand nach Ankunft des Kardinals am Abend des 17. Juli zunächst in der Apostolischen Nuntiatur eine Begegnung mit Erzbischof Timothy Broglio statt, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten, bei dem einige Überlegungen zum Krieg in der Ukraine und zu den Initiativen des Heiligen Stuhls zugunsten der Opfer und des Friedens ausgetauscht wurden.
Im Anschluss sagte Erzbischof Broglio, der auch für das Militärordinariat zuständig ist, im Gespräch mit Vatican News, dass er die Begegnung des Kardinals mit Präsident Biden für sehr bedeutend halte. Er äußerte sich aber zugleich besorgt über die Entscheidung der USA, Streubomben an die Ukraine zu liefern: »Ich bin sicherlich sehr besorgt darüber, und natürlich ist jede Eskalation gefährlich«, so Broglio. Jüngst habe Bischof Malloy als Vorsitzender des Ausschusses für Internationale Gerechtigkeit und Frieden eine Erklärung veröffentlicht, in der er den Einsatz von Streubomben verurteilt. Mit dieser schließe er sich klar der Position des Heiligen Stuhls an. »Streubomben stellen eine besondere Gefahr für die Zivilbevölkerung dar, auch weil nicht explodierte Sprengkörper jederzeit unversehens hochgehen können«, so der Militärbischof.
Am nächsten Morgen, 18. Juli, traf die Delegation in Begleitung des Apostolischen Nuntius Christophe Pierre und des Beraters der Nuntiatur, Msgr. Séamus Patrick Horgan, im Rayburn House Office Building mit Mitgliedern der US-Regierungskommission für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (Helsinki-Kommission) zusammen, denen sie Art und Ablauf der ihr vom Papst übertragenen Mission vorstellten und dann gemeinsam überlegten, wie diese effektiver gestaltet werden könnte.
Am Nachmittag begab sich Kardinal Zuppi mit der Delegation ins Weiße Haus, wo sie von Präsident Biden empfangen wurden. Der Kardinal übergab Biden einen Brief des Heiligen Vaters , in dem dieser seine Trauer über das durch den Krieg verursachte Leid zum Ausdruck brachte. Das Treffen, das kurz nach 17 Uhr begann und über eine Stunde dauerte, fand in einer Atmosphäre großer Herzlichkeit und gegenseitigen Zuhörens statt. Während des Treffens wurde der Delegation die volle Bereitschaft zugesichert, Initiativen im humanitären Bereich, insbesondere für Kinder und die schwächsten Bevölkerungsgruppen, zu unterstützen und Wege des Friedens zu fördern. Am Morgen des
19. Juli nahm die Delegation des Heiligen Stuhls am Gebetsfrühstück des Senats im Gebäude des US-Kongresses teil, wo Kardinal Zuppi die Gelegenheit hatte, die Teilnehmer über die Begegnungen im Rahmen der verschiedenen Etappen seiner Friedensmission zu informieren.
Auch der Apostolische Nuntius in den Vereinigten Staaten, Christopher Pierre, äußerte sich im Anschluss an das Treffen mit dem Präsidenten, das »sehr gut« verlaufen sei, in einem Interview mit Vatican News und zeigte sich vorsichtig optimistisch. Er verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass es im Anschluss an die Friedensmission humanitäre Fortschritte geben werde, insbesondere in Bezug auf »die Kinder, die von der Ukraine nach Russland gebracht wurden«. Der Apostolische Nuntius war bei den hochrangigen Gesprächen des päpstlichen Gesandten anwesend: »Der Präsident hat sehr gut zugehört und seine Genugtuung über die Initiative des Paps-tes zum Ausdruck gebracht, und wir hatten einen langen Austausch über die Sicht des Präsidenten und die Sicht des Heiligen Vaters zu diesem Thema«, so der französische Diplomat. Kardinal Zuppi habe betont, »dass wir einen Beitrag leisten wollen, auch wenn wir nicht die Möglichkeit haben, alle Probleme sofort zu lösen. Wir kennen ihre Komplexität«, so Erzbischof Pierre. Auch wenn es im Moment keine greifbaren Ergebnisse gebe, sei es wichtig, alle Anstrengungen für die Leidenden zu unternehmen.
Auf diplomatischer Ebene sei der Beitrag der Kirche von entscheidender Bedeutung, zeigte sich der künftige Kardinal Pierre überzeugt: »Der Heilige Stuhl ist Teil der Welt, und die Folgen des Krieges sind für die Menschen schrecklich. Ich spreche von den Flüchtlingen, den Toten, dem Trauma, vor allem aber von den Kindern.« Als Diplomaten, so schloss er, »müssen wir Schritt für Schritt arbeiten. Wir machen den ersten Schritt, wenn es möglich ist. Einer dieser Schritte, das ist genau das, was Kardinal Zuppi tut, ohne zu behaupten, alles lösen zu können. Aber wir sind voller Hoffnung für die Zukunft.«