Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!
Das heutige Evangelium berichtet von einem sehr schönen Gebet Jesu, der sich mit den Worten an den Vater wendet: »Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast« (Mt 11,25). Doch wovon spricht Jesus? Und wer sind diese Kleinen, diese Unmündigen, denen all dies offenbart wird? Lasst uns darüber nachdenken: über die Dinge, für die Jesus den Vater preist, und über die Kleinen, die sie zu empfangen wissen.
Die Dinge, für die Jesus den Vater preist. Kurz zuvor hat der Herr an einige seiner Werke erinnert: »Blinde sehen wieder […]; Aussätzige werden rein […]; […] Armen wird das Evangelium verkündet« (Mt 11,5), und er hat ihre Bedeutung offenbart, indem er sagte, dass dies Zeichen des Wirkens Gottes in der Welt sind. Die Botschaft ist also klar: Gott offenbart sich, indem er den Menschen befreit und heilt – vergessen wir das nicht: Gott offenbart sich, indem er den Menschen befreit und heilt –, und er tut dies mit einer unentgeltlichen Liebe, mit einer Liebe, die rettet. Deshalb preist Jesus den Vater, da seine Größe in der Liebe besteht und er niemals jenseits der Liebe handelt. Aber diese Größe in der Liebe wird von jenen nicht verstanden, die es sich anmaßen, groß zu sein und sich einen Gott nach ihrem eigenen Bild zu machen: mächtig, unnachgiebig, rachsüchtig. Mit anderen Worten, diese anmaßenden Menschen können Gott nicht als Vater annehmen; diejenigen, die von sich selbst eingenommen sind, stolz, nur auf ihre eigenen Interessen bedacht – das sind die Anmaßenden –, überzeugt, dass sie niemanden brauchen. Jesus nennt in diesem Zusammenhang die Bewohner von drei wohlhabenden
Städten jener Zeit, Chorazin, Betsaida und Kafarnaum, in denen er viele Heilungen vollbrachte, deren Bewohner jedoch seiner Verkündigung gegenüber gleichgültig blieben. Für sie waren die Wunder nur spektakuläre Ereignisse, die Schlagzeilen machten und den Klatsch anheizten: Nachdem sie sich vorübergehend für sie interessiert hatten, legten sie sie zu den Akten, um sich vielleicht anderen aktuellen Neuigkeiten des Moments zu widmen. Sie verstanden es nicht, wie sie die großen Dinge Gottes aufnehmen sollten.
Die Kleinen hingegen verstehen, sie zu empfangen, und Jesus preist den Vater für sie: »Ich preise dich«, sagt er, »weil du den Kleinen das Himmelreich offenbart hast.« Er lobt ihn für die Einfachen, deren Herzen frei von Eitelkeit und Eigenliebe sind. Die Unmündigen sind diejenigen, die sich wie Kinder bedürftig und nicht selbstgenügsam fühlen, die offen für Gott sind und ob seiner Werke staunen. Sie können seine Zeichen lesen, sie staunen über die Wunder seiner Liebe! Ich frage jeden von euch, auch mich: Können wir über die Dinge Gottes staunen oder nehmen wir sie als etwas Vorübergehendes hin?
Brüder und Schwestern, unser Leben ist, wenn wir darüber nachdenken, voller Wunder: Es ist voll von Gesten der Liebe, Zeichen der Güte Gottes. Doch auch unser Herz kann angesichts dieser Wunder gleichgültig bleiben und all dies kann zur Gewohnheit werden, zur Neugier, zur Unfähigkeit, zu staunen, sich »beeindrucken« zu lassen. Ein verschlossenes Herz, ein gepanzertes Herz ist nicht in der Lage, zu staunen. Beeindruckt werden ist ein schönes Verb, das an den Film eines Fotografen erinnert. Das ist die richtige Haltung gegenüber den Werken Gottes: seine Werke im Geist zu fotografieren, damit sie sich ins Herz einprägen, und sie dann im Leben durch viele gute Gesten zu entfalten, damit das »Foto« des Got-tes, der Liebe ist, in uns und durch uns immer heller wird.
Und nun fragen wir uns, jeder von uns: Weiß ich, wie Jesus uns heute zeigt, in der Flut der Nachrichten, die uns überrollt, bei den großen Dingen Gottes innezuhalten, bei denen, die Gott vollbringt? Kann ich wie ein Kind über das Gute staunen, das im Stillen die Welt verändert, oder habe ich die Fähigkeit zu staunen verloren? Und preise ich den Vater jeden Tag für seine Werke? Maria, die im Herrn jubelte, möge uns befähigen, über seine Liebe zu staunen und ihn in Einfachheit zu preisen.
Nach dem Angelusgebet sagte der Papst:
Liebe Brüder und Schwestern, mit Schmerz habe ich erfahren, dass im Heiligen Land erneut Blut vergossen wurde. Ich hoffe, dass die israelischen und palästinensischen Autoritäten den direkten Dialog wieder aufnehmen können, um die Spirale der Gewalt zu beenden und Wege der Versöhnung und des Friedens zu eröffnen.
Heute begehen wir den »Sonntag des Meeres«, der all jenen gewidmet ist, die auf Schiffen, in Häfen und im maritimen Umfeld arbeiten. Ich danke den Seeleuten, die – neben ihrer Arbeit – das Meer vor verschiedenen Formen der Verschmutzung schützen und den Schmutz, den wir wegwerfen, das Plastik, aus dem Meer entfernen… Die Fischer von San Benedetto del Tronto haben mir einmal von den Tonnen an Plastik erzählt, die sie aus dem Meer gefischt haben, wie wir vor kurzem in der Sendung »A Sua Immagine« gesehen haben. Ich danke den Seelsorgern und Ehrenamtlichen des Apostolats des Meeres und empfehle alle dem Schutz von Maria »Stella Maris« an. Ich möchte auch voll Dankbarkeit an all jene denken, die mit »Mediterranea Saving Humans« zusammenarbeiten, um Migranten auf dem Meer zu retten, vielen Dank, liebe Brüder und Schwestern!
Und nun grüße ich euch, liebe Römer und Pilger, die ihr trotz der Juli-Hitze hier auf dem Platz seid! Einen Applaus für euch alle! Ich freue mich, besonders die Pfadfinderinnen und die Studenten aus Lemberg in der Ukraine zu grüßen: Ich gebe euch meinen Segen und schließe in ihn alle eure Lieben und euer Volk ein, das so sehr geprüft wird. Lasst uns für dieses Volk beten, das so sehr leidet. Ich grüße die Polen und denke an die große Wallfahrt, die heute zum Heiligtum von Jasna Góra in Tschenstochau stattfindet.
Ich grüße die Jugendlichen der Bewegung »Regnum Christi«, die Pfadfinder aus Modica, den Kirchenchor von Santo Stefano Quisquina – Agrigent, die Jugendlichen der Diözese Pistoia und die Gläubigen aus Sacile.
Ich wünsche allen einen schönen Sonntag. Bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!