Vatikanstadt. In einem Interview mit Radio Vatikan erinnert Bischof Paul Hinder, der emeritierte Apostolische Vikar von Südarabien, an Mutter-Teresa-Schwestern, die 2016 im Jemen ermordet wurden. Ihr Leben habe ihm vor Augen geführt, was es bedeute, Jesus zu lieben. Es sei wichtig, das Glaubenszeugnis neuer Märtyrer hervorzuheben.
Was ihn an den Schwestern im Jemen immer beeindruckt habe, »das war ihr Einsatz an der Seite der Ärmsten, für Personen, für die niemand eine Sorge auf sich genommen hat«, so der Schweizer Kapuziner im Gespräch. Und zählt dann die Bedürftigen im Jemen auf, für die sich die getöteten Ordensfrauen eingesetzt hätten: ältere Personen, Menschen mit körperlicher Behinderung sowie bedürftige Kinder. »Sie haben mit diesen Menschen gelebt und sind mit ihnen durch diese schwierige Zeit gegangen«, so Hinder weiter.
Das habe auch die Jemeniten beeindruckt. Er erinnere sich an einen Besuch, bei dem er beobachten konnte, wie die Ordensfrauen mit den Menschen umgingen und wie diese sich über ihre Hilfe freuten. Hinder fährt fort: »Was mich vor allem dann aber auch überzeugt hat: Sie sind nie weggelaufen. Sie sind bis zum letzten Moment geblieben. Das gilt gerade für die Schwestern, die 2016 in Aden umgebracht wurden. Sie hätten weggehen können, aber das wollten sie nicht, obwohl ich ihnen die Wahl gelassen habe. Sie haben gesagt: ›Wir sind immer geblieben, auch in Kriegssituationen, solange es möglich war.‹ Und dann haben vier von ihnen zusammen mit dem Laien-Personal dafür mit dem Leben bezahlt.«
Er sei persönlich davon überzeugt, dass die Hingabe ihres Lebens Früchte tragen werde »in einem Bereich, den wir nicht kontrollieren können«: »Wir befinden uns hier definitiv im Bereich des Glaubens. Es ist schwierig zu erklären, aber dass das Martyrium früher oder später etwas hervorbringt, davon bin ich überzeugt.«
Der Gedenktag für die jemenitischen Märtyrerinnen wurde im Vikariat für Südarabien für den
30. Juni eingeführt, »damit diese modernen Märtyrer nicht vergessen werden«, so Hinder: »Und damit bleiben sie uns in Erinnerung, auch wenn sie noch nicht offiziell heiliggesprochen sind. Das sind Menschen, die Zeugnis gegeben haben für die Präsenz Christi in einem Teil der Welt, wo das nicht ohne Weiteres erwartet wird. Für uns Christen im Rest der Welt bleiben solche Menschen und Märtyrer im Jemen und anderswo eine Provokation. Ich würde sagen, das ist eine Herausforderung, damit wir uns nicht den Bequemlichkeiten des modernen Lebens allein anvertrauen, sondern uns bewusst sind, was Nachfolge Jesu eben auch bedeuten kann: im Extremfall unser Leben riskieren, aber dies nicht fahrlässig suchen.«
Die Märtyrerinnen hätten ihm vorgelebt, was es heiße, nicht davonzulaufen, »wenn es gefährlich wird«, wiederholt Hinder: »Und da, denke ich, sind sie tatsächlich in der Nachfolge Jesu bis zum Kreuz treu geblieben.«
Bei dem Attentat in Aden wurde am 4. März 2016 ein von der katholischen Kirche betriebenes Alten- und Pflegeheim von Islamisten überfallen. 16 Menschen starben. Vier Missionarinnen der Nächstenliebe wurden durch Kopfschuss umgebracht: Sr. Anselm (59) aus Indien, Sr. Judith (41) aus Kenia, Sr. Marguerite (43) und Sr. Reginette (32 Jahre) aus Ruanda. Zuvor waren sie mit Handschellen gefesselt worden. Ebenso erging es den weiteren in dem Altenheim tätigen Helfern. Die Heimbewohner hingegen wurden von den Attentätern verschont. Auch die Oberin des Klosters, Sr. Sally, konnte sich in Sicherheit bringen.
Nach Angaben des Apostolischen Vikariats Südliches Arabien waren die Missionarinnen der Nächstenliebe seit 1973 im Jemen präsent. Das betroffene Haus der Gemeinschaft in Aden wurde 1992 eröffnet.
(vatican news)