Vatikanstadt. Bei der Generalaudienz am 28. Juni forderte Papst Franziskus die Anwesenden zu einem Applaus für eine neue Selige auf: Elisa Martinez. Die Italienerin war am Sonntag, 25. Juni, in Santa Maria di Leuca seliggesprochen worden, einem Marienheiligtum, das an der äußersten südöstlichen Spitze der italienischen Halbinsel liegt und deshalb auch den Beinamen »de Finibus Terrae« trägt. Der Name der Kongregation, die Elisa Martinez gegründet, trägt diesen Wallfahrtsort im Namen: »Töchter von Santa Maria di Leuca«. Der Papst zitierte in den italienischen Grußworten der Generalaudienz einen »schönen« Vorsatz der Seligen, den »wir uns zu eigen machen können«: »Das Herz weit machen, um alle Geschöpfe in jedem Winkel der Erde zu umarmen, vor allem die Bedürftigsten und am meisten Ausgegrenzten.«
Als älteste Tochter von acht Kindern kam Elisa Martinez am 25. März 1905 in Galatina (Provinz Lecce) zur Welt. Gegen den Willen des Vaters trat sie bei den Schwestern Unserer Lieben Frau von der Liebe des Guten Hirten ein und ging im April 1928 in das Mutterhaus im französischen Angers. Nach der ersten Profess musste sie jedoch die Kongregation aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Am 20. März 1938 gründete sie mit Unterstützung des Pfarrers von Miggiano, Lui-gi Cosi, und der Zustimmung des Bischofs von Ugento, Giuseppe Ruotolo, eine Kongregation, die 1941, bei der Anerkennung auf Diözesanebene, zu Ehren des größten Marienheiligtums der Diözese ihren heutigen Namen erhielt. Die Kongregation widmete sich vor allem der Ausbildung heranwachsender Mäd-chen, der Hilfe für alleinstehende Mütter und dem Einsatz in den Pfarreien. In den folgenden Jahren unternahm Mutter Elisa zahlreiche Reisen in Italien und im Ausland, wobei sie mit vielen Anfechtungen und Verleumdungen zu kämpfen hatte. Sie war fast ihr ganzes Leben lang Generaloberin und gab dieses Amt erst 1987 ab. Sie starb am 8. Februar 1991 in Rom, im Generalat der Kongregation, wo auch ihre sterblichen Überreste ruhen.
Kardinal Marcello Semeraro, Präfekt des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, stand in Vertretung des Paps-tes der Messe zur Seligsprechung auf dem Vorplatz der Wallfahrtskirche Santa Maria di Leuca vor. Die neue Selige habe sich stets von Gottes Hand beschützt gefühlt, auch in den schwierigsten Momenten, so der Kardinal in seiner Predigt. Sie habe die Armen geliebt, »weil sie in ihnen mit größerer Klarheit das Antlitz Christi entdeckte«, betonte Semeraro und verwies darauf, dass die Tugend der Demut das Leben der Seligen am stärksten gekennzeichnet habe. Demut sei »der Mörtel« gewesen, mit dem Mutter Elisa den »geistlichen Bau« errichtet habe, »so dass sie alles mit Freude tat, ohne menschliche Belohnungen und Anerkennung zu erwarten«, sondern »im Gegenteil jene Demütigungen in Kauf nahm, die der Dienst am Nächsten mit sich bringt«.