Vatikanstadt/Rom. Papst Franziskus hat von der Gemelli-Klinik aus einen Appell an die in Rom versammelten Mitglieder der EVP-Fraktion des Europaparlaments gerichtet. In einer mit Datum vom 9. Juni veröffentlichten Botschaft ruft der Papst die Mitglieder der EVP-Gruppe auf, dort geeint aufzutreten, wo es um grundlegende ethische Prinzipien und um die christliche Soziallehre gehe.
Christliche Politiker müssten stets »opportunistische Lösungen ablehnen und an den Prinzipien der Würde der Person und des Gemeinwohls festhalten«, schreibt Franziskus und fügt hinzu: »Das Evangelium soll euer Orientierungspunkt sein und die christliche Soziallehre euer Kompass.« Die EVP-Fraktion unter Vorsitz des deutschen EU-Abgeordneten Manfred Weber (CSU) hielt sich zu mehrtägigen Beratungen und Treffen in Rom und im Vatikan auf.
Franziskus empfiehlt den Politikern eine Vision von Europa, die Einheit und Verschiedenheit zusammenhält. So wie er es unlängst in Ungarn betont habe, müsse Europa die unterschiedlichen Kulturen und den Reichtum seiner verschiedenen Traditionen wertschätzen. Die EU-Institutionen und ihre politischen und kulturellen Initiativen müssten dafür sorgen, dass »dieses sehr bunte Mosaik zusammenhängende Formen ergibt«. Dafür brauche es eine gemeinsame Seele und eine weitreichende politische Vision, so der Papst.
Das Projekt Europa müsse daher auch mit Blick auf die weltweiten Entwicklungen gedacht werden. Dazu zählten die Herausforderung Migration und die Sorge für den Planeten Erde. Wenn es gelinge, die ursprüngliche Inspiration Europas neu zu beleben, könne sie darüber hinaus für die gesamte Menschheitsfamilie fruchtbar werden, betonte der Papst.