Vatikanstadt. Papst Franziskus hat die Kirche in Italien zu gemeinsamem Handeln aufgerufen. Es bestehe die Versuchung, die Seelsorge einigen »qualifizierten Akteuren« zu überlassen und den Rest der Gläubigen als bloße Empfänger von deren Aktionen zu sehen, sagte der Papst am Donnerstag, 25. Mai, vor der Vollversammlung der Italienischen Bischofskonferenz im Vatikan. Es sei jedoch jeder Getaufte dazu aufgerufen, sich aktiv im Leben und der Mission der Kirche einzubringen. Franziskus warnte zudem vor zu viel Bürokratie und Formalismus, die das Vorankommen und die Begegnung mit Männern und Frauen in der heutigen Zeit erschwerten. Ferner wandte er sich gegen eine »furchtsame Haltung« des kirchlichen Lamentierens über »eine Welt, die uns nicht mehr versteht, und des Bedürfnisses, die eigene Bedeutsamkeit zu betonen und geltend zu machen.«
Der Papst äußerte sich angesichts des Formats »Synodaler Prozess« über die Zukunft der katholischen Kirche in Italien. Die 2021 von der Italienischen Bischofskonferenz begonnenen Beratungen auf verschiedenen Ebenen sollen inhaltlich in die Weltsynode einfließen, die im Oktober 2023 und 2024 im Vatikan tagt.
Franziskus rief die italienische Kirche ferner zu Offenheit auf. »Wir müssen uns fragen, wie viel Platz wir in unseren Gemeinden wirklich den Stimmen von Jugendlichen, Frauen, Armen, Verzweifelten und vom Leben Verletzten geben und wie sehr wir ihnen zuhören«, sagte der Papst. Solange sie nur vereinzelt auftauchten, bleibe die Kirche eine Kirche der Wenigen anstatt eine synodale Kirche zu sein.