Liebe Brüder und Schwestern!
Im Apostolischen Schreiben Amoris laetitia habe ich betont: »Das Wohl der Familie ist entscheidend für die Zukunft der Welt und der Kirche« (Nr. 31). Mit dieser Überzeugung möchte ich den Family Global Compact unterstützen, ein gemeinsames Aktionsprogramm, das darauf abzielt, die Familienpastoral mit den Studien- und Forschungszentren über die Familie an den katholischen Universitäten in der ganzen Welt in Dialog zu bringen. Es handelt sich um eine Initiative des Dikasteriums für die Laien, die Familie und das Leben und der Päpstlichen Akademie für die Sozialwissenschaften, die aus Studien und Forschungen über die kulturelle und anthropologische Bedeutung der Familie und die neuen Herausforderungen, vor denen sie steht, hervorgegangen ist.
Ziel ist es, Synergieeffekte zu erreichen, damit die Familienpastoral in den Teilkirchen wirksamer von den Ergebnissen der Forschung sowie der Lehr- und Ausbildungstätigkeit an den Universitäten Gebrauch machen kann. Gemeinsam können die katholischen Universitäten und die Pastoral eine Kultur der Familie und des Lebens besser fördern, die, von den realen Umständen ausgehend, den jüngeren Generationen – in dieser Zeit der Ungewissheit und der mangelnden Hoffnung – dabei hilft, die Ehe, das Familienleben mit seinen Ressourcen und seinen Herausforderungen, die Schönheit, neues Leben zu schenken und zu hüten, wertzuschätzen. Es bedarf also eines verantwortungsvolleren und großherzigeren Einsatzes, »der darin besteht, die Gründe und die Motivationen aufzuzeigen, sich für die Ehe und die Familie zu entscheiden, so dass die Menschen eher bereit sind, auf die Gnade zu antworten, die Gott ihnen anbietet« (Amoris laetitia, 35).
Den katholischen Universitäten kommt die Aufgabe zu, vertiefte theologische, philosophische, juristische, soziologische und wirtschaftliche Analysen von Ehe und Familie zu entwickeln, um deren wirkliche Bedeutung in den zeitgenössischen Denk- und Handlungssystemen zu stützen. Die durchgeführten Studien zeigen, dass die familiären Beziehungen in einem Kontext der Krise stehen, der sowohl durch kontingente Schwierigkeiten als auch durch strukturelle Hindernisse genährt wird, was wiederum mangels angemessener Unterstützung durch die Gesellschaft eine unbeschwerte Familiengründung erschwert. Auch das ist ein Grund dafür, dass viele junge Menschen die Ehe ablehnen und sich für unbeständigere und unverbindlichere Formen von affektiven Beziehungen entscheiden. Die Studien zeigen aber auch, dass die Familie nach wie vor die wichtigste Quelle sozialen Lebens ist und dass es bewährte Praktiken gibt, die es verdienen, auf globaler Ebene geteilt und verbreitet zu werden. In diesem Sinne können und müssen die Familien selbst Zeugen und Protagonisten dieses Prozesses sein.
Der Family Global Compact ist in der Tat nicht als statisches Programm gedacht, das darauf abzielt, einige Ideen zu entwickeln, sondern als ein Weg, der sich in vier Etappen gliedert:
1. Die Eröffnung eines Prozesses des Dialogs und der verstärkten Zusammenarbeit zwischen den universitären Studien- und Forschungszentren, die sich mit Familienfragen befassen, mit dem Ziel, ihre Tätigkeit fruchtbarer zu machen, insbesondere durch die Schaffung oder Wiederbelebung von Netzwerken universitärer Einrichtungen, die sich an der Soziallehre der Kirche orientieren.
2. Die Schaffung einer größeren Synergie zwischen den christlichen Gemeinschaften und den katholischen Universitäten in Bezug auf Inhalt und Ziele.
3. Die Förderung einer Kultur der Familie und des Lebens in der Gesellschaft, damit nützliche Vorschläge und Ziele für die öffentliche Politik formuliert werden können.
4. Die Zusammenführung und Weiterführung der erarbeiteten Vorschläge, so dass der Dienst an der Familie in geistlicher, pastoraler, kultureller, rechtlicher, politischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht bereichert und gefördert wird.
Ein großer Teil dessen, was Gott sich für die menschliche Gemeinschaft ersehnt, verwirklicht sich in der Familie. Wir können uns daher nicht damit abfinden, dass sie im Zuge von Ungewissheit, Individualismus und Konsumdenken, die eine Zukunft des auf sich selbst fokussierten Individuums vor Augen haben, zugrunde geht. Die Zukunft der Familie kann uns nicht gleichgültig sein, denn sie ist eine Gemeinschaft des Lebens und der Liebe, ein unersetzliches und unauflösliches Band zwischen Mann und Frau, ein Ort der Begegnung der Generationen, die Hoffnung der Gesellschaft. Wir sollten uns daran erinnern, dass die Familie eine positive Auswirkung auf alle hat, da sie Gemeinwohl schafft: Gute familiäre Beziehungen sind ein unersetzlicher Reichtum nicht nur für die Ehepartner und ihre Kinder, sondern für die gesamte kirchliche und zivile Gemeinschaft.
Ich danke daher allen, die dem Family Global Compact beigetreten sind und noch beitreten werden, und lade dazu ein, sich mit Kreativität und Vertrauen all dem zu widmen, was dazu beitragen kann, die Familie wieder in den Mittelpunkt unseres pastoralen und sozialen Engagements zu stellen.
Rom, Sankt Johannes im Lateran,
13. Mai 2023.