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Gedanken zum Sonntag - 21. Mai: Siebter Sonntag der Osterzeit

Wir gehören einer ewigen Liebe

 Wir gehören einer ewigen Liebe  TED-020
19. Mai 2023

Am Ende rückt wieder alles ganz nahe zusammen. Mit dem siebten Sonntag der Osterzeit biegt die österliche Zeit in die Zielgerade hin auf Pfingsten ein. Langsam aber doch lassen wir Ostern hinter uns. Der Sommer und die Urlaubszeit sind die nächsten Ziele im
Lauf des Jahres, die am Horizont des Kalenders auftauchen. Doch die Liturgie der Kirche kann das Paschamysterium, in dem sie ja tief verwurzelt ist und aus dem sie wächst, nicht einfach auslaufen lassen. Wie einen einzigen großen und ewigen Sonntag werden die fünf-zig österlichen Tage in sieben österlichen Wochen begangen. Eine Zeit, die nicht einfach zu Ende geht, sondern die ihre Botschaft immer mehr und mehr verdichtet.

Beginnend mit Fragen und Staunen, Furcht und Schrecken in den ersten Berichten über die Begegnungen mit dem von den Toten auferstandenen Christus, weg von aufkommender menschlicher Freude, die festhalten will, was doch nur reines Geben sein kann, führen uns die Evangelien der Osterzeit immer mehr in die Tiefe jenes Geheimnis ein, »das Himmel und Erde versöhnt, das Gott und Menschen verbindet«, wie es im großen Lobgesang der österlichen Vigilfeier heißt. Am Ende sind die Apostel mit Maria wieder im Abendmahlssaal zu finden. Jenem Obergemach, wo ihre Welt noch ein letztes Mal heil schien, bevor sie der Schrecken jener Nacht des Verrates, der Folter und des grausamen Todes zerstreut hatte. Jenes Obergemach, in dem nach Johannes Jesus zu beten beginnt. Innig und immer tiefgründiger tritt die Verbindung, die Liebe zu Tage, die ihn und den Vater verbindet, sie eins sein lässt. Aber nicht um sich in dieser Liebe ewig selbst zu genügen, sondern um sich in dieser Liebe ewig hinzuschenken – in die große unendliche Schöpfung genau so wie in jeden einzelnen Menschen.

Kein Zufall wirft uns blind ins Geschick einer Welt ohne Gott. Wir gehören einer ewigen Liebe, die um uns weiß, und die keinen und keine verloren gehen lässt. Anders als bei den drei synoptischen Evangelien, die das Gebet Jesu im Garten Gethsemane verorten und dort in der dunklen Nacht jene innerliche Erschütterung beschreiben, die den Herrn in seinem Heimgehen zum Vater erfüllte, trägt Jesus bei Johannes schon ein österliches Leuchten, das ganz von innen, vom göttlichen Herzen kommt. Dorthin bringt er uns und unsere Wunden heim. Romano Guardini schreibt in seinem Buch Der Herr über den Gethsemane-Moment: »Was nachher kam war der Vollzug dieser Stunde. In ihr wurde alles vorweggenommen; was nachher kam, war nur das Vollbringen.«

Michael Max,

Rektor des Päpstlichen Instituts

Santa Maria dell’Anima in Rom