Vatikanstadt. Papst Franziskus hat am Freitag, 5. Mai, die Mitglieder der von ihm eingerichteten Kinderschutzkommission in Audienz empfangen. Es war die erste Begegnung seit Umstrukturierung des Gremiums im vergangenen Jahr.
In seiner Ansprache rief Franziskus die Kommissionsmitglieder auf, beim Schutz betroffener Personen voranzugehen und Wege zur Wiedergutmachung und zu einem sensiblen Umgang mit Missbrauchsopfern zu ebnen. Der Schutz von Minderjährigen und gefährdeten Personen müsse für alle Mitarbeitende der Kirche Priorität sein.
In diesem Zusammenhang betonte der Papst die Rolle kirchlicher Amtsträger und ihre Vorbildfunktion. Zugleich räumte er Versäumnisse bei der Missbrauchsaufarbeitung ein. Es sei an der Zeit, den entstandenen Schaden wiedergutzumachen, forderte Franziskus. Niemand könne heute mehr allen Ernstes behaupten, nicht von der Realität des sexuellen Missbrauchs in der Kirche betroffen zu sein. Weiteres Thema der Ansprache waren die bereits ergriffenen Maßnahmen seit Gründung der Kinderschutzkommission vor zehn Jahren. Dazu zähle auch das Motu proprio Vos estis lux mundi (»Ihr seid das Licht der Welt«), das kürzlich bestätigt und verschärft wurde. Die entsprechenden Vorgaben regeln, wie im Fall von Missbrauchs-Verdachtsfällen vorzugehen ist und wer, wann, wofür zuständig ist.
Die päpstliche Kommission soll die Einhaltung der neuen und strengeren vatikanischen Leitlinien zum Kinderschutz überwachen und nationale Bischofskonferenzen bei der Umsetzung beraten. Besonders im globalen Süden sollen angemessene Strukturen zum Missbrauchsschutz geschaffen werden. Das ist eine Erweiterung des Aufgabenfelds, die mit der Umstrukturierung des Gremiums 2022 einherging. Zuvor war die Kommission vor allem für die Betreuung von Missbrauchsbetroffenen, dem Erstellen von Leitlinien zur Prävention und Schulung von kirchlichem Personal zuständig.
Für das umfassendere Aufgabenfeld hatte Franziskus die Mitgliederzahl der 2014 gegründeten Kommission erhöht. Dafür fordert er einen jährlichen Bericht über Umsetzung und Fortschritte der kirchlichen Bemühungen im Kampf gegen sexuellen Missbrauch.
Die Kinderschutzkommission war zu ihrer Vollversammlung in Rom zusammengekommen, um über Methodik und Inhalt des Berichts zu beraten. Bei dem aktuellen Kommissionstreffen ging es auch um Arbeitsmethoden, Rollen und Zuständigkeiten.
Die Kinderschutzkommission wird in Kürze ihre überarbeiteten Richtlinien vorstellen. Außerdem habe die Kommission neue Safeguarding-Partnerschaften abgeschlossen, einen 5-Jahres-Strategieplan erarbeitet und Methoden analysiert, um Online-Pädophilie entgegenzuwirken, gab die Kommission im Anschluss an ihre jüngste Vollversammlung bekannt. In dem 5-Jahres-Strategieplan seien Ziele, Vorgaben und Leistungsindikatoren festgelegt, um Fortschritte zu messen und den Beteiligten gegenüber Rechenschaft ablegen zu können, so die Kinderschutzkommission in ihrem Statement, das auf die jüngste Vollversammlung folgt, die vom 3. bis zum 6. Mai stattgefunden hat. »Der Heilige Vater hat viel von uns verlangt, und wir sind alle entschlossen, dies zu erfüllen«, so Kardinal O’Malley.