Vatikanstadt. Erzbischof Robert Francis Prevost hat am 12. April sein Amt als Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe angetreten. Der 67-jährige US-Amerikaner folgte damit auf den kanadischen Kardinal Marc Ouellet in der Behörde der Römischen Kurie, die etwa für Verfahren von Bischofsernennungen und disziplinarrechtliche Angelegenheiten zuständig ist. Der Ordensmann war von 2001 bis 2013 Generalprior des Augustinerordens und von 2015 bis 2023 Bischof von Chiclayo im Norden Perus.
Im Interview vom 4. Mai mit den Vatikanmedien beantwortet er die Fragen von Andrea Tornielli und spricht darüber, was einen Bischof in der heutigen Zeit auszeichnen sollte. Nach dem »Idealbild des Bischofs für die Kirche unserer Zeit« gefragt, unterstreicht der Erzbischof: »In erster Linie muss er ›katholisch‹ sein: Manchmal besteht die Gefahr, dass der Bischof sich nur auf die lokale Dimension konzentriert. Aber ein Bischof sollte eine viel umfassendere Vision der Kirche und der Realität haben und die Universalität der Kirche erfahren. Er muss auch die Fähigkeit haben, zuzuhören und sich beraten zu lassen, und er muss psychologisch und geistlich reif sein. Ein grundlegendes Element seines Profils ist es, ein Seelsorger zu sein, der in der Lage ist, den Mitgliedern der Gemeinschaft nahe zu sein, angefangen bei den Priestern, für die der Bischof Vater und Bruder ist. Diese Nähe zu allen zu leben, ohne jemanden auszuschließen.«
Papst Franziskus habe von den vier Ebnen der Nähe gesprochen, dies seien »die Nähe zu Gott, zu den bischöflichen Brüdern, zu den Priestern und zum ganzen Volk Gottes«. Man dürfe nicht der Versuchung der Isolierung und Abschottung nachgeben. »Und wir dürfen uns nicht hinter einer Vorstellung von Autorität verstecken, die heute keinen Sinn mehr macht. Die Autorität, die wir haben, ist die, zu dienen, Priester zu begleiten, Seelsorger und Lehrer zu sein. Wir sind oft damit beschäftigt, die Lehre, die Art und Weise, wie wir unseren Glauben leben sollen, zu lehren, aber wir laufen Gefahr zu vergessen, dass unsere erste Aufgabe darin besteht, zu lehren, was es bedeutet, Jesus Christus zu kennen und Zeugnis von unserer Nähe zum Herrn zu geben. Das steht an erster Stelle: die Schönheit des Glaubens zu vermitteln, die Schönheit und Freude, Jesus zu kennen. Das bedeutet, dass wir es selbst leben und diese Erfahrung teilen.«
Eine weitere Frage drehte sich um das Verfahren zur Ernennung neuer Bischöfe, bei dem laut der Apostolischen Konstitution Praedicate Evangelium »auch Mitglieder des Volkes Gottes« beteiligt werden sollen. Prevost begrüßte dies im Interview und erläuterte: »Wir hatten eine interessante Diskussion unter den Mitgliedern des Dikasteriums über diese Frage. Seit einiger Zeit werden nicht nur einige Bischöfe oder Priester angehört, sondern auch andere Mitglieder des Volkes Gottes. Das ist sehr wichtig, denn der Bischof ist berufen, einer bestimmten Ortskirche zu dienen. Deshalb ist es auch wichtig, auf das Volk Gottes zu hören. Wenn ein Kandidat niemandem in seinem Volk bekannt ist, ist es schwierig – nicht unmöglich, aber schwierig –, dass er wirklich Hirte einer Gemeinschaft, einer Ortskirche werden kann. Deshalb ist es wichtig, dass der Prozess ein wenig offener ist, um verschiedenen Mitgliedern der Gemeinschaft zuzuhören. Das bedeutet nicht, dass die Ortskirche ihren Hirten wählen muss, als ob die Berufung zum Bischof das Ergebnis einer demokratischen Abstimmung, eines fast ›politischen‹ Prozesses wäre. Es ist eine viel umfassendere Sichtweise erforderlich, und die Apostolischen Nuntiaturen sind dabei sehr hilfreich. Ich glaube, dass wir uns allmählich mehr öffnen und den Ordensleuten, den Laien, etwas stärker zuhören müssen.«
Auf die Bekämpfung des Miss-brauchs angesprochen erläuterte der Erzbischof die Aufgabe seines Dikasteriums, die auch darin bestehe, »die Bischöfe zu begleiten, die nicht die notwendige Vorbereitung erhalten haben, um mit diesem Thema umzugehen«. Es sei »dringend notwendig, dass wir verantwortungsvoller und sensibler mit diesem Thema umgehen«. »Wir müssen transparent und ehrlich sein, die Opfer begleiten und ihnen helfen, denn sonst werden ihre Wunden nie heilen. Daraus ergibt sich eine große Verantwortung für uns alle.«