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FRAUEN KIRCHE WELT

Die Ideen

Ich war im Gefängnis…

 Ero in prigione...  DCM-005
06. Mai 2023

Diese Monatsausgabe enthält Geschichten und Erfahrungen von Frauen, die in Gefängnissen wirken, sei es als Arbeit, als soziales Engagement, als ehrenamtliche Tätigkeit oder um des Glaubens willen. Anlass ist der nationale Kongress »Frau sein im Gefängnis«, der diesen Monat von der USMI, der Vereinigung der italienischen Generaloberinnen, ausgerichtet wird, und ihr Projekt der Koordinierung von geweihten Frauen, Ordensfrauen und Laiinnen sowie Freiwilligen in den Strafvollzugsanstalten.

Für die Kirche ist das Gefängnis – ein Ort voller Probleme und Leid – auch ein »theologischer« Ort - »Ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen«, so das Matthäusevangelium [25,36] – und ein Bereich, der historisch, zwischen Licht und Schatten, auch eine Rolle bei der Reformierung der Häftlinge spielen sollte. Auf Veranlassung von Papst Innozenz X. wurden im 17. Jahrhundert die »Carceri Nuove« errichtet, der »neue Kerker«, der Gerechtigkeit und Sauberkeit mit einer sichereren und humaneren Verwahrung von Straftätern verbindet, wie über dem Eingangsportal seines Gebäudes mitten in Rom zu lesen steht, das heutzutage die Nationale Direktion für Mafiabekämpfung beherbergt.

Der rote Faden von Zeugnissen aus verschiedenen Ländern, die in dieser Nummer zu lesen sind, ist der Einsatz für eine erneuerte Gefängnisseelsorge, die mit den problematischen und turbulenten Zeiten, in denen wir leben wie auch mit der Berufungskrise in der Kirche Schritt hält.

Daniela De Robert, eine Journalistin, die seit dreißig Jahren Freiwilligendienst in einem römischen Gefängnis leistet und Mitglied der Einrichtung ist, die die Einhaltung der Rechte von inhaftierten Personen in Italien überwacht, sagt, dass »auch die Kirche wieder dahin zurückkehren muss, eine Gemeinschaft zu sein, die dazu fähig ist, über Mauern, Trennungen und Ängste hinaus zu leben. Die Gefängnisse besuchen heißt auch dies: sich ihrer zu erinnern, als wären auch wir mit ihnen zusammen gefangen.«

Aus den USA richtet Karen Clifton, Exekutivkoordinatorin und Gründerin der Catholic Prison Ministries Coalition die Aufmerksamkeit auf das Problem der Begleitung. »Der Bedarf an diesem Dienst ist groß, und es gibt nur Wenige, die ihn ausüben«, so sagt sie. Und fragt sich: »Wie könnte es die katholische Kirche in den Vereinigten Staaten anstellen, ihren missionarischen Eifer für die Verbreitung des Evangeliums unter den Ausgestoßenen wiederzugewinnen, wie uns Papst Franziskus aufgefordert hat?« Als Ilaria Buonriposi, Comboni-Missionarin und Sozialarbeiterin, die in spanischen, peruanischen und nun auch US-amerikanischen Gefängnissen gearbeitet hat, in Lima den Guerilla-Kämpferinnen von Túpac Amaru begegnete, unterhielten sie sich über die Liebe. Sie hat von den Frauen, denen sie begegnete, gelernt, dass »gefangen(e) kein Substantiv, sondern ein Adjektiv ist: [das Wort] definiert nicht etwa das Wesen der Person, sondern eine Situation, in der diese lebt«.