Vatikanstadt. Papst Franziskus hat am Nachmittag des Karfreitag, 7. April, die Feier vom Leiden und Sterben Christi geleitet, die im Inneren des Petersdoms stattfand. Nach der Verlesung der Leidensgeschichte Jesu aus dem Johannesevangelium predigte, wie es an diesem Tag üblich ist, der Kardinal aus dem Kapuzinerorden Raniero Cantalamessa. Der Prediger des Päpstlichen Hauses ging auf das Thema des Todes Gottes ein. Seit zweitausend Jahren verkünde die Kirche am heutigen Tag den Tod des Gottessohnes am Kreuz. Doch werde in der säkularisierten westlichen Welt seit eineinhalb Jahrhunderten ein anderer Tod Gottes verkündet: der von Friedrich Nietzsche proklamierte Tod Gottes. Die Konsequenzen dieses Gedankens seien bis heute im postmodernen Denken intellektueller Kreise zu spüren. Der gemeinsame Nenner dieser Strömungen sei ein totaler Relativismus in Ethik, Sprache, Philosophie, Kunst und Religion. »Nichts ist mehr fest, alles ist flüssig oder verschwommen.«
Der Kardinal betonte, dass hinter diesem Nihilismus der »Geist der Verneinung« stehe, der schon Adam und Eva verführt habe. Dem modernen Menschen erscheine dies nur als ein Mythos, um das Böse in der Welt zu erklären. Aber »die Geschichte, die Literatur und unsere eigene Erfahrung« sagten uns, dass hinter diesem »Mythos« eine »transzendente Wahrheit« stehe, »die uns keine historische Erzählung oder philosophische Argumentation vermitteln« könne. »Gott, der unseren Hochmut kennt, ist uns zu Hilfe gekommen, indem er sich selbst vor unseren Augen entäußert hat« (vgl. Phil 2,6-8).
»Warum sprechen wir in der Karfreitagsliturgie über den Tod Jesu, der für die Sünden der ganzen Welt gestorben ist?«, fragte Cantalamessa. Der eigentliche Zweck sei, »die Gläubigen davor zu bewahren, in diesen Strudel des Nihilismus hineingezogen zu werden, der das wahre ›schwarze Loch‹ des geistigen Universums ist«. So forderte er zum Abschluss dazu auf, »mit bewegter Dankbarkeit und überzeugter denn je die Worte zu wiederholen, die wir in jeder heiligen Messe sprechen: ›Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.‹« Nach der Predigt des Kardinals sprach der Papst die Großen Fürbitten für die Anliegen der Kirche und der Welt in lateinischer Sprache.