Sr. Jennifer Berridge hilft Menschen, die aus dem Krankenhaus entlassen werden und anschließend zu Hause alleine zurechtkommen müssen

Eine Atmosphäre des Vertrauens aufbauen

 Eine Atmosphäre des Vertrauens aufbauen  TED-016
21. April 2023

Hilfsbedürftigen Menschen den Übergang vom Krankenhaus nach Hause zu erleichtern, das ist der Dienst von Sr. Jennifer Berridge CSJ, den sie gerne und mit Liebe tut. Sie arbeitet im Auftrag der Catholic Charities, eines Netzwerks von Wohltätigkeitsorganisationen in den Vereinigten Staaten, und hat am West Virginia Universitätskrankenhaus in Wheeling dieses neue Programm entwickelt.

Im Herbst 2020 gab Beth Zarate, Geschäftsführerin der Catholic Charities of West Virginia, bekannt, dass von den Catholic Charities USA ein Zuschuss zur Finanzierung eines Programms gewährt wurde, das Krankenhäuser entlasten soll. Die innovative, krankenhausbasierte Initiative konzentriert sich auf das Management chronischer Krankheiten, die Sicherheit zu Hause, die Ernährungsweise, Unterstützungsnetzwerke und Nahrungsmittelsicherheit. Wenn einer dieser Faktoren nicht beachtet wird, kann es schnell zu einer erneuten Einweisung ins Krankenhaus kommen. Rücküberweisungen sind nicht nur für die Patienten schädlich, sondern wirken sich auch negativ auf die Erstattungssätze für Krankenhäuser aus, die in einkommensschwachen Gebieten um ihr Überleben kämpfen. Im Jahr 2021 gehörte West Virginia zu den zehn ärmsten Bundesstaaten der USA.

Sr. Jennifer stieß im Januar 2021 als Fallmanagerin zum Team der Catholic Charities, das neue Programm startete offiziell am 1. März 2021 im Krankenhaus von Wheeling. In ihrer Funktion ist Sr. Jennifer der »bodenständige« Teil der Operation. Wenn eine Entlassung ansteht, besucht sie den Patienten möglichst schnell, um mit dem Aufbau einer Beziehung zu beginnen. Nachdem sie sich vorgestellt und die verschiedenen Dienste erklärt hat, fragt sie den Patienten: »Wenn Sie nach Hause gehen, haben Sie dann alles, was Sie brauchen?« Viele Patienten haben keine Lebensmittel und andere notwendige Hygieneartikel, um gesund zu bleiben. Außerdem schämen sie sich oft für ihre Situation. »Der Aufbau einer Beziehung ist der Schlüssel«, sagt Sr. Jennifer. »Wenn sie auch nicht unter Ernährungsunsicherheit leiden, kann ich ihnen doch anbieten, ihnen eine Kiste mit Lebensmitteln zu bringen, bevor sie das Krankenhaus verlassen, oder zu ihnen nach Hause, wenn sie entlassen werden. Es ist schon vorgekommen, dass Menschen weinend vor mir standen und mir für Lebensmittel, Dinge für die Grundbedürfnisse und anderes gedankt haben, worüber sich die meisten Menschen nicht einmal Gedanken machen müssen.«

Auch die Beziehungen zu Mitarbeitern und Kollegen sind wichtig. »Ein Leitspruch der Kongregation des heiligen Joseph lautet: ›Es geht einzig und allein um Beziehungen.‹ Und das ist auch der Ansatz für meinen Dienst. Das ist so wichtig, weil man damit eine Atmosphäre des Vertrauens und der Zusammenarbeit aufbaut.«

An einem beliebigen Tag hat Schwester Jennifer alles Mögliche zu tun, das reicht von der Lieferung warmer Mahlzeiten an entlassene Patienten bis hin zum Schreiben von Briefen an verschiedene Einrichtungen im Namen eines Hilfsbedürftigen.

Eine ihrer Lieblings-Erfolgsgeschichten ist die eines obdachlosen Mannes, der auf zusätzliche Sauerstoffzufuhr angewiesen war und den letzten Winter in seinem Auto gelebt hatte. Nach einer Operation am offenen Herzen und einem Krankenhausaufenthalt hatte er sich geweigert, in eine Obdachlosenunterkunft zu ziehen. Damit war er ein Hauptkandidat für eine allzu schnelle Wiedereinweisung.

Sr. Jennifer wurde aktiv und fand rasch eine Wohnung für Menschen mit Behinderungen. Sie bezahlte die Miete, besorgte Möbel und Lebensmittel, bevor sie sich an den Obdachlosen wandte, der ihr Angebot annahm und an einen sicheren Ort zog, um sich zu erholen. Er wurde nicht wieder ins Krankenhaus eingeliefert. Bis heute ist er nicht mehr obdachlos. »Das ist die Art von Patienten, die mich nachts wachhält«, räumt Sr. Jennifer ein.

Das Hospital Transition Program der Catholic Charities hat sich bei der Betreuung der Schwächsten als sehr effektiv erwiesen. Patienten, die bei ihrer Entlassung durch die Maschen fallen könnten, haben jetzt ein Sicherheitsnetz. Sr. Jennifers Entschlossenheit, ihren Patienten so gut wie möglich zu helfen, hat sich positiv auf die rund 100 Patienten ausgewirkt, mit denen sie in den letzten zwei Jahren gearbeitet hat. »Ich versuche, etwas zu bewirken. Ich kümmere mich um meine Patienten und sorge dafür, dass sie im Falle einer gesundheitlichen Notlage die Hilfe bekommen, die sie brauchen«, sagt sie. »Bislang musste in den ersten dreißig Tagen nach Entlassung niemand wieder eingewiesen werden.« Vielleicht hat das Team von Catholic Charities sie deshalb gebeten, bei der Entwicklung eines Programms in zwei Krankenhäusern in Huntington mitzuhelfen. In beiden Krankenhäusern gibt es jetzt Fallmanager zur Betreuung der Patienten.

In der Zwischenzeit wird das Wilson Sheehan Labor der katholischen Privatuniversität Notre Dame in Zusammenarbeit mit Catholic Charities West Virginia Auswirkungen und Effizienz des Zuschusses für das Programm untersuchen und bewerten. Wenn die derzeitige Erfolgsquote anhält, könnte es ein Modell für andere Krankenhäuser in den Vereinigten Staaten sein, in denen besonders vulnerable und bedürftige Bevölkerungsgruppen behandelt werden.

#sistersproject

Von Sr. Christine Schenk CSJ