Vatikanstadt/Rottenburg. Der emeritierte Vatikandiplomat Karl-Josef Rauber, früherer Präsident der Päpstlichen Diplomaten-akademie und Apostolischer Nuntius in sechs verschiedenen Ländern, ist am Abend des 26. März in Ergenzingen bei Rottenburg im Alter von 88 Jahren verstorben. Er war seit einer Corona-Erkrankung vor einem Jahr gesundheitlich bereits sehr angeschlagen.
Rauber war am 11. April 1934 in Nürnberg zur Welt gekommen und hatte nach dem 1950 am Gymnasium der Benediktiner in Metten abgelegten Abitur an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz Theologie und Philosophie studiert. Die Priesterweihe empfing er am 28. Februar 1959. Nach einer Zeit als Kaplan im hessischen Nidda absolvierte er ab 1962 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom ein Promotionsstudium in Kirchenrecht und besuchte gleichzeitig die Päpstliche Diplomaten-akademie. Am 1. Oktober 1966 trat er in den Diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhles ein und arbeitete bis 1977 in der deutschsprachigen Abteilung des Staatssekretariats. Danach wirkte er an verschiedenen Nuntiaturen, bis er am 18. Dezember 1982 zum Titularerzbischof von Giubalziana und zum Pro-Nuntius in Uganda ernannt wurde. Johannes Paul II. spendete ihm am 6. Januar 1983 die Bischofsweihe.
Von 1990 bis 1993 war Rauber Präsident der Päpstlichen Diplomatenakademie, von 1993 bis 1997 Apostolischer Nuntius in der Schweiz und Liechtenstein, von 1997 bis 2003 in Ungarn und Moldawien und von 2003 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2009 in Belgien und Luxemburg. Papst Franziskus nahm ihn im feierlichen Konsistorium vom 14. Februar 2015 ins Kardinalskollegium auf, unter Zuweisung der Titelkirche Sant’Antonio di Padova a Circonvallazione Appia.
Im bei Schönstattschwestern in Ergenzingen bei Rottenburg verbrachten Ruhestand arbeitete Rauber auch nach der Kardinalserhebung noch in der Seelsorge mit; so las er Messen, hörte Beichte und spendete das Sakrament der Firmung, bis die Corona-Erkrankung seinen Gesamtzustand allzu sehr beeinträchtigte. Kardinal Rauber soll nun nach Rom überführt und auf dem Campo Santo Teutonico beigesetzt werden, wo auch seine Eltern bestattet sind.
In einem Beileidstelegramm an den Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, würdigte Papst Franziskus das »hingebungsvolle Wirken« des Verstorbenen »für die Einheit des Volkes Gottes«. Als »wahrer Hirte der Kirche« sei er in all seinem Tun »von der Liebe Christi erfüllt« gewesen, die er »vorbehaltlos und freudig« an die Menschen weitergegeben habe.