Das Evangelium von der Auferweckung des Lazarus, das an diesem Sonntag gelesen wird, hat vordergründig mit einem Wunder Jesu zu tun. Bei aufmerksamer Betrachtung des Textes tritt aber noch ein anderes Motiv hervor, von dem ständig die Rede ist: der Glaube!
Dieses Thema ist auf allen Ebenen der Erzählung gegenwärtig: zunächst im Hinblick auf die Jünger, die Jesus einlädt, trotz der drohenden Gefahr, die der Weg mit sich bringt, zum Haus des Lazarus zu gehen, der schon vier Tage im Grab liegt. Er lädt sie zu diesem Weg ein und es scheint, dass er den Moment dafür so lange als möglich hinausgezögert hat, denn – so sagt er: – »Ich will, das ihr glaubt.«
Zum Glauben der Jünger kommt der Glaube der Schwester des Lazarus. Im Gespräch zwischen Jesus und Marta zeigt sich schnell, dass sie schon einen gewissen Glauben, ein Grundvertrauens auf Gott und Jesus Christus hat: »Ich weiß« – so sagt sie Jesus –: »Alles worum Du Gott bitten wirst, wird Gott Dir geben.«
Sie vertraut auch darauf, dass ihr Bruder im Tod nicht der Vernichtung anheimgefallen ist. »Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.« Doch Jesus will sie einen Schritt weiterführen, in ihrem Vertrauen und in ihrem Glauben: »Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.«
Und wie um Marta in ihrem Glauben zu prüfen, schließt er die Frage an: »Glaubst du das?« »Ja, Herr, ich glaube, dass Du der Chris-tus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.« Marta wird schon vor der Auferweckung im Gespräch mit Jesus von einem allgemeinen Vertrauen zu ihm, der Auferstehung und Leben ist, geführt.
Danach wirkt Jesus das Wunder der Auferweckung, oder besser: er bittet den Vater um dieses Wunder und dankt ihm zugleich, dass seine Bitte erhört wurde, »damit sie glauben, dass Du mich gesandt hast« – damit sie ihn als den Christus anerkennen. Die Auferweckung des Lazarus und mehr noch die Auferstehung Jesu sind Einladung zum Glauben in diesem Leben und darüber hinaus.
P. Dr. Markus Graulich,
Untersekretär des Dikasteriums
für die Gesetzestexte