Gedanken zum Sonntag - 5. März: Zweiter Fastensonntag

Gottes Präsenz und Herrlichkeit

 Gottes Präsenz und Herrlichkeit  TED-009
03. März 2023

»Das wirft ein neues Licht darauf« oder »Das leuchtet mir ein« – das sagen wir manchmal, wenn wir in einem Aha-Moment plötzlich Zusammenhänge verstehen, die vorher im Dunkeln lagen. Intuitiv verwenden wir so Licht als Bild für Erkenntnis und tiefere Einsicht. Bi-blisch steht das Licht auch für Gottes Präsenz und Herrlichkeit, so etwa die Feuersäule, in der Gott seinem Volk in der Wüste nachts leuchtet, während er es am Tag als Wolke leitet (Ex 13,23).

Im heutigen Evangelium tauchen beide Bilder, Licht und Wolke, wieder auf. Jesus führt einige Jünger auf einen »hohen Berg«, wo sie, fern vom alltäglichen Trubel, ihre gewohnte Umgebung überblicken. Hier beginnt Jesus hell zu leuchten: Gottes Herrlichkeit, die sonst verborgen ist, bricht in Jesus unmittelbar hervor und wird so für die Jünger ein Stück weit sichtbar. Wenn Gott sich so unmittelbar zeigt, ist es schwer passende Worte zu finden. Umso authentischer wirkt die Reaktion des Petrus (»es ist gut, dass wir hier sind«), in der die Sehnsucht deutlich wird, in dem Moment der intensiven Gottesgegenwart zu verweilen. Es ist Gott selbst, der die tiefe Einsicht zum Ausdruck bringt, wenn er aus der Wolke spricht: »Dieser ist mein geliebter Sohn.« Indem die Jünger dies hören und Jesus als Messias erkennen, werfen sie sich zu Boden – bevor Jesus sich ihnen zuwendet und sie aufrichtet.

Diese Erzählung in der Fastenzeit zu hören ist ein Anstoß, sich an eigene »Gipfelmomente« zu erinnern – in denen sich Gott uns besonders nah gezeigt hat und eine Erkenntnis in unser Herz gesprochen hat. Auch wenn diese Momente nicht von Dauer sind, können wir aus ihnen heraus auf unserem Lebensweg Stärkung erfahren, die in ihnen liegende Erkenntnis wachhalten und sie mit anderen teilen. Zugleich sind wir gerade in der Fastenzeit eingeladen, mit »auf den Berg« zu kommen, Abstand von Alltäglichkeiten zu gewinnen und Raum für Momente zu schaffen, in denen wir »niemanden außer Jesus allein« sehen (Mt 17,8) und unser Leben durch sein Licht neu ordnen.

Hannah Hassanein,
Theologische Referentin im Bistum Aachen