Augenzeugenberichte der Gewaltopfer

 Augenzeugenberichte der Gewaltopfer  TED-006
10. Februar 2023

Fünf Delegationen der Gewaltopfer aus verschiedenen Orten im Osten des Landes verlasen teilweise mit stockender Stimme einen Bericht über die unvorstellbaren Grausamkeiten, die sie erlitten haben. Den Anfang machte ein 17-Jähriger aus Butembo-Beni:

Heiliger Vater, mein Name ist Ladislas Kambale Kombi. Ich wurde am 15. Juli 2006 in Eringeti geboren. Ich arbeite in der Landwirtschaft. Ich bin der Zweitgeborene in meiner Familie. Mein älterer Bruder kam unter Umständen ums Leben, die wir bis heute nicht kennen. Mein Vater wurde in meinem Beisein in Ingwe in der Nähe von Kikungu im Beni-Gebiet von Männern in Trainingshosen und Militärhemden getötet. Von meinem Versteck aus musste ich zusehen, wie sie ihn in Stücke hackten und seinen abgetrennten Kopf in einen Korb legten. Und dann sind sie mit meiner Mutter weggegangen. Sie haben sie entführt. Seither sind wir Vollwaisen, ich und meine beiden kleinen Schwestern. Unsere Mutter ist bis heute nicht zurückgekehrt. Wir wissen nicht, was sie mit ihr gemacht haben.

Heiliger Vater, es ist furchtbar, solche Szenen zu sehen. Ich kriege es nicht aus dem Kopf, kann nachts nicht schlafen. Es ist schwer, diese Grausamkeit, diese bestialische Brutalität zu verstehen.

Heiliger Vater, wir danken Ihnen, dass Sie gekommen sind, um uns zu trösten. Dank der geistlichen und psycho-sozialen Begleitung durch unsere Ortskirche haben ich und die Kinder hier unseren Peinigern vergeben.

Deshalb lege ich vor das Kreuz Christi, des Siegers, eine Machete – eine Machete wie die, die meinen Vater getötet hat.

Anschließend sagte Léonie Matumaini von der Mbau-Grundschule: Auch ich lege vor das Kreuz Christi, des Siegers, das Messer – ein Messer wie das, das meine gesamte Familie vor meinen Augen getötet hat und das mir die Henker gegeben haben, damit ich es den Soldaten der Streitkräfte der Demokratischen Republik Kongo bringe.

Auch ich – Kambale Kakombi Fiston, 13, von der Chamboko Primary School – vergebe meinen Peinigern, die mich entführt und neun Monate lang in ihrer Gewalt hatten. Ich bitte Christus, der am Kreuz den Sieg davongetragen hat, die Herzen der Peiniger anzurühren, damit sie die anderen Kinder befreien, die noch immer im Busch in ihrer Gewalt sind.

Heiliger Vater, ich bitte Sie, für diese Kinder zu beten, damit sie bald wieder zu uns in die Schule zurückkommen und wir wieder zusammen sein können. Vielen Dank.