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Gedanken zum Sonntag - 5. Februar: 5. Sonntag im Jahreskreis

Maßlos sein im Guten

 Maßlos sein im Guten  TED-005
03. Februar 2023

»Wir sind doch das Salz der Erde und das Licht der Welt«, betont der Gast aus der Weltkirche bei seinem Deutschlandbesuch wiederholt. Er berichtet von den Aufgaben und Herausforderungen seiner Heimatkirche, von christlicher Berufung auch in einem bedrängenden Umfeld. Etwa als seine Kirche gebrandschatzt wurde. Zwar hatten sich zahlreiche Einheimische aus unterschiedlichen Religionen mit der Gemeinde solidarisiert, aber der Schreck saß tief. Wie reagieren: Rache? Abschottung? Die betroffene Gemeinde hat ein gut lesbares Banner an dieser Kirche angebracht, auf dem stand: »Wir verzeihen.« Sie haben sich durch diese Haltung entschieden, nicht in den Kreislauf der Gewalt einzusteigen, sondern Brücken zu bauen. Sie bleiben aktiv und sichtbar mit ihren Angeboten, stets ausgehend von der Frage, was den Menschen in der Gesellschaft dient (Lk 18,41). Der genannte Appell des heutigen Evangeliums
(Mt 5,13-16) findet hier ein lebendiges Zeugnis.

Wir können durch unser Handeln für Andere und unser ganzes Sein sichtbar leuchten, wo auch immer wir gerade im Leben stehen. Dazu sollen wir uns nicht, wie Chris-tus sagt, unter einem Scheffel verbergen, der eine Art Messbecher ist und damit etwas Begrenzendes. Stattdessen dürfen wir maßlos sein im Guten, wie etwa im Streben nach Versöhnung (Mt 18,21-22). So hat Christus es vorgelebt, der das wahre Licht ist (Joh 8,12). Er wohnt mit seinem Geist in uns und möchte in allen Bereichen unseres Lebens wärmend durch uns hindurch scheinen.

Manchmal leuchten wir gerade durch das, was wir selbst zunächst als dunkel empfinden, wie unsere Makel oder Verletzungen. Häufig jedoch blenden wir einander durch eine scheinbar makellose Oberfläche, statt wirklich zu leuchten. Wenn wir aber im Vertrauen auf Gottes unerschütterliche Liebe den Mut haben, mit uns ehrlich zu sein und uns von Ihm verwandeln zu lassen, ist das nicht nur für uns selbst heilsam. Gerade durch diese Risse in der Oberfläche – um im Bild zu bleiben – können wir auch füreinander leuchten.

Hannah Hassanein, Theologische Referentin im Bistum Aachen