Papst Franziskus in der Demokratischen Republik Kongo eingetroffen

Im Namen Jesu als Pilger der Versöhnung

 Im Namen Jesu als  Pilger der Versöhnung   TED-005
03. Februar 2023

Kinshasa/Vatikanstadt. Papst Franziskus ist zu einer sechstägigen Reise in die Demokratische Republik Kongo und die Republik Südsudan aufgebrochen, um zu Frieden und Versöhnung in den von Konflikten zerrütteten Staaten aufzurufen. Vor dem Abflug am Dienstag, 31. Januar, traf Franziskus mit Flüchtlingen aus dem Kongo und dem Südsudan zusammen, die inzwischen in Italien leben. Am römischen Flughafen Fiumicino gedachte er zudem am Denkmal des Massakers von Kindu der 13 italienischen Luftwaffen-Mitglieder, die 1961 während einer UN-Friedensmission im Kongo ermordet worden waren.

Auf dem knapp siebenstündigen Flug erinnerte der Papst in seinen Worten an die mitreisenden Journalisten an das Leid der Migranten. Viele seien »auf der Suche nach ein bisschen Wohlstand, ein bisschen Freiheit« umgekommen. Von denen, die die Wüste durchquert und das Mittelmeer erreicht hätten, seien unzählige in Lager gesteckt worden und litten dort, so Franziskus beim Überfliegen der Sahara. Er rief zum Gebet für »all diese Menschen« auf.

Am frühen Nachmittag erreichte er die kongolesische Hauptstadt Kinshasa im zweitgrößten Flächenstaat Afrikas und dem Land mit den meisten Katholiken auf dem Kontinent. Die Straßen der 12-Millionen-Stadt waren von zahlreichen Menschen gesäumt, die den Papst mit großer Freude empfingen. Die Behörden hatten aus diesem Anlass einen halben Feiertag bewilligt. Im Nationalpalast wurde der Papst von Präsident Félix Tshisekedi mit militärischen Ehren willkommen geheißen. Danach unterhielten sich die beiden eine halbe Stunde lang unter vier Augen.

Anschließend sprach Franziskus im Garten des Nationalpalastes vor Politikern, Vertretern der Zivilgesellschaft und Diplomaten. In seiner ersten Ansprache rief er zu einem Ende von Ausbeutung und Gewalt auf. Menschen seien wertvoller als alle Güter, die der Boden hervorbringe, sagte er unter Anspielung auf den Rohstoffreichtum des Landes. Das kongolesische Volk solle seine Identität, Würde und Berufung in die eigenen Hände nehmen. Noch immer leide das von Kriegen geplagte Land »unter Konflikten und Zwangsmigration sowie unter schrecklichen Formen der Ausbeutung, die des Menschen und der Schöpfung unwürdig sind«.

»Mit Gottes Hilfe sind die Menschen fähig zu Gerechtigkeit und Vergebung, zu Eintracht und Versöhnung«, so der Papst. Gewalt und Hass dürften keinen Platz haben, weil sie die Entwicklung lähmten und in eine dunkle Vergangenheit zurückführten. Der Papst geißelte einen neuen »wirtschaftlichen Kolonialismus«. Das »Gift der Habsucht« habe die Diamanten des Kongo zu Blutdiamanten werden lassen, sagte Franziskus, der dabei die Gleichgültigkeit reicher Staaten verurteilte. Drastisch wies er deren Eigeninteressen in die Schranken: »Hände weg von der Demokratischen Republik Kongo, Hände weg von Afrika! Die Erstickung Afrikas muss aufhören: Es ist kein Bergwerk, das ausgebeutet, und kein Boden, der zur Plünderung freigegeben ist.« Die Diplomatie müsse Wachstumschancen für die Menschen statt der Kontrolle von Gebieten und Ressourcen in den Mittelpunkt stellen, mahnte er.

Franziskus hält sich bis Freitag,
3. Januar, in Kinshasa auf. Anschließend wird er in den Südsudan weiterreisen. Den Papst begleiten werden der anglikanische Primas, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, und der Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields. In beiden Ländern herrschen interne Konflikte; Bürgerkriege und Kämpfe zwischen Armeen und Rebellengruppen forderten im vergangenen Jahrzehnt Hunderttausende Leben. Sowohl im Kongo als auch im Südsudan ist die katholische Kirche ein wichtiger Mittler.

Am späten Nachmittag des 5. Februar wird der Papst in Rom zurückerwartet. Die Predigten und Ansprachen, die bei Redaktionsschluss noch nicht vorlagen, können Sie in der nächsten Ausgabe lesen.