Liebe Feuerwehrleute, guten Tag!
Herzlich heiße ich euch und eure Familien willkommen. Mein Gruß gilt auch den hier anwesenden Regierungsvertretern, und der Präfektin Laura Lega danke ich für ihre Worte. Diese Begegnung gibt mir die Gelegenheit, meiner Wertschätzung Ausdruck für das zu verleihen, wofür ihr steht, und für das, was ihr im Dienst für die Gemeinschaft tut, sowohl im alltäglichen Dienst als auch bei den großen Notsituationen. Zu diesen gehört der Erdrutsch und die Überflutung in einem Gebiet der Insel Ischia. Und wir alle kennen eure zahlreichen, anhaltenden Einsätze zugunsten der vom Erdbeben Betroffenen. Auch ich konnte bei einigen Besuchen innerhalb Italiens das Gute sehen, das ihr für die Menschen sowie für das Naturerbe und die Kulturgüter in solchen Situationen getan habt.
Eure Arbeit ist in Synergie mit den anderen Einsatzkräften darauf ausgerichtet, Sicherheit und Ruhe für das zivile Leben zu gewährleis-ten, und darüber hinaus, wie bereits gesagt, einzugreifen, wenn es darum geht, die Bürger bei Naturkatastrophen oder Gefahren in Sicherheit zu bringen. Eure Einsatzbereitschaft – und das ist entscheidend, ihr habt sehr viel davon! –, die Bereitwilligkeit, Selbstlosigkeit, der Mut und die Opferbereitschaft, wobei ihr auch das eigene Leben riskiert – und das ist das Große an euch – sind weithin bekannt, und die Menschen sind zu Recht stolz darauf. In gewissen sehr gefährlichen Situationen riskiert ihr eure eigene Unversehrtheit. Folglich ist eure Mission eine persönliche und bewusste Entscheidung, die durch die Pflicht gerechtfertigt ist, Einzelpersonen und Gemeinschaften in Zeiten der Not zu schützen.
Aus christlicher Sicht stimmt diese besondere Arbeit, die ihr gewählt habt, mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter überein, der sich voller Mitleid und großherzig eines ausgeraubten und verletzt liegengelassenen Mannes annimmt, dem der unterwegs begegnet (vgl. Lk 10,33-35). Dieses Gleichnis vermag »die grundlegende Option hervorzuheben, die wir wählen müssen, um diese Welt, an der wir leiden, zu erneuern. Angesichts so großen Leids und so vieler Wunden besteht der einzige Ausweg darin, so zu werden wie der barmherzige Samariter« (Enzyklika Fratelli tutti, 67). Dieser Mann zeigt Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, wenn er dem Unglücklichen in seiner größten Not beisteht. Und das, obwohl so viele andere aus Gleichgültigkeit oder Herzenshärte weggesehen haben. Der barmherzige Samariter lehrt uns auch, über die Notlage hinauszugehen und sozusagen die Voraussetzungen für eine Rückkehr zur Normalität zu schaffen. Nachdem er erste Hilfe geleistet hat, bringt er den Verletzten in eine Herberge und vertraut ihn dem Wirt an, damit er sich erholen kann.
Der Protagonist dieses Gleichnisses verdeutlicht uns das Mitleid und die Zärtlichkeit Got-tes. Das ist der Stil Gottes: Nähe, mit Mitleid und Zärtlichkeit. So ist der Herr: nahe, mitleidsvoll und zärtlich. Das zeigt uns, dass Geschwis-terlichkeit die Antwort ist, um eine bessere Gesellschaft aufzubauen, denn der verletzt am Wegrand liegende Fremde, dem ich begegne, ist mein Bruder. Und ihr als Feuerwehrleute gehört zu den schönsten Ausdrucksformen der langen Tradition der Solidarität des italienischen Volkes, die ihre Wurzeln in jener Selbstlosigkeit hat, wie sie das Evangelium uns vor Augen stellt. Ich fordere euch auf, dieses menschliche und moralische Erbe zu hüten, indem ihr es vor allem in eurem persönlichen Lebensstil kultiviert. Denn euer Beruf gehört zu denjenigen, die den Charakter einer Mission haben: eine Mission im Dienst der Menschen in Not, von den kleinen bis zu den großen Notlagen, die es geben kann; eine Mission im Dienst an der Würde der Menschen, die in Schwierigkeiten niemals im Stich gelassen werden dürfen; eine Mission im Dienst am Gemeinwohl der Gesellschaft, die besonders in Augenblicken der Krise, wie wir sie gerade erleben, gesunde, verlässliche Kräfte braucht, die mit Ausdauer im Verborgenen arbeiten.
Liebe Freunde, Weihnachten, das nunmehr näher rückt, ist das Fest, das mehr als alle anderen die Werte zusammenfasst, die ich euch nochmals vorgelegt habe: Nähe, Mitleid, Zärtlichkeit; Solidarität, Dienen, Geschwisterlichkeit. Und all dies ist uns nicht schriftlich in einem zu befolgenden Gesetzbuch offenbart worden, sondern eingeschrieben in das Fleisch des Menschensohns, Jesus. Das ist das Neue des Christentums, das uns immer wieder in Erstaunen versetzt: Gott ist gekommen, um uns zu retten, indem er so wurde wie wir. Er hat getan, was ihr tut: Er ist gekommen, um uns in der Gefahr beizustehen, um uns zu retten, und er hat es auf die radikalste Weise getan, weil er wuss-te, dass er sein Leben geben musste, um uns zu retten. Er ist der barmherzige Samariter der Menschheit. Möge dieses große christliche Fest, Weihnachten, für alle eine Gelegenheit sein, zu entdecken und zu erfahren, wie sehr Gott den Menschen, jeden Menschen, liebt!
Und mit diesem Wunsch verbunden möchte ich euch erneut meine Dankbarkeit für euren wertvollen Dienst zum Ausdruck bringen, vielen Dank! Und wenn ich mir manchmal etwas wünsche, dann ist es dies: »Herr, mögen sie keine Arbeit haben, mögen sie nicht ausrücken müssen!« Möge die Jungfrau Maria, die zu ihrer Cousine Elisabet »eilt«, um ihr zu helfen (vgl. Lk 1,39) – ihr geht immer eilig, wenn es einen Zwischenfall gibt, nicht wahr? – euer Vorbild sein. Ich vertraue euch der Fürsprache eurer Schutzpatronin, der heiligen Barbara, an, und segne euch und eure Familien von ganzem Herzen; und ich bitte euch, für mich zu beten. Danke.
(Orig. ital. in O.R. 10.12.2022)