Vatikanstadt. Auf die weiterhin aktuelle Botschaft des vor 400 Jahren verstorbenen Franz von Sales (1567-1622) hat Papst Franziskus in einem dem Heiligen gewidmeten Schreiben hingewiesen. Die Werke und das Wirken des frühneuzeitlichen Mystikers, Bischofs, Ordensgründers und Kirchenlehrers seien ein »Vermächtnis, das auch heute noch bedeutend ist«, seine Reflexion über das geistliche Leben sei von »unschätzbarem Wert«, schrieb der Papst in seinem Apostolischen Schreiben »Totum Amoris est« (Deutsch: Alles gehört der Liebe), das am Mittwoch, 28. Dezember, veröffentlicht wurde.
Zwei Werke gelten als die wichtigsten des am 28. Dezember 1622 in Lyon verstorbenen Heiligen: Die »Abhandlung über die Gottesliebe«, sowie die später zum Klassiker der Weltliteratur gewordene »Anleitung zum frommen Leben« (Philothea). Daneben verfasste er Tausende von Briefen zu geistlichen Themen und Initiativen wie etwa die »Flugblätter«, mit denen Franz von Sales neue und gewagte pastorale Methoden einführte und später unter anderem zum Schutzpatron der Schriftsteller und Journalisten wurde. Er sei ein »Vermittler und Mann des Dialogs« gewesen, ein »Interpret des Epochenwechsels« und auch »Seelenführer in einer Zeit, die auf neue Art nach Gott dürstet«, hob Franziskus hervor.
Franz von Sales habe entdeckt, »dass der Glaube keine blinde Bewegung ist, sondern in erster Linie eine Haltung des Herzens«, so der Papst über den »herausragenden theologischen Wert« der Schriften des Kirchenlehrers. Als wesentliche Züge des theologischen Wirkens habe dieser als erste Dimension das geistliche Leben gesehen. Gottes Wort sei »nur im demütigen und beständigen Gebet, in der Offenheit für den Heiligen Geist« zu verstehen. Erst »im Schmelztiegel des Gebets« werde man zum Theologen, betonte Franziskus. Zweitens sei bei Franz von Sales die kirchliche Dimension wichtig, das »Fühlen in der Kirche und mit der Kirche«.
»Erhellend« sei der Heilige zudem durch seinen Umgang mit den Wirren der Zeit, die damals von der Reformation und den Religionskriegen geprägt gewesen sei, so der Papst weiter. Franz von Sales habe enorme analytische Begabung sowie große »Flexibilität und Fähigkeit, Visionen zu entwickeln« an den Tag gelegt und im Wandel eine »Gelegenheit zum Verkünden des Evangeliums« erkannt.
Als weitere wichtige Grundgedanken des Heiligen hob Papst Franziskus unter anderem hervor, dass sich die Liebe Gottes in der Liebe für die Menschen zeige, die stets frei von äußerem Zwang oder Gewalt sein müsse. Sie sei vielmehr eine »Einladung, die die Freiheit des Menschen nicht anrührt« und dabei niemals passiv mache. Jeder Mensch habe die Pflicht, »an der eigenen Verwirklichung mitzuwirken« durch ein vertrauensvolles »Öffnen seiner Flügel für die Brise Gottes«.
Franz von Sales habe auch betont, dass »wahre Frömmigkeit« in »wahrer Gottesliebe« bestehe und sich auf den ganz konkreten Alltag beziehe: »Sie nimmt die kleinen Dinge des Alltags auf und deutet sie, Essen und Kleidung, Arbeit und Freizeit, Liebe und Elternschaft, das Achten auf berufliche Pflichten; kurzum, sie erleuchtet die Berufung eines jeden«, zitierte der Papst den Heiligen. Dieser habe auch die Berufung jedes Menschen zum Leben in Heiligkeit betont, sowie das Erwecken und Zeigen von »Glaubensfreude« selbst in schwierigen Situationen. Wichtig gewesen sei ihm zudem die Bedeutung der Nächstenliebe: »Wer meint, sich Gott zu nähern, aber nicht die Nächstenliebe lebt, täuscht sich und die anderen«, so Franziskus.