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FRAUEN KIRCHE WELT

Die Ideen

Der Schachzug der Ordensfrauen

 La mossa delle religiose  DCM-001
07. Januar 2023

Die Ordensfrauen stehen seit jeher an vorderster Front. Neu ist aber, dass sie in dieser krisengeschüttelten Welt jetzt als führende Gestalten des Wandels hervortreten, dass sie sich dafür engagieren, eine zentrale Rolle als Sprachrohr der am stärksten ausgegrenzten Gemeinschaften zu übernehmen und dabei ihren großen Erfahrungsschatz geltend machen. In dieser Monatsausgabe [von »Frauen - Kirche - Welt«] berichten wir über die Kampagne #NewLeaders, die in den vergangenen Monaten von der Internationalen Vereinigung der Ordensoberinnen gestartet wurde, in großem Maßstab angelegte Initiativen und mit bereits dem Titel des ersten Videos klar entnehmbarer Absicht: »Leadership for Change«. Darüber unterhalten wir uns mit Patricia Murray, Sekretärin der UISG, der weltweiten Vereinigungen von Ordensoberinnen, mit Abby Avelino, seit September neue Koordinatorin von Talitha Kum, des 6000 Ordensfrauen umfassenden Netzwerks gegen den Menschenhandel, mit Zelia Andrighetti, Generaloberin der Töchter des heiligen Kamillus, Ordensfrauen, die selbst um den Preis ihres eigenen Lebens zur Pflege und Behandlung der Kranken berufen sind. Frauen, die Vision und Unternehmungslust mit einem neuen Führungsstil verbinden. Lest, was Murray zu sagen hat: Führung ist die Fähigkeit, zu erkennen, was geändert werden muss, und andere in die Bemühungen zur Herbeiführung eines Wandels mit einzubeziehen. Und was Avelino sagt, die Diplomingenieur für Maschinenbau und Systemtechnik ist, was man daran merkt, was sie tut: Wir sind Ordensfrauen, die verschiedenen Kongregationen angehören, bei unseren Entscheidungen wollen wir, dass nicht nur die Stimme der Schwestern gehört wird, sondern auch jene der Menschen, die wir begleiten. Oder worauf sich Andrighetti beruft, deren Wirtschaftsstudium sich vor allem dann als nützlich erweist, wenn sie schmerzliche Entscheidungen zu treffen hat: es wäre einfacher, eine Entscheidung zu treffen und basta, aber es geht nicht, herumzukommandieren, die Menschen müssen alle Gelegenheit haben, ihre Meinung zu äußern, um dann zu einem gemeinsamen Punkt zu gelangen. Autorität durch Rolle und Dienst, Maßgeblichkeit durch Kompetenz und Fähigkeit, niemals aber Autoritarismus. Der allerdings ein nach wie vor alles andere als unerhebliches Problem innerhalb der Ordensgemeinschaften, in den Klöstern, darstellt. Diesem Aspekt widmen sich eine Analyse und Überlegung der Comboni-Missionarin Mariolina Cattaneo: die jungen Generationen geweihter Frauen nehmen gegenüber der Autorität einen kritischen Standpunkt ein, aber auch innerhalb persönlicher, kultureller und gemeinschaftlicher Modelle, die immer noch sehr stark von der Idee der Autorität als »absoluter Macht« geprägt sind.