Papst Franziskus im Interview mit der spanischen Zeitung ABC und mit dem italienischen Sender Mediaset Canale 5

Wenn du den Stern siehst, findest du den Weg

23. Dezember 2022

Vatikanstadt. Zeitgleich am 18. Dezember wurden zwei Interviews veröffentlicht bzw. ausgestrahlt, in denen sich Papst Franziskus zu zahlreichen aktuellen Themen äu-ßert. Die spanische Tageszeitung ABC interviewte den Papst am 13. Dezember 2022 in der Casa Santa Marta. Die Fragen stellten der Direktor der Zeitung, Julián Quirós, und der Vatikankorrespondent Javier Martínez-Brocal. Eine Frage galt zukünftigen Konklaven und einem möglichen Rücktritt. Angesprochen auf die von ihm ernannten Kardinäle aus allen Teilen der Welt sah Franziskus kein Risiko, dass das nächste Konklave darunter leiden könnte, dass die Papstwähler einander kaum kennen. »Aus menschlicher Sicht« könne es zwar Probleme geben, aber »es ist der Heilige Geist, der im Konklave am Werk ist«, unterstrich der Papst. Im Fall einer schweren Erkrankung, die ihm die Leitung der Kirche unmöglich mache, würde zurücktreten. Eine entsprechende Erklärung habe er kurz nach seiner Wahl 2013 dem damaligen Kardinalstaatssekretär übergeben, fügte er hinzu. Auch die Päpste Paul VI. und Pius XII. hätten seines Wissens ähnliche Rücktrittserklärungen für den Krankheitsfall unterzeichnet, so Franziskus. Er habe die seine Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone übergeben, der sie sicherlich seinem Nachfolger Pietro Parolin weitergeleitet habe. Dabei handelt es sich um ein »präventives« Schreiben, das heißt es betrifft nur den Fall, wenn der Papst sich daran gehindert sieht, frei und nach bes-tem Gewissen auf sein Amt zu verzichten.

Franziskus äußerte in dem Interview auch höchsten Respekt für seinen unmittelbaren Vorgänger Benedikt XVI., den er »oft« besuche. Der emeritierte Papst habe »Sinn für Humor«, sei klar und lebendig und folge dem Gespräch. »Ich bewundere seine Intelligenz. Er ist ein großartiger Mann. Er ist ein Heiliger. Er ist ein Mann mit einem hohen geistigen Niveau.«

Die Frage, ob er den Status des emeritierten Papstes festschreiben und klar definieren wolle, verneinte Franziskus. Er habe dieses Thema nicht in Angriff genommen und auch nicht daran gedacht, das zu tun: »Es ist wohl so, dass der Heilige Geist kein Interesse daran hat, dass ich mich mit solchen Dingen beschäftige.«

Zum Thema Frauen im Vatikan sagte Franziskus, er denke darüber nach, wenn eine entsprechende Stelle vakant werde, die erste Frau als Präfektin eines päpstlichen Dikasteriums einzusetzen. Bisher sei das noch nicht der Fall, »aber es wird sie geben«, versicherte der Papst. In Bezug auf die Diplomatie des Heiligen Stuhls gegenüber totalitären Regimen unterstrich der Papst, dass hier das Bemühen um Dialog an erster Stelle stehe.

In dem Interview spricht Franziskus auch kurz über die Situation der katholischen Kirche in Deutschland. »Das nimmt mir nicht den Frieden«, sagte er wörtlich und verwies nochmals auf seinen »Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland« von 2019, mit dem er zum Nachdenken habe anregen wollen. Außerdem habe er den Brief selbst geschrieben und einen Monat dazu gebraucht. Ebenso widersprach er Gerüchten, dass er das Opus Dei bestrafen wolle. »Ich bitte Sie. Ich bin ein großer Freund des Opus Dei, sie arbeiten gut in der Kirche.«

Im Interview mit dem Vatikankorrespondenten des italienischen Fernsehsender Canale 5, der das Interview am Sonntagabend ausstrahlte, äußerte sich der Papst zu den »Aufräumarbeiten bei den Vatikanfinanzen«: »Eine Sache, die sehr sichtbar ist, auch wenn sie nicht die wichtigste sein mag, sind saubere Finanzen. Man muss vermeiden, dass es da schlimme Dinge gibt.« Der Papst dankte den Kardinälen, die ihm in den vergangenen Jahren bei diesen Arbeiten halfen. Namentlich erwähnte er den australischen Kardinal George Pell; er habe die Notwendigkeit zum Handeln auf diesem Gebiet klar gesehen und damit begonnen. In Bezug auf die Fußballweltmeisterschaft sagte Franziskus vor dem Endspiel: »Alle gratulieren den Gewinnern. Sie sollen ihren Sieg in Demut leben. Und jene, die nicht gewinnen, sollen es mit Freude tun; denn der größte Wert ist nicht, zu gewinnen oder nicht zu gewinnen, sondern fair und gut zu spielen.«

In Bezug auf Weihnachten erinnerte sich der Papst, dass es in seiner Familie an Weihnachten stets eine Krippe gegeben habe und keinen Weihnachtsbaum. Das Kind in der Krippe und der Stern von Bethlehem seien das wichtigste am Weihnachtsfest. Seine Weihnachtsbotschaft für die Zuschauer fasste der Papst mit den Worten zusammen: »Schaut auf das Kind, und schaut auf den Stern. Beide zusammen sind die Botschaft von Weihnachten.« Und weiter: »Wenn du den Stern siehst, findest du den Weg, so wie die drei Weisen, die ihn suchten. Und wenn du das Kind siehst, weißt du, was dein Herz fühlt.«