Audienz für die neuen Botschafter von Belize, Bahamas, Thailand, Norwegen, Mongolei, Niger, Uganda und Sudan

Solidarität und Zusammenarbeit zwischen den Völkern

 Solidarität und Zusammenarbeit zwischen den Völkern  TED-051
23. Dezember 2022

Exzellenzen!

Herzlich heiße ich einen jeden von Ihnen willkommen aus Anlass der Überreichung der Beglaubigungsschreiben, mit denen Sie als außerordentliche und bevollmächtigte Botschafter Ihrer Länder beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden: Belize, Bahamas, Thailand, Norwegen, Mongolei, Niger, Uganda und Sudan. Ich bitte Sie, Ihren jeweiligen Staatsoberhäuptern den Ausdruck meiner Wertschätzung zu übermitteln, verbunden mit der Zusicherung meines Gebets für sie und für alle Menschen, denen ihr Dienst gilt.

Während Sie Ihre neue Verantwortung übernehmen, möchte ich zunächst die Vielfalt der Arten und Weisen anerkennen, durch die Ihre Nationen zum Gemeinwohl nicht nur der eigenen Bürger, sondern der der Menschheitsfamilie beitragen. Ein jeder von Ihnen teilt zu Recht die Sorge für den Aufbau der internationalen Gemeinschaft, wie Ihre Teilnahme an den verschiedenen internationalen Organisationen und Institutionen zeigt, die ein konkreter Ausdruck der Notwendigkeit von Solidarität und Zusammenarbeit zwischen den Völkern sind.

In dieser wichtigen, kollektiven Aufgabe des Bemühens um Wahrung und Zunahme des Wohlergehens der Männer und Frauen der ganzen Welt – besonders in unseren Tagen, die geprägt sind von anhaltenden, mit der weltweiten Gesundheitskrise in Zusammenhang stehenden Problemen und von derzeit in der ganzen Welt ausgetragenen gewalttätigen Konflikten –, sind eine konzertierte Aktion der gesamten Nationenfamilie und die Arbeit der Diplomatie notwendiger denn je. Ohne sie ist es nicht möglich, die Würde und die Menschenrechte aller zu schützen sowie Gerechtigkeit, Versöhnung und Dialog zugunsten eines dauerhaften Friedens zu fördern und sich unseres gemeinsamen Hauses, dem kostbaren Geschenk für uns und für kommende Generationen, anzunehmen.

Sie beginnen Ihre neue diplomatische Aufgabe in einem Augenblick größerer politischer Sensibilität für die zunehmenden Verletzungen des Völkerrechts und für das, was ich seit langem als einen in Stücken ausgetragenen dritten Weltkrieg bezeichne. Wenn wir wollen, dass der Friede eine Chance hat und dass die Armen die Perspektive einer besseren Zukunft haben, vor allem in jenen Teilen der Welt, wo langanhaltende Konflikte im öffentlichen Gewissen Gewöhnung zu bewirken drohen, dann sind wir alle aufgerufen, eine größere Wachsamkeit zu zeigen und auf die Berufung zu antworten, in unserer Zeit Friedensstifter zu sein.

Bei der Bewältigung dieser Herausforderungen kann jede Ihrer Nationen, sei sie nun alt oder jung, aus einem großen Erbe an
historischen, intellektuellen, technischen, künstlerischen und kulturellen Schätzen schöpfen, die einzigartige, charakteristische Beiträge Ihrer Völker sind. Wenn ich die Begabungen der von Ihnen vertretenen Völker würdige, die sicherlich ein Erbe an Gutem für die Zukunft hinterlassen werden, sehe ich Ihre nationalen Ressourcen nicht nur als zu lobende und zu pflegende Fähigkeiten und Kompetenzen und auch nicht als bloßen höheren Standard, auf den man zu Recht stolz sein kann; Ihre Initiative und Ihre Talente sind auch Gaben, die im Hinblick auf mehr Menschlichkeit in den Dienst der ganzen Welt gestellt werden können, sowohl in bilateralen als auch in multilateralen Kontexten.

Wenn die Länder großzügig ihre eigenen materiellen, menschlichen, moralischen und spirituellen Ressourcen anbieten, dann entsprechen sie damit einer edlen und grundlegenden Berufung. Denn nur wenn man sich bemüht, die Probleme der Menschheit in immer stärker integrierter und solidarischer Weise anzugehen, wird man Lösungen finden können. Und das nicht nur für die eben genannten Probleme. Es ist notwendig, die Aufmerksamkeit auch auf andere weit verbreitete Situationen zu lenken, die die grundlegenden Menschenrechte betreffen: das Fehlen des allgemeinen Zugangs zu Trinkwasser, zu Nahrung und medizinischer Grundversorgung; die Notwendigkeit, all jenen eine Ausbildung zu gewährleisten, die nur zu oft davon ausgeschlossen werden, wie auch die Möglichkeit einer menschenwürdigen Arbeit für alle. Ich denke auch an die Kranken, Behinderten, jungen Menschen – vor allem Mädchen –, die keine ausreichende Möglichkeit haben, um ihr Potential zu verwirklichen, wie auch an alle, die aus Situationen der Verarmung kommen und wo die Gefahr besteht, dass sie zurückgelassen, vergessen oder sogar bewusst ausgeschlossen werden von der vollen Teilhabe an ihren Gemeinschaften.

Durch eine kontinuierliche Sensibilisierungsarbeit in Bezug auf die Situation derer, die sich am Rand der Gesellschaft befinden, kann Ihre Rolle als Diplomaten dazu beitragen, Licht in die dunkelsten Winkel unserer Welt zu werfen, diejenigen, die sich in den Peripherien befinden, in den Mittelpunkt zu stellen, und denen eine Stimme zu geben, die keine haben oder zum Schweigen gebracht worden sind. Ich hoffe, dass Sie bei der Ausübung Ihrer hohen Funktionen sowohl hier in Rom als auch andernorts neue und kreative Wege finden können, um Solidarität und soziale Freundschaft zu fördern, insbesondere mit den wehrlosesten Brüdern und Schwestern (vgl. Enzyklika Fratelli tutti, 112-117). In diesem Zusammenhang versichere ich Sie der Zusammenarbeit und Unterstützung des Staatssekretariats sowie der Dikasterien und Büros der Römischen Kurie. Aufgrund der zahlreichen bereits bestehenden Initiativen und der Bereiche von gemeinsamem Interesse bin ich zuversichtlich, dass sich die positiven und herzlichen Beziehungen zwischen Ihren Ländern und dem Heiligen Stuhl weiterentwickeln und Frucht bringen werden.

Liebe Botschafter, zu Beginn Ihrer neuen Mission im Dienst Ihrer Länder bringe ich Ihnen von Herzen meine guten Wünsche für Ihre wichtige Arbeit zum Ausdruck. Gerne rufe ich auf Sie, auf Ihre Familien und auf all Ihre Mitbürger den reichen Segen des Allmächtigen herab. Danke.

(Orig. ital. in O.R. 15.12.2021)