Vatikanstadt. Papst Franziskus hat in einem Weihnachtsappell Staats- und Regierungschefs dieser Welt zu Begnadigungen aufgerufen. In seinem vor Weihnachten verschickten Schreiben lädt er die Mächtigen ein, eine Geste der Milde gegenüber »Brüdern und Schwestern zu zeigen, die ihrer Freiheit beraubt sind« und für einen Gnadenakt geeignet seien, teilte der Direktor des vatikanischen Presseamtes, Matteo Bruni, am 12. Dezember mit. Der Papst wünsche sich, dass die heutige »von Spannungen, Ungerechtigkeit und Konflikten geprägte« Zeit sich für Got-tes Gnade öffne. Eine sogenannte Weihnachtsamnestie wird in zahlreichen Ländern praktiziert. Auch in Deutschland werden jedes Jahr vor den Feiertagen Gefangene begnadigt, die nicht aufgrund schwerer Delikte wie Mord oder Vergewaltigung im Gefängnis sitzen. Meist steht das reguläre Haftende kurz bevor.
Bereits gegen Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit hatte Papst Franziskus beim Angelus am 6. November 2016 anlässlich der Heiligjahrfeier der Strafgefangenen einen ähnlichen Appell ausgesprochen. Er mahnte eine Verbesserung der Haftbedingungen in den Gefängnissen der ganzen Welt an und unterstrich, dass eine Strafjustiz notwendig sei, »die nicht ausschließlich auf Strafe ausgerichtet, sondern für die Hoffnung und die Perspektive der Wiedereingliederung des Schuldigen in die Gesellschaft offen ist« und bat die zuständigen zivilen Obrigkeiten um einen Gnadenakt gegenüber jenen Strafgefangenen, die dafür geeignet befunden würden.
Auch Papst Johannes Paul II. hatte sich mehrfach in dieser Hinsicht
geäußert. In der am 24. Juni 2000 unterzeichneten Botschaft aus Anlass der Feier des Jubiläums in den Gefängnissen hatte er dazu angeregt, den Strafvollzug zu überdenken, um eine bessere Wiedereingliederung der Gefangenen zu ermöglichen. »In Fortführung einer Tradition, die meine Vorgänger anlässlich der Jubeljahre eingeführt haben, wende ich mich mit Zuversicht an die Verantwortlichen der Staaten, um sie um ein Gnadenzeichen zu bitten, das allen Gefangenen zuteil werden soll: Eine Strafverkürzung, wie bescheiden sie auch sei, würde für die Inhaftierten ein klares Zeichen des Einfühlungsvermögens gegenüber ihrer Situation setzen.«