Gedanken zum Sonntag - 25. Dezember: Hochfest der Geburt des Herrn

Gott spricht mit Dir!

 Gott spricht  mit Dir!  TED-051
23. Dezember 2022

Vom Philosophen Paul Watzlawick stammt die Feststellung: »Man kann nicht nicht kommunizieren.« Und in der Tat treten wir, sobald wir auf die Welt kommen, in ein bereits vor uns bestehendes Kommunikations- und Interaktionsnetz ein, dem wir uns nicht entziehen können. Warum ist das so? Der Mensch ist ein soziales Wesen, ein Wesen, das ohne Kommunikation mit anderen Menschen verkümmert. Der Mensch braucht ein »Du«, um zu leben und um zum »Ich« zu werden.

Am Weihnachtsfest, dem »Hochfest der Geburt des Herrn«, geht es um nichts Geringeres, als um die ganz konkrete, persönliche Kommunikationsaufnahme Gottes mit uns Menschen, damit wir erst – mit Gott als »Du« – zum »Ich« werden können, das Er nach Seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat. Weil wir Menschen am besten mit Menschen und in menschlichen Worten kommunizieren, wird in der Geburt Jesu Christi Gott selbst zum Wort, zur Grundlage dieser Kommunikation, um mit uns eine Kommunikation der ganz besonderen Art einzugehen: eine Liebesbeziehung mit Ihm, dem Schöpfer des Alls. Am Hochfest der Geburt des Herrn – dem bedeutendsten und folgenschwersten Ereignis der gesamten Weltgeschichte – wird Gott selbst Mensch, um uns in seinem Kleinwerden groß zu machen und an seiner Gottheit Anteil zu geben.

Der Philosoph Ludwig Wittgenstein hat gesagt: »Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.« Um diese Grenzen zu sprengen, nimmt Gott uns Menschen in seine Sprache mit hinein, Er lässt uns Anteil haben an seinem Wort Jesus Christus, damit unsere beschränkte und ungenügende Welt, die sich nur um unseren eigenen kleinen Wortschatz dreht, erweitert werde. Bisher hat Gott nur durch die Propheten zu den Menschen gesprochen. Nun tut Er das selbst, und zwar durch den Sohn. Gott spricht nicht irgendein Wort aus, sondern das Wort schlechthin. Das Wort, das, wie Johannes in seinem Evangelium (1,1-18) schreibt, »im Anfang war« und durch das die ganze Welt geschaffen worden ist: Jesus Christus. Gott selbst ist dieses Wort, das »in die Welt« kam, um die Menschen zu erleuchten: »Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.«

Damit es nicht umsonst gesprochen wird, müssen wir empfänglich werden für dieses Wort. Wir müssen das Ohr unseres Herzens öffnen, damit Gott auch in uns wohnen kann. Denn es ist, wie Angelus Silesius sagte: »Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren!«

Gott will in uns geboren werden. Nehmen wir sein Wort bereitwillig an und leben wir danach; dann kann sein Wort auch in uns leuchten und uns ganz konkret neu erschaffen.

Br. Immanuel Lupardi OSB,
Missionsbenediktiner von St. Ottilien
und Student am Päpstlichen
Athenäum Sant’Anselmo in Rom.