Audienz für die Delegationen aus Sutrio, Rosello und Guatemala, die den Weihnachtsbaum und die Krippe auf dem Petersplatz sowie die Krippe in der »Aula Paolo VI« gestiftet haben

Zärtliche Gegenwart, die uns begleitet

 Zärtliche Gegenwart, die uns begleitet  TED-049
09. Dezember 2022

Brüder und Schwestern,

guten Tag und willkommen!

Ich empfange euch am heutigen Tag, wo die Krippe und der Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz und auch die hier in dieser Audienzhalle aufgebaute Krippe offiziell präsentiert werden.

Herzlich begrüße ich euch alle, angefangen beim Bischof von Trivento und dem Pfarrer von Sutrio – der den Erzbischof von Udine vertritt –, und danke ihnen für ihre freundlichen Worte. Ich begrüße die Regierungsvertreter, insbesondere den Außenmi-nister von Guatemala, den Präsidenten der Region Friaul-Julisch Venetien, den Assessor der Region Abruzzen und die Bürgermeister von Sutrio und Rosello. Ich danke euch für das Geschenk dieser weihnachtlichen Symbole, auf denen der Blick zahlreicher Pilger aus aller Welt ruhen wird.

Ich möchte einen besonderen Gedanken an die Holzschnitzer richten, die die Krippenfiguren geschaffen haben; an die Jugendlichen der Einrichtung »Quadrifoglio« aus Rosello, die einen Teil des Weihnachtsbaumschmuckes angefertigt haben; an diejenigen, die in der Baumschule von Palena die Tanne und die kleineren für andere Räumlichkeiten im Vatikan bestimmten Bäume herangezogen haben. Mein Dank gilt ebenso den Technikern und dem Personal des Governatorats, die mit Kardinal Fernando Vérgez und Sr. Raffaella Petrini hier anwesend sind.

Der Baum und die Krippe sind zwei Zeichen, die Klein und Groß auch heute faszinieren. Der Baum mit seinen Lichtern erinnert an Jesus, der kommt, um unsere Finsternis zu erleuchten, unsere oft im Dunkel der Sünde, der Angst, des Schmerzes verschlossene Existenz. Und er regt uns zu einem weiteren Gedanken an: Wie die Bäume brauchen auch die Menschen Wurzeln. Denn nur wer in einem guten Boden verwurzelt ist, bleibt standhaft, wächst, »reift«, widersteht dem Wind, der an ihm rüttelt, und wird zu einem Orientierungspunkt für den, der auf ihn blickt. Aber, meine Lieben, ohne Wurzeln geschieht nichts davon: ohne eine solide Basis bleibt man wankend, ohne festen Halt. Es ist wichtig, die Wurzeln zu bewahren, im Leben wie im Glauben. Diesbezüglich erinnert uns der Apostel Paulus an das Fundament, in dem man das Leben verankern muss, um standhaft zu bleiben. Er sagt, man muss in Christus verwurzelt bleiben (vgl. Kol 2,7). Das ist es, woran uns der Weihnachtsbaum erinnert: in Christus verwurzelt sein.

Und so kommen wir zur Krippe, die uns von der Geburt des Gottessohnes erzählt, der Mensch geworden ist, um einem jeden von uns nahe zu sein. In ihrer ursprünglichen Armut hilft uns die Krippe, den wahren Reichtum des Weihnachtsfestes wiederzufinden und uns von den vielen Aspekten zu läutern, die die weihnachtliche Landschaft verderben. Einfach und familiär vertraut, erinnert die Krippe an ein anderes Weihnachten als das von Konsum und Kommerz: Es ist etwas anderes. Die Krippe erinnert uns daran, wie gut es uns tut, in unserem oft von Hektik erfass-ten Tagesablauf Momente der Stille und des Gebets zu bewahren. Die Stille fördert die Betrachtung des Jesuskindes. Sie hilft uns, mit Gott vertraut zu werden, mit der zerbrechlichen Einfachheit eines kleinen Neugeborenen, mit der Sanftheit, mit der es daliegt, und mit der zarten Liebe, welche die Windeln ausdrücken, die ihn einhüllen.

Wurzeln und Kontemplation: der Baum belehrt uns über die Wurzeln, die Krippe fordert uns zu Betrachtung auf. Wir wollen diese beiden menschlichen und christlichen Haltungen nicht vergessen. Und wenn wir Weihnachten wirklich feiern wollen, dann sollten wir durch die Krippe neu die Überraschung und das Staunen über die Kleinheit entdecken, die Kleinheit Gottes, der sich klein macht, der nicht im Prunk des äußeren Scheins zur Welt kommt, sondern in der Armut eines Stalles. Um ihm zu begegnen, müssen wir dorthin gehen, wo er ist. Wir müssen uns hinabbeugen, müssen uns klein machen, jede Eitelkeit hinter uns lassen, um dorthin zu gelangen, wo er ist. Und das Gebet ist der beste Weg, um Dank zu sagen für dieses unentgeltliche Geschenk der Liebe,
Jesus »Danke« sagen, der in unsere Häuser und in unsere Herzen kommen möchte. Ja, Gott liebt uns so sehr, dass er unsere menschliche Natur und unser Leben mit uns teilen möchte. Er lässt uns nie allein, er ist in jeder Situation, in der Freude wie im Schmerz, an unserer Seite. Auch in den schlimmsten Augenblicken ist er da, weil er der Emanuel ist, der Gott-mit-uns, das Licht, das die Finsternis erleuchtet, und die zärtliche Gegenwart, die uns auf dem Weg begleitet.

Liebe Brüder und Schwestern, nochmals danke ich euch für die Weihnachtsgeschenke des Baumes und der Krippe. Ich wünsche einem jeden von euch, euren Familien und euren Gemeinschaften ein gnadenreiches Weihnachtsfest und vertraue euch dem mütterlichen Schutz Mariens an, der Mutter Gottes und unserer Mutter. Und ich bitte euch, für mich zu beten. Danke.

(Orig. ital. in O.R. 3.12.2022)