Rede von Erzbischof Gallagher vor der OSZE

Schritt für Schritt den Frieden wiederherstellen

 Schritt für Schritt den Frieden wiederherstellen  TED-049
09. Dezember 2022

Vatikanstadt/Lodz. Der Sekretär der zweiten Sektion des Staatssekretariats für die Beziehungen zu den Staaten und zu den internationalen Organisationen, Paul Richard Gallagher, hat vor der OSZE den »Geist von Helsinki« beschworen. Die friedenssichernde Rolle der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa sei derzeit in Gefahr, sagte der Kurienerzbischof in seiner Rede beim OSZE-Gipfel im polnischen Lodz. »Dialog verlangt jeder Seite Opfer ab«, so Gallagher. Auch wenn Dialog »weniger glorreich« wirke als zu kämpfen, seien dessen Resultate doch »um vieles besser für alle Beteiligten«, da diese auf Konsens beruhten. Die Staatenkonferenz zur Friedenssicherung spielte nach ihrer Gründung 1975 im finnischen Helsinki eine wichtige Rolle bei der Überwindung des Kalten Krieges, auch weil die Sowjetunion und inzwischen auch Russland zu ihr gehörten.

Erzbischof Gallagher erinnerte in seiner Rede an den Ukraine-Krieg; dieser wiege besonders schwer. Es gebe aber noch in einer Reihe weiterer OSZE-Mitgliedstaaten »ernsthafte Bedrohungen ihrer Sicherheit und Stabilität«, sagte Gallagher und fragte: »Warum haben wir den Geist von Helsinki verraten?« Der Erzbischof räumte ein: »Wir alle müssen doch zugeben, dass unsere Untreue zu Helsinki lange vor dem Februar begonnen hat«, mithin vor dem russischen Überfall auf die Ukraine.

Während des Kalten Krieges, so Gallagher, hätten sich »unsere Vorgänger in Helsinki trotz aller radikalen Unterschiede und der Unvereinbarkeit ihrer Systeme trotzdem an einen Tisch gesetzt und es geschafft, über Themen von gemeinsamem Interesse zu sprechen und um des Gemeinwohls willen Vereinbarungen einzugehen«.

Von diesem Weg sei die OSZE-Gemeinschaft abgekommen. »Je länger die internationale Gemeinschaft eine Antwort auf die drängenden Herausforderungen verschiebt, desto mehr Glaubwürdigkeit wird sie verlieren«, warnte der Vatikan-Diplomat. Man dürfe sich nicht damit abfinden, »dass das Recht des Stärkeren gilt«, sagte er.

Man dürfe nicht »bei der Verurteilung von Verbrechen und der Anklage von Verletzungen der Menschenrechte und des Völkerrechts« stehenbleiben, so wichtig das auch sei, mahnte Gallagher; und weiter: »Als eine Organisation, der es um Zusammenarbeit und Sicherheit geht, sollten wir immer einen Schritt weitergehen mit dem Ziel, den Frieden wiederherzustellen«.