Gedanken zum Sonntag - 11. Dezember: Dritter Advent

Bist du der Richtige für Jesus?

 Bist du der Richtige für Jesus?  TED-049
09. Dezember 2022

Eine bewegende Geschichte stellt uns das heutige Evangelium (Mt 11,2-11) vor Augen. Johannes der Täufer, der sein Leben lang auf den Messias gewartet hat, lässt Jesus fragen, ob er derjenige sei, auf den er – und mit ihm auch ganz Israel – gewartet habe, oder ob sie alle auf einen anderen warten müssten.

Das ist eine existentielle Frage! Denn: was muss das für ein Abgrund sein, auf einmal Sinn und Ziel seines Lebens infrage gestellt zu sehen? Wir alle kennen Situationen, in denen wir alles auf die sprichwörtliche »eine Karte« gesetzt haben und sich dann auf einmal alles in Luft aufzulösen scheint.

In dieser Situation steckt der Täufer Johannes. Er hat alles auf den erwarteten mächtigen König gesetzt, von dem die Propheten gesprochen hatten, und von dem es hieß, dass er Israel befreien und zu alter Größe zurückführen würde… An seiner statt ist aber dieser Wanderprediger Jesus aufgetreten, der als Messias gefeiert wird und der zu Gewaltlosigkeit und Nächstenliebe aufruft. Das ist mehr als ernüchternd, zumal Johannes selbst in ihm diesen Messias gesehen hatte. Aber die Römer lassen sich weder weg-umarmen noch weg-lieben! Das ist eine große Enttäuschung – nicht nur für den Täufer Johannes. Wie gut verstehen wir ihn, denn auch wir wünschen uns in den unterschiedlichsten Situationen unseres Lebens einen »Starken« an der Spitze.

Nur: diese allzu verständliche Haltung hat uns nicht nur in zwei Weltkriege und unzählige Katastrophen geführt, sondern bedroht uns auch im Mikrokosmos unseres Alltagslebens, denn im Grunde suchen wir nur eine Bestätigung für unseren eigenen Willen zur Macht. Wie gern wären wir vielleicht sogar selbst jener »Starke«.

Wir dürfen nicht vergessen, dass Gott uns niemals versprochen hat, wie durch Zauberhand alles Schlechte und Böse aus dem Weg zu räumen. Damit würde er sich selbst widersprechen, denn er hat den Menschen in Freiheit geschaffen. Gott räumt nicht die Trümmer unseres Daseins, nicht die Katastrophen unserer Welt hinweg, sondern ist mitten in den Trümmern und Katastrophen gegenwärtig, um uns aufzurichten und zu stärken, damit wir nicht selbst zertrümmert werden. Das ist sein Versprechen. Und dies hat er mit dem Blut des Sohnes am Kreuz auf Golgotha ein für alle Mal beurkundet.

Lassen wir uns nicht entmutigen, wenn unsere Erwartungen enttäuscht werden, sondern hinterfragen wir vielmehr unsere Erwartungen! Legen wir Gott unsere eigenen Worte in den Mund oder hören wir auf Sein Wort – auf Jesus Christus?

Für mich stellt sich die Frage: bin ich bereit, der Richtige für Jesus zu sein? Erst wenn ich diese Frage mit einem klaren »Ja« beantworten kann, gebe ich ihm den Schlüssel zu meinem Herzen, die Erlaubnis, mich glücklich zu machen mit seiner Liebe, die alle Zweifel zerschmettert. Dann kann ich ihn zum Fundament für mein Leben machen und dann kann ich auch nicht enttäuscht werden, denn er verlässt diejenigen nicht, die auf den vertrauen, der er wirklich ist: der gute Hirte, der sein Leben für die Schafe hingibt, auf dass diese das ewige Leben haben.

Br. Immanuel Lupardi OSB, Missions-benediktiner von St. Ottilien in Oberbayern und Student am Päpstlichen Athenäum Sant’Anselmo in Rom.