Vatikanstadt. Vom 14. bis 18. November hielten sich 62 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz zu ihrem »Ad-limina«-Besuch in Rom auf. Der Besuch begann mit einer heiligen Messe im Petersdom. Am Donnerstag, 17. November, empfing Papst Franziskus die deutschen Bischöfe zu einer zweistündigen Audienz. Weiter standen Gespräche in den Dikasterien der Römischen Kurie auf dem Programm sowie die Feier der heiligen Messe in den weiteren drei Hauptkirchen Santa Maria Maggiore, St. Paul vor den Mauern und im Lateran. Nach dem interdikasteriellen Gespräch veröffentlichten der Heilige Stuhl und die Deutsche Bischofskonferenz das folgende gemeinsame Kommuniqué:
Heute, am 18. November 2022, fand vormittags im »Institut Augustinianum« in Rom ein interdikasterielles Treffen statt, an dem neben den Leitern einiger Dikasterien der Römischen Kurie auch die 62 Bischöfe der katholischen Kirche Deutschlands teilnahmen, die im Rahmen ihres »Ad-limina«-Besuchs in Rom waren. Das Treffen war seit einiger Zeit als Gelegenheit geplant, gemeinsam über den laufenden Synodalen Weg in Deutschland nachzudenken, der als Reaktion auf den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch Geistliche einberufen wurde.
Das Treffen wurde von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin moderiert. In seiner Einführung erinnerte er an das Band der Gemeinschaft und der Liebe, das die Bischöfe untereinander und mit dem Nachfolger Petri verbindet. Er betonte die Bedeutung des Treffens als Moment des Austauschs und der Gnade, der Einheit in der Verschiedenheit, sprach aber auch die Bedenken an, die der Synodale Weg hervorruft, wobei er auf die Gefahr von »Reformen der Kirche, aber nicht innerhalb der Kirche« hinwies.
In seinen einführenden Worten gab Bischof Dr. Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, einen Überblick über die Arbeit des deutschen Synodalen Weges, wobei er dessen Geist hervorhob, der auf dem Hören auf das Volk Gottes und dem Schmerz angesichts der von Mitgliedern des Klerus begangenen Missbrauchstaten beruht. Bischof Bätzing nannte auch die Themen, die in den Versammlungen diskutiert wurden: »Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag«, »Priesterliche Exis-tenz heute«, »Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche«, »Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft«. Schließlich würdigte der Bischof die Arbeiten der vom Heiligen Vater für die gesamte Kirche einberufenen Synode und die Entscheidung, deren Dauer zu verlängern.
Anschließend ergriffen die Kardinäle Luis Francisco Ladaria, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, und Marc Ouellet, Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, für eine theologische Reflexion das Wort. Sie äußerten klar und offen die Bedenken und Vorbehalte, die gegenüber der Methodik, den Inhalten und den Vorschlägen des Synodalen Weges bestehen und machten zugunsten der Einheit der Kirche und ihres Evangelisierungsauftrages Vorschläge, die bisher vorgebrachten Anliegen in die Synode der Gesamtkirche einfließen zu lassen.
An dem anschließenden offenen Gespräch nahmen zahlreiche Bischöfe der deutschen (Erz-)Bistümer und Vertreter der Kurie teil. Dabei wurde deutlich, wie wichtig und dringend notwendig es ist, einige der angesprochenen Fragen zu definieren und zu vertiefen, wie zum Beispiel diejenigen, die sich auf die Strukturen der Kirche, das Weiheamt und seine Zugangsbedingungen, die christliche Anthropologie und weitere Fragen beziehen.
Gleichzeitig waren sich alle bewusst, dass sie mit dem gesamten heiligen und geduldigen Gottesvolk auf dem Weg sind, auch wenn verschiedene Positionen aufeinanderstoßen. Gerade in diesem Sinne wurde in vielen Beiträgen auf die zentrale Bedeutung von Evangelisierung und Mission als letztes Ziel der laufenden Prozesse hingewiesen, aber auch auf das Bewusstsein, dass einige Themen nicht verhandelbar sind.
In dieser Perspektive des offenen und brüderlichen Austauschs wurden einige Vorschläge gemacht, darunter auch die Möglichkeit eines Moratoriums für den deutschen Synodalen Weg, was jedoch verworfen wurde, sowie der Vorschlag, angesichts der entstandenen Missverständnisse weiteres Nachdenken und gegenseitiges Zuhören zu fördern.
Zum Abschluss der Überlegungen brachte der Kardinalstaatssekretär seine Wertschätzung für die Offenheit des Gedankenaustauschs zum Ausdruck, der zwar nicht formell, aber notwendig und konstruktiv gewesen sei und der auf dem eingeschlagenen Weg »nicht außer Acht gelassen werden darf«. Man war sich einig, dass das Zuhören und der gegenseitige Dialog in den kommenden Monaten fortgesetzt werden sollen, so dass sie eine Bereicherung für den deutschen Synodalen Weg und den synodalen Prozess der Kirche auf Weltebene darstellen.