Liebe Brüder und liebe Schwestern,
guten Tag und willkommen!
Ich danke Dr. Ruffini für seine freundlichen Worte und begrüße euch alle, die ihr an der Vollversammlung des Dikasteriums für die Kommunikation teilnehmt, die das Thema hat: »Synode und Kommunikation: ein Weg, der entwickelt werden muss«. Und das ist die Botschaft, acht Seiten… Wenn ich jetzt anfange, sie zu lesen, wenn ich dann bei Seite vier bin, werdet ihr vergessen haben, was ich auf der ersten gesagt habe! Und ich denke, dass es besser ist, wenn ihr diese Botschaft mitnehmt. Dr. Ruffini wird jedem eine Kopie zukommen lassen. Und so kann ich euch etwas Spontaneres sagen, und auch »ohne Zensur«, das ist unterhaltsamer!
Wenn von Kommunikation die Rede ist, dann sprechen wir von einem »Hin- und Zurück«, es gibt keine Kommunikation nur in eine Richtung: sie geht hin und zurück, hin und zurück. Und dadurch wächst man auch. Nur die Papageien sind es, die bloß in eine Richtung – nur hin, ohne zurück – kommunizieren, weil sie immer dasselbe sagen, und das Echo spielt keine Rolle, das, was auf der anderen Seite gesagt wird. Ein echter Kommunikator muss aufmerksam sein für das, was zurückkommt, was hereinkommt, auf die Reaktion, die von dem, was ich sage, ausgelöst wird. Denn die Kommunikation ist eine menschliche Verbindung. Wichtig ist nicht das, was ich sage, nein, sondern das, was ich auf das hin sage, was der andere mir sagt, auf das, was ich höre. Daher ist die Philosophie »des Lautsprechers« nutzlos, es ist vielmehr, sagen wir es einmal so, eine Philosophie »am Telefon«: man hört, man antwortet.
Der Dialog: Es kann keine Kommunikation geben ohne einen Dialog und ohne Bewegung, ohne sich in Bewegung zu setzen, und sie ist immer ein Risiko. Weil wir dieses Gesetz der Trägheit haben: Trägheit, die dich dazu führt, immer auf derselben Sache sitzen zu bleiben und die Dinge zu sagen, Informationen zu vermitteln und dann still zu sein. Nein. Du musst hören, wie diese Sache aufgenommen wird und welche Reaktion sie hervorruft. Und daher gibt es einige von euch, die mich sehr berühren, zum Beispiel die Begeisterung von Monda [Direktor des Osservatore Romano]. Monda ist kein Journalist, er ist ein Poet, ein Kreativer, weil er durch Poesie kommuniziert; er hört mit Kreativität auf das, was die Leute sagen… Und dann der Osservatore… Ja, der Osservatore ist ein Problem, das wissen wir alle, und statt den Osservatore zu schließen, macht er noch einen anderen, den Osservatore »von der Straße«, und los geht’s! Das heißt es, zu kommunizieren, immer die Grenzen suchen, weitere Grenzen, noch mehr…
Die kommunikative Unruhe. Das bringt eine gewisse Unordnung mit sich. Dem Kommunikator gelingt es nicht, dass alles ordentlich ist, es gibt immer eine gewisse Unordnung, weil wir so sind, wir Menschen. Und unter euch sehe ich Dinge dieser Art.
Zum Beispiel – das geht in eine andere Richtung, aber ich möchte es sagen – habe ich zweimal Filmaufnahmen mit Fabio Marchese Ragona gemacht, und ich habe in jenen Kommunikationen die Fähigkeit gesehen, Dinge zu kreieren, die das Publikum erreicht haben, weil es dieses Bemühen gab, auf den anderen zuzugehen.
Und in der Tat, wenn ich jemanden von euch lese, zum Beispiel einen Artikel von Gisotti: Wenn du Gisotti liest, dann stellt er nicht nur eine Reflexion an, nein, er reflektiert und schafft dabei innere Spannungen. Um nur einige Kommunikatoren zu nennen… Das bedeutet es, zu kommunizieren; es bedeutet, etwas zu riskieren, schöpferisch zu sein, weiter zu gehen. Ein Kommunikator, der will, dass immer alles seine Ordnung hat, hat den Beruf verfehlt. Werde Archivar, das wirst du besser können! Der Kommunikator muss immer etwas riskieren, immer auf dem Weg sein, immer in der Beteiligung am Leben.
Das bedeutet es, zu kommunizieren. Und ich danke dem Präfekten [Dr. Paolo Ruffini] – der Arme, er hat das Pech, als erster Laie Präfekt an der Kurie zu sein! –, ich danke ihm, weil er dies erlaubt, es wachsen lässt. »Muss ich noch mehr wachsen?« Das wissen Sie besser als ich, aber Sie lassen es wachsen. Ich danke Ihnen dafür. Das ist es, was ich in eurem Dikasterium sehe. Kommunikation in Bewegung, kreative Kommunikation.
Dann die Kommunikation der Werte. Wir dürfen uns nicht zu einer Kommunikation ohne Werte herablassen. Wir müssen mit unseren Werten kommunizieren. Das bedeutet nicht, dass wir jeden Tag die Novene zu einem Heiligen beten müssen. Die christlichen Werte, die Werte, die dahinterstehen, die Werte, die lehren voranzugehen. Jemand, der sich persönlich einsetzt für die Werte. Zum Beispiel sehe ich hier James Martin. »Ah ja, der arbeitet …« Ja, aber er hat ein Buch geschrieben, das den Titel trägt: »Beten lernen« [Lehre uns beten]. Lest es, denn es lehrt dich zu beten. Ein Mann, der Werte hat, ein Kommunikator, der auch weiß, wie er dich den Weg der Kommunikation mit Gott lehren kann. Kommunikator sein ist genau das. Gehen, auf dem Weg sein, etwas riskieren, mit den Werten, in der Überzeugung, dass ich etwas von meinem Leben gebe mit meinen Werten, den christlichen Werten und den menschlichen Werten. Ich misstraue den unpersönlichen Kommunikatoren, denen, die reine Technik sind, reine Technik. Ja, aber die Technik allein nützt nichts, die Technik hilft dir, wenn es dahinter ein Herz gibt, es einen Verstand gibt, wenn es einen Mann, eine Frau gibt, die etwas von sich selbst geben. Passt auf, dass ihr nicht nur in die Technik hineinrutscht, denn das führt dich zu einer unpersönlichen Kommunikation, ohne Werte, und die kann dann in die Hände der aktuellen Geschäftemacher oder der Ideologien fallen.
Und dann eine dritte Sache, die ich in Ihrem Dikasterium finde, Herr Präfekt, und dafür danke ich Ihnen, es ist die Menschlichkeit. Sie haben eine menschliche Atmosphäre geschaffen, und das muss bewahrt werden. Eine menschliche Kommunikation, mit menschlicher Wärme und nicht rein technisch. Die Technik ist notwendig für die Entwicklung, aber dann, wenn es das Menschliche gibt. Wenn du [er wendet sich an
Sr. Veronica Donatello] zu den Gehörlosen gehst und so machst, so [die Gebärdensprache], dann kennst du die gesamte Technik, aber da ist dein menschliches Herz als Frau, als Schwester, das hinter dieser Kommunikation steht. Das ist sehr wichtig, mit dem Herzen und dem Menschlichen kommunizieren, mit den Werten, und vorangehen.
Das ist es, was ich euch sagen wollte, die Dinge, die mir an euch am meisten auffallen. Hoffen wir, dass Monda nicht noch einen dritten Osservatore macht, denn er ist so vol-ler Begeisterung, dass er nicht mehr aufhört! Danke, danke vielmals für alles, danke! Ich bin zufrieden, und macht weiter, riskiert etwas, riskiert etwas, und habt keine Angst! Riskiert etwas, um dem anderen in der Kommunikation zu begegnen.
Und jetzt bitten wir den Herrn, dass er uns alle segnen möge, denn wir alle brauchen den Segen Gottes, alle.
(Orig. ital. in O.R. 14.11.2022)
Im Folgenden veröffentlichen wir die für diesen Anlass ursprünglich vorgesehene Ansprache des Papstes:
Liebe Brüder und liebe Schwestern,
guten Tag und willkommen!
Ich danke Dr. Ruffini für seine freundlichen Worte und begrüße euch alle, die ihr an der Vollversammlung des Dikasteriums für die Kommunikation teilnehmt, die das Thema hat: »Synode und Kommunikation: ein Weg, der entwickelt werden muss«.
Die Synode ist keine bloße Kommunikationsübung und auch nicht der Versuch, die Kirche neu zu denken mit der Logik der Mehrheiten und der Minderheiten, die sich einigen müssen. Diese Sichtweise ist weltlich und folgt dem Modell vieler sozialer, kultureller und politischer Erfahrungen. Das Wesen des synodalen Prozesses dagegen besteht in einer Grundwahrheit, die wir niemals aus den Augen verlieren dürfen: er hat das Ziel, auf den Willen Gottes zu hören, ihn zu verstehen und ihn in die Tat umzusetzen.
Wenn wir als Kirche den Willen Gottes kennen wollen, um das Licht des Evangeliums in dieser unserer Zeit einmal mehr aktuell werden zu lassen, dann müssen wir wieder neu das Bewusstsein haben, dass es niemals dem Einzelnen gegeben wird, sondern immer der Kirche in ihrer Gesamtheit. Nur im lebendigen Gefüge unserer kirchlichen Beziehungen werden wir in der Lage sein, den Herrn, der zu uns spricht, zu hören und zu verstehen. Ohne das »gemeinsame Gehen« können wir bloß eine religiöse Institution werden, die aber die Fähigkeit verloren hat, das Licht der Botschaft ihres Meisters auszustrahlen, die die Fähigkeit verloren hat, Geschmack in die verschiedenen Angelegenheiten der Welt zu bringen.
Jesus warnt uns vor einem derartigen Irrweg. Er sagt zu uns: »Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus« (Mt 5,13-15). Das ist der Grund, warum die synodale Dimension eine wesentliche Dimension der Kirche ist, und die Reflexion, in der wir uns in diesen Jahren engagieren, hat den Zweck, das deutlich zutage zu bringen, was die Kirche implizit immer geglaubt hat.
Die Bibel ist voller Geschichten von Männern und Frauen, die wir uns zu Unrecht manchmal als einsame Helden vorstellen. Abraham zum Beispiel, der Erste, an den Gott sein Wort richtet, ist kein Einzelgänger, der sich auf den Weg macht, sondern ein Mann, der die Stimme Gottes ernst nimmt, der ihn auffordert, seine Heimat zu verlassen, und er tut dies gemeinsam mit seiner Familie (Gen 12,1-9). Die Geschichte Abrahams ist die Geschichte der Bindungen Abrahams.
Auch Mose, der Befreier Israels, hätte seine Sendung nicht erfüllen können, wenn da nicht die Hilfe seines Bruders Aaron, seiner Schwes-ter Mirjam, seines Schwiegervaters Jitro und einer Schar anderer Männer und Frauen gewesen wäre, die ihm geholfen haben, das Wort des Herrn zu hören und es umzusetzen, zum Wohl aller. Er ist ein Mann, der in seiner persönlichen Geschichte verletzt worden ist und der nicht die Gabe des Redners hat, ja vielmehr stottert. Wir könnten fast sagen, dass er ein Mann ist, der gerade in der Kommunikation Schwierigkeiten hat, aber diejenigen, die ihm zur Seite stehen, gleichen diese seine Unfähigkeit aus (vgl. Ex 4,10.12-16).
Maria von Nazaret hätte ihr Magnifikat nicht singen können, ohne die Gegenwart und die Freundschaft zu ihrer Cousine Elisabet (vgl. Lk 1,46-55), und sie hätte das Jesuskind nicht gegen den Hass jener verteidigen können, die es töten wollten, wenn nicht Josef an ihrer Seite gewesen wäre (Mt 2,13-15.19-23).
Jesus selbst macht sich der Bindungen bedürftig, und als er sich in Jerusalem dem entscheidenden Kampf seiner Sendung stellen muss, nimmt er in der Nacht der Gefangennahme die Freunde Petrus, Jakobus und Johannes in den Garten Getsemani mit (vgl. Mt 26,36-46).
Der Beitrag der Kommunikation ist gerade dies: diese gemeinschaftliche Dimension zu ermöglichen, diese relationale Fähigkeit, diese Berufung zu den Beziehungen. Und so verstehen wir, dass es Aufgabe der Kommunikation ist, die Nähe zu begünstigen, den Ausgeschlossenen eine Stimme zu geben, die Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was wir normalerweise aussondern und ignorieren. Die Kommunikation ist sozusagen das Handwerk der Bindungen, in denen die Stimme Gottes erklingt und hörbar wird.
Ich möchte euch auf drei Dinge hinweisen, als mögliche Linien für eine zukünftige Reflexion in diesem Bereich.
Die erste Aufgabe der Kommunikation sollte es sein, dass die Menschen weniger einsam sind. Wenn sie nicht das Gefühl der Einsamkeit vermindert, zu der so viele Männer und Frauen sich verurteilt fühlen, dann ist jene Kommunikation bloß Unterhaltung und kein Handwerk der Bindungen, wie ich eben sagte.
Um eine derartige Mission verwirklichen zu können, muss einem klar sein, dass ein Mensch sich weniger einsam fühlt, wenn er merkt, dass die Fragen, Hoffnungen, Mühen, die er in seinem Inneren trägt, außen einen Ausdruck finden. Nur eine in die Realität eingetauchte Kirche kennt wirklich das, was im Herzen des zeitgenössischen Menschen ist. Daher besteht jede echte Kommunikation vor allem aus dem konkreten Zuhören; sie besteht aus Begegnungen, Gesichtern, Geschichten. Wenn wir nicht in der Realität zu stehen wissen, werden wir uns lediglich darauf beschränken, von oben herab Weisungen zu geben, auf die niemand hören wird. Kommunikation sollte eine große Hilfe für die Kirche sein, um konkret in der Realität zu leben, indem sie das Zuhören fördert und die großen Fragen der Männer und Frauen von heute wahrnimmt.
In Verbindung mit dieser ersten Herausforderung möchte ich eine zweite hinzufügen: dem, der keine Stimme hat, eine Stimme geben. Sehr häufig erleben wir Kommunikationssysteme, die das, was unbequem ist und was wir nicht sehen wollen, ausgrenzen und zensieren. Die Kirche weiß durch den Heiligen Geist sehr wohl, dass es ihre Aufgabe ist, bei den Letzten zu sein, und dass ihr natürliches Umfeld die existentiellen Randgebiete sind.
Aber existentielle Randgebiete sind nicht nur da, wo sich Menschen aus ökonomischen Gründen an den Rand der Gesellschaft gedrängt sehen, sondern auch dort, wo Menschen zwar satt sind, aber ohne einen Sinn des Lebens; es sind auch diejenigen, die aufgrund gewisser Entscheidungen in Randsituationen leben, entweder aufgrund familiären Scheiterns oder aufgrund persönlicher Erfahrungen, die ihre Geschichte unauslöschlich gezeichnet haben. Jesus hatte niemals Angst vor dem Leprakranken, dem Armen, dem Fremden, auch wenn diese Menschen mit einem moralischen Stigma gezeichnet waren. Jesus hat die Irregulären jeder Art niemals ignoriert. Ich frage mich, ob auch wir als Kirche es verstehen, diesen Brüdern und diesen Schwestern eine Stimme zu geben, ob wir sie anzuhören wissen, ob wir gemeinsam mit ihnen den Willen Gottes zu erkennen vermögen, und so ein rettendes Wort an sie richten können.
Schließlich ist die dritte Herausforderung an die Kommunikation, die ich euch mit auf den Weg geben möchte, die Herausforderung, uns zur Anstrengung des Mitteilens zu erziehen. Nicht selten sind auch im Evangelium Missverständnisse, ein nur langsames Verstehen der Worte Jesu zu verzeichnen, oder Irrtümer, die manchmal zu echten Tragödien werden, wie dies bei Judas Iskariot der Fall war, der die Sendung Christi mit einem politischen Messianismus verwechselt.
Daher müssen wir bei der Kommunikation auch diese Dimension der »Anstrengung« akzeptieren. Sehr oft sind diejenigen, die die Kirche von außen sehen, verblüfft von den verschiedenen Spannungen, die es in ihr gibt. Aber wer die Art und Weise des Wirkens des Heiligen Geistes kennt, weiß sehr gut, dass er es liebt, Gemeinschaft zwischen den Verschiedenheiten herzustellen und aus dem Durcheinander Harmonie zu schaffen. Gemeinschaft ist niemals Uniformität, sondern die Fähigkeit, sehr unterschiedliche Realitäten zusammenzuhalten. Ich denke, wir sollten in der Lage sein, auch diese Anstrengung zu kommunizieren, ohne den Anspruch zu erheben, sie zu lösen, und ohne sie zu verheimlichen. Meinungsverschiedenheit ist nicht notwendigerweise eine Haltung des Bruchs, sondern sie kann auch ein Bestandteil von Gemeinschaft sein. Kommunikation muss auch die Verschiedenheit der Sichtweisen möglich machen, wobei sie sich immer bemüht, die Einheit und die Wahrheit zu wahren und Verleumdung, verbale Gewalt, persönlichen Ehrgeiz und Fundamentalismus zu bekämpfen, die unter dem Vorwand, der Wahrheit treu zu sein, nur Spaltung und Zwietracht säen. Wenn die Kommunikation diesen Auswüchsen nachgibt, dann schadet sie schließlich sehr, statt Gutes zu tun.
Liebe Brüder und liebe Schwestern, die Arbeit dieses Dikasteriums ist keine rein technische Arbeit. Eure Berufung berührt, wie wir gesehen haben, die Art, Kirche zu sein. Danke für das, was ihr tut. Ich ermutige euch, entschieden und prophetisch voranzugehen. Der Kirche zu dienen bedeutet, vertrauenswürdig zu sein und auch mutig neue Wege zu wagen. In diesem Sinne mögt ihr stets vertrauenswürdig und mutig sein. Ich segne euch alle von Herzen. Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten.
(Orig. ital. in O.R. 12.11.2022)