Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag und herzlich willkommen!
Ihr seid in großer Zahl gekommen, aus Italien und aus verschiedenen Ländern. Eure Bewegung hat ihre Fähigkeit, zu versammeln und zu mobilisieren, nicht verloren. Ich danke euch, dass ihr eure Verbundenheit mit dem Apostolischen Stuhl und eure Zuneigung zum Papst bekunden wollt. Ich danke dem Präsidenten der Bewegung, Prof. Davide Prosperi, sowie Hassina und Rose, die uns ihre Erfahrungen mitgeteilt haben. Ich begrüße den Kardinalpräfekten Kardinal Farrell, und die hier anwesenden Kardinäle und Bischöfe.
Wir sind hier versammelt, um des
100. Geburtstages von Msgr. Luigi Giussani zu gedenken. Und wir tun dies mit Dankbarkeit in unseren Herzen, so wie wir von Rose und Hassina gehört haben. Ich möchte meine persönliche Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, weil es mir als Priester gutgetan hat, über einige Bücher von Don Giussani – als junger Priester – vertieft nachzudenken; und ich bedanke mich auch als Oberhirte für all das, was er zum Wohl der Kirche überall zu säen und auszustrahlen vermochte. Und wie könnten diejenigen, die seine Freunde, seine Kinder, seine Schüler waren, sich nicht mit aufrichtiger Dankbarkeit an ihn erinnern? Dank seiner leidenschaftlichen priesterlichen Vaterschaft in der Vermittlung von Christus wuchsen sie im Glauben als Geschenk, das dem Leben Sinn, menschliche Weite und Hoffnung verleiht. Don Giussani war Vater und Lehrer, er war Helfer für alle menschlichen Unruhen und Situationen, denen er mit seiner pädagogischen und missionarischen Leidenschaft begegnete. Die Kirche erkennt sein pädagogisches und theologisches Genie an, entwickelt aus einem Charisma, das ihm vom Heiligen Geist für das »Gemeinwohl« gegeben wurde. Es ist nicht bloße Nostalgie, die uns dazu veran-lasst, diese Hundertjahrfeier zu begehen, sondern die dankbare Erinnerung an seine Gegenwart: nicht nur in unseren Biografien und Herzen, sondern in der Gemeinschaft der Heiligen, von wo aus er für die Seinen Fürbitte hält.
Ich weiß, liebe Freunde, Brüder und Schwestern, dass Übergangszeiten, in denen der Gründervater nicht mehr physisch anwesend ist, alles andere als einfach sind. Viele katholische Gründungen in der Geschichte haben diese Erfahrung gemacht. Wir müssen Don Julian Carrón dafür danken, dass er die Bewegung in dieser Zeit geleitet und das Steuer der Einheit mit dem Pontifikat fest im Griff gehabt hat. Es fehlte jedoch nicht an ernsthaften Problemen, Spaltungen und sicherlich auch an einer Verarmung in der Präsenz einer so wichtigen kirchlichen Bewegung wie »Comunione e Liberazione«, von der sich die Kirche und ich selbst mehr, viel mehr erhoffen. Krisenzeiten sind Zeiten einer Rückbesinnung auf eure außergewöhnliche Geschichte aus Nächstenliebe, Kultur und Mission; sie sind Zeiten der kritischen Auseinandersetzung mit dem, was das fruchtbare Potenzial des Charismas von Don Giussani eingeschränkt hat; sie sind Zeiten der Erneuerung und des missionarischen Neubeginns im Lichte des aktuellen kirchlichen Moments sowie der Bedürfnisse, Leiden und Hoffnungen der heutigen Menschheit. Die Krise lässt uns wachsen. Sie sollte nicht auf den Konflikt reduziert werden, der vernichtet. Die Krise lässt wachsen.
Sicherlich betet Don Giussani für die Einheit aller Glieder eurer Bewegung; das ist sicher. Ihr wisst sehr gut, dass Einheit nicht gleichbedeutend mit Uniformität ist. Habt keine Angst vor unterschiedlichen Sensibilitäten und Auseinandersetzungen auf dem Weg der Bewegung. Es kann nicht anders sein in einer Bewegung, in der alle Mitglieder aufgerufen sind, das empfangene Charisma persönlich zu leben und mitverantwortlich zu teilen. Jeder lebt es originell und auch in Gemeinschaft. Das ist wichtig: dass die Einheit stärker ist als auflösende Kräfte oder das Festhalten an alten Gegensätzen. Einheit mit denjenigen, die die Bewegung leiten, Einheit mit den Hirten, Einheit in der sorgfältigen Befolgung der Anweisungen des Dikasteriums für die Laien, die Familie und das Leben und Einheit mit dem Papst, der der Diener der Einheit in Wahrheit und Liebe ist.
Verschwendet eure kostbare Zeit nicht mit Geschwätz, Misstrauen und Konflikten. Bitte, verschwendet nicht eure Zeit!
Nun möchte ich einige Aspekte der reichen Persönlichkeit von Don Giussani in Erinnerung rufen: sein Charisma, seine Berufung zum Erzieher, seine Liebe zur Kirche.
1. Don Giussani war ein charismatischer Mann. Er war sicherlich ein Mensch mit großer persönlicher Ausstrahlung, der Tausende von jungen Menschen anziehen und ihre Herzen berühren konnte. Wir können uns fragen: Woher kam sein Charisma? Es kam von etwas, das er am eigenen Leib erfahren hatte: Als 15-jähriger Jugendlicher wurde er von der Entdeckung des Geheimnisses Chris-ti wie vom Blitz getroffen. Er hatte nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen erfasst, dass Christus das vereinigende Zentrum der ganzen Wirklichkeit ist, dass er die Antwort auf alle menschlichen Fragen ist, dass er die Erfüllung aller Sehnsucht nach Glück, nach dem Guten, nach Liebe und Ewigkeit ist, die im menschlichen Herzen wohnen. Das Staunen und die Faszination dieser ersten Begegnung mit Christus haben ihn nie verlassen. Wie der damalige Kardinal Ratzinger bei seiner Beerdigung sagte: »Don Giussani hat den Blick seines Lebens und seines Herzens immer fest auf Christus gerichtet. Er hat so verstanden, dass das Christentum kein intellektuelles Sys-tem, kein Bündel von Dogmen, kein Moralismus, sondern eine Begegnung ist, eine Liebesgeschichte: Es ist ein Ereignis.« Hier liegt die Wurzel seines Charismas. Don Giussani hat die Herzen angezogen, überzeugt und bekehrt, weil er das weitergegeben hat, was er nach seiner grundlegenden Erfahrung in sich trug: die Leidenschaft für den Menschen und die Leidenschaft für Christus als die Erfüllung des Menschen. Viele junge Menschen folgten ihm, denn junge Menschen haben ein feines Gespür. Was er sagte, kam aus seiner Erfahrung und seinem Herzen, so dass er Vertrauen, Sympathie und Interesse weckte.
Der Präsident sagte, dass ihr euch dafür einsetzt, dass das Charisma, das Don Giussani zum Wohl der ganzen Kirche gegeben wurde, immer wieder neue Früchte trägt. Das ist das weise Hüten des Geschenks, das euch überliefert wurde, ein Hüten, das nicht nur die Vergangenheit bewahrt, sondern durch den Heiligen Geist die neuen Triebe dieses Baumes, der eure Bewegung ist und der auf dem guten Boden der kirchlichen Gemeinschaft lebt, erkennt und annimmt.
Hierzu werdet ihr euch fragen: Wie können wir auf die Notwendigkeit zu Veränderungen in der heutigen Zeit reagieren und gleichzeitig das Charisma bewahren? Zunächst ist es wichtig, daran zu erinnern, dass es nicht das Charisma ist, das sich ändern muss: Es muss immer wieder neu angenommen und in der heutigen Welt fruchtbar gemacht werden. Die Charismen wachsen, wie
die Wahrheiten des Dogmas und der Moral wachsen: Sie wachsen in ihrer Fülle. Aber die Art und Weise, wie es gelebt wird, kann ein Hindernis oder sogar einen Verrat an dem Ziel darstellen, für das das Charisma vom Heiligen Geist geweckt wurde. Fehlentwicklungen zu erkennen und gegebenenfalls zu korrigieren, ist nur in einer Haltung der Demut und unter der weisen Führung der Kirche möglich. Und diese Haltung der Demut würde ich mit zwei Verben zusammenfassen: sich erinnern, das heißt sich die Begegnung mit dem Geheimnis, die uns bis hierhergeführt hat, wieder ins Gedächtnis rufen; und Frucht bringen, mit Zuversicht auf die Zukunft schauen, auf die Seufzer hören, die der Geist heute wieder zum Ausdruck bringt. »Der demütige Mann, die demütige Frau sorgt sich auch um die Zukunft, nicht nur um die Vergangenheit, denn er weiß, wie man in die Zukunft blickt, wie man auf die Sprossen schaut, mit einem Gedächtnis voller Dankbarkeit. Der bescheidene Mensch bringt hervor, lädt ein und drängt auf das Unbekannte zu. Der Stolze hingegen wiederholt, verhärtet sich [...], und verschließt sich in seiner Wiederholung, er fühlt sich sicher in dem, was er kennt, und fürchtet das Neue, weil er es nicht kontrollieren kann, er fühlt sich dadurch aus dem Gleichgewicht gebracht … denn er hat sein Gedächtnis verloren«1. Schaut euch das Gedächtnis des Gründers an.
Ihr Lieben, hütet das kostbare Geschenk eures Charismas und der Fraternität, die es bewahrt, denn es kann noch viele Leben zum »Blühen« bringen, wie Hassina und Rose uns bezeugt haben. Das Potential eures Charismas ist noch weitgehend zu entdecken, es gibt noch viel zu entdecken; ich lade euch daher ein, jeden Rückzug auf euch selbst zu vermeiden, die Angst – Angst wird euch niemals in einen guten Hafen leiten – und die geistige Müdigkeit, die euch zu geis-tiger Trägheit führt. Ich ermutige euch, die richtigen Wege und Sprachen zu finden, damit das Charisma, das Don Giussani euch geschenkt hat, neue Menschen und neue Umfelder erreicht, damit es zur heutigen Welt sprechen kann, die sich seit den Anfängen eurer Bewegung verändert hat. Es gibt so viele Männer und Frauen, die noch nicht diese Begegnung mit dem Herrn erlebt haben, die euer Leben verändert und schön gemacht hat!
2. Ein zweiter Aspekt: Don Giussani als Erzieher. Schon in den ersten Jahren seines priesterlichen Dienstes spürte Don Giussani angesichts der Verwirrung und der religiösen Unwissenheit vieler junger Menschen die Dringlichkeit, ihnen die Begegnung mit der Person Jesu zu vermitteln, die er selbst erlebt hatte. Don Luigi besaß die einzigartige Fähigkeit, in den Herzen der jungen Menschen die aufrichtige Suche nach dem Sinn des Lebens hervorzurufen und ihr Verlangen nach Wahrheit zu wecken. Wenn er diesen Durst in den jungen Leuten geweckt sah, scheute er sich als wahrer Apostel nicht, ihnen den christlichen Glauben aufzuzeigen. Aber ohne jemals etwas aufzuerlegen. Sein Ansatz brachte viele freie Persönlichkeiten hervor, die mit Überzeugung und Leidenschaft zum Christentum ja sagten; nicht aus Gewohnheit, nicht aus Konformismus, sondern auf eine persönliche und kreative Weise. Don Giussani hatte ein großes Einfühlungsvermögen, um den Charakter eines jeden Menschen zu respektieren, seine Geschichte, sein Temperament und seine Gaben zu achten. Er wollte nicht, dass die Menschen alle gleich sind, und er wollte auch nicht, dass alle ihn nachahmen, sondern dass jeder so originell ist, wie Gott ihn geschaffen hat. Und tatsächlich wurden diese jungen Menschen, als sie heranwuchsen, je nach ihrer eigenen Neigung zu bedeutenden Persönlichkeiten in verschiedenen Bereichen, sei es im Journalismus, in der Schule, in der Wirtschaft, in den Wohltätigkeitsorganisationen und der sozialen Förderung.
Dies, liebe Freunde, ist ein großes geistliches Vermächtnis, das Don Giussani euch hinterlassen hat. Ich bitte euch eindringlich, seine pädagogische Leidenschaft, seine Liebe zu den jungen Menschen, seine Liebe zur Freiheit und Eigenverantwortung eines jeden Menschen für sein eigenes Schicksal, seinen Respekt vor der unwiederholbaren Einzigartigkeit eines jeden Mannes und einer jeden Frau in euch zu hüten.
3. Und drittens: Giussani, der Sohn der Kirche. Don Giussani war ein Priester, der die Kirche sehr liebte. Selbst in Zeiten der Verwirrung und der heftigen Anfechtung der Institutionen hielt er stets fest an seiner Treue zur Kirche, für die er eine große Zuneigung – Liebe! –, fast eine Zärtlichkeit und gleichzeitig eine große Ehrfurcht empfand, weil er glaubte, dass sie das Fortleben Christi in der Geschichte ist. Er sagte: »Du bist dieser Weggemeinschaft begegnet: das ist die Art und Weise, wie das Geheimnis Jesu [...] an deine Tür geklopft hat«2. Er benutzte diesen schönen Ausdruck: die »Weggemeinschaft«. Die Gruppen der Bewegung waren für ihn eine »Weggemeinschaft« von Menschen, die Christus begegnet waren. Und letztendlich ist die Kirche selbst die »Weggemeinschaft« der Getauften, die alles zusammenhält, aus der alles Leben schöpft und die uns auf dem richtigen Weg hält.
Don Giussani hat Achtung und kindliche Liebe zur Kirche gelehrt, und er hat es immer verstanden, mit großer Ausgewogenheit Charisma und Autorität, die sich ergänzen und beide notwendig sind, zusammenzuhalten. Ihr singt bei euren Treffen oft das Lied »La strada«. Giussani sagte, indem er genau die Metapher des Weges verwendete: »Die Autorität sorgt für den richtigen Weg, das Charisma macht den Weg schön«3. Ohne Autorität besteht die Gefahr, vom Weg abzukommen und in die falsche Richtung zu gehen. Doch ohne Charisma droht der Weg langweilig zu werden, nicht mehr attraktiv für die Menschen in diesem besonderen his-torischen Moment.
Auch unter euch sind einige mit einem Amt der Autorität und Leitung betraut, um allen anderen zu dienen und den richtigen Weg aufzuzeigen. Konkret geht es dabei darum, die Bewegung zu leiten und zu vertreten, ihre Entwicklung zu fördern, spezifische Projekte des Apostolats durchzuführen, die Treue zum Charisma zu gewährleisten, die Mitglieder der Bewegung zu schützen und ihren christlichen Weg sowie ihre menschliche und geistliche Bildung zu fördern. Aber neben dem Dienst der Leitung ist wichtig, dass in allen Mitgliedern der Fraternität das Charisma lebendig bleibt, damit das christliche Leben immer den Zauber der ersten Begegnung bewahrt. Vergesst nie dieses erste Galiläa des Rufes, dieses erste Galiläa der Begegnung. Kehrt immer wieder dorthin zurück, zu diesem ersten Galiläa, das jeder von uns erlebt hat. Das wird uns die Kraft geben, in der Kirche immer im Gehorsam weiterzugehen. Das ist es, was »den Weg schön macht«. So tragen die kirchlichen Bewegungen mit ihren Charismen dazu bei, die Anziehungskraft und die Neuheit des Christentums zu zeigen; und es ist Aufgabe der Führungsautorität der Kirche, mit Weisheit und Klugheit aufzuzeigen, auf welchem Weg die Bewegungen gehen müssen, um sich selbst und der Sendung, die Gott ihnen anvertraut hat, treu zu bleiben. Mit den Worten von Don Giussani können wir sagen, dass »diese ständige Wechselwirkung zwischen Institution und Charisma ein unabdingbares Erfordernis der Inkarnation ist. Dieses Verhältnis von Gnade und Freiheit kann keinesfalls im Sinne einer dialektischen Alternative gedacht werden, so als sei die Institution kein Charisma und als brauche das Charisma die Institution nicht. Sie sind letztlich die eine einzige Realität der Kirche. Kann man sich den menschlichen Organismus ohne das Skelett vorstellen, das ihn trägt? So ist es auch undenkbar, dass die Kirche ohne Institution leben könnte«4.
Ihr wisst, dass die Entdeckung eines Charismas immer über eine Begegnung mit konkreten Personen erfolgt. Diese Personen sind Zeugen, die es uns ermöglichen, uns einer größeren Realität zu nähern, nämlich der christlichen Gemeinschaft, der Kirche. In der Kirche bleibt die Begegnung mit Christus lebendig. Das ist die Kirche, in der alle Charismen bewahrt, gestärkt und vertieft werden. Denken wir in der Apostelgeschichte an die Episode von Philippus und dem Eunuchen, einem Beamten der Königin von Äthiopien. Philippus war maßgeblich an seiner Bekehrung beteiligt, er war der Vermittler der Begegnung mit Christus für diesen Mann auf der Suche nach der Wahrheit. Und wie endet diese Episode? Philippus tauft den Eunuchen, und der Text sagt: »Als sie aber aus dem Wasser stiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus. Der Kämmerer sah ihn nicht mehr« (Apg 8,39). »Er sah ihn nicht mehr!« Nachdem er ihn zu Christus geführt hat, verschwindet Philippus aus dem Leben des Eunuchen! Aber die Freude an der Begegnung mit Christus bleibt, die Freude an der Begegnung bleibt immer! Tatsächlich heißt es weiter: »Und er zog voll Freude auf seinem Weg weiter.« Dazu sind wir alle berufen: für andere die Begegnung mit Christus zu vermitteln und sie dann ihren eigenen Weg ziehen zu lassen, ohne sie an uns zu binden.
Und zum Schluss möchte ich euch um konkrete Hilfe für heute, für diese Zeit bitten. Ich lade euch ein, mich in dem prophetischen Einsatz für den Frieden zu begleiten – Christus, Herr des Friedens! Die zunehmend gewalttätige und kriegerische Welt macht mir wirklich Angst, ich sage es ehrlich: sie macht mir Angst –, in der Prophetie, die auf Gottes Gegenwart in den Armen hinweist, in denen, die verlassen und verletzlich sind, die verurteilt oder im sozialen Gefüge an den Rand gedrängt werden; in der Prophetie, die Gottes Gegenwart in jeder Nation und Kultur verkündet, indem ihr der Sehnsucht nach Liebe und Wahrheit, nach Gerechtigkeit und Glück entgegenkommt, die zum menschlichen Herzen gehören und im Leben der Völker pulsieren. Lasst diese heilige prophetische und missionarische Unruhe in euren Herzen brennen. Bleibt nicht untätig.
Meine Lieben, liebt immer die Kirche. Liebt und bewahrt die Einheit eurer »Weggemeinschaft«. Lasst nicht zu, dass eure Fraternität durch Spaltungen und Konflikte verwundet wird, die dem Bösen in die Hände spielen; denn das ist sein Metier: immer zu spalten. Auch schwierige Momente können Gnadenmomente sein, und sie können Momente der Wiedergeburt sein. »Comunione e Liberazione« entstand gerade in der Krisenzeit der 68er. Und auch später hat Don Giussani die Phasen des Übergangs und des Wachstums der Fraternität nicht gefürchtet, sondern hat sich ihnen mit evangeliumsgemäßen Mut, im Vertrauen auf Christus und in der Gemeinschaft mit der Mutter Kirche gestellt.
Lasst uns heute gemeinsam dem Herrn für das Geschenk von Don Giussani danken. Wir rufen den Heiligen Geist und die Fürsprache der Jungfrau Maria an, damit ihr alle vereint und freudig den Weg weitergehen könnt, den er euch in Freiheit, Kreativität und Mut aufgezeigt hat. Von Herzen segne ich euch. Und bitte, betet für mich. Danke.
Fußnoten
1 Ansprache an das Kardinalskollegium und die Römische Kurie, 23. Dezember 2021.
2 L. Giussani, Dal temperamento un metodo. I libri dello spirito cristiano: quasi Tischreden, 6, Mailand 2002, S. 7
3 Ders., Un avvenimento nella vita dell’uomo, Mailand 2020, S. 249.
4 Ders., Beilage zu Litterae Communionis-LC, Nr. 11/1985.