Vatikanstadt. Am Nachmittag des 25. Oktober fand im Kolosseum die Abschlussveranstaltung des von der Gemeinschaft Sant’Egidio veranstalteten internationalen Treffens »Der Schrei nach Frieden – Religionen und Kultur im Dialog« statt. Zuvor hatten Vertreter der Weltreligionen zusammen mit Vertretern aus der Welt der Kultur und der Institutionen aus über 50 Ländern drei Tage lang im römischen Konferenzzentrum »La Nuvola« getagt. Zu den Teilnehmern gehörten unter anderen der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, der Generalsekretär der Islamischen Weltliga, Scheich Muhammad bin Abdul Karim Issa, und Frankreichs Oberrabbiner Haim Korsia. Auch der Außenamtschef der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Antonij, nahm teil. Unter den Referenten waren Kardinal Kurt Koch und Kardinal Walter Kasper. Die Foren der Konferenz drehten sich vor allem um die Themen Humanität und Ökologie, Migration, das Gebet als Friedensstifter, Folgen der Pandemie oder den Dialog zwischen den Religionen. Ein Forum widmete sich zudem der Frage der Kuba-Krise vor 60 Jahren und der aktuellen nuklearen Gefahr.
Vor der Kulisse des römischen Kolosseums unterzeichneten Papst Franziskus und Religionsvertreter aus aller Welt bei der Abschlussveranstaltung einen gemeinsamen Friedensappell. Darin heißt es, dass Konflikte, Auseinandersetzungen und Kriege nur Tod und Verderben brächten und daher umgehend beendet werden müssten. Stattdessen brauche es eine Wiederaufnahme des Dialoges, um einen drohenden Atomkrieg abzuwenden. »Der Friede ist heilig, der Krieg darf es nie sein«, so der Friedensappell vor rund 3.000 Teilnehmern.
Zuvor hatten die anwesenden Religionsvertreter, darunter Christen, Buddhisten und Muslime, ein gemeinsames Gebet für den Frieden im Kolosseum gesprochen. In seiner anschließenden Ansprache bekräftigte Papst Franziskus den »Schrei nach Frieden«. Heute werde der Friede »in
gravierender Weise verletzt, angegriffen, mit Füßen getreten; und das in Europa, einem Kontinent, der die Tragödien zweier Weltkriege im vergangenen Jahrhundert durchlebt hat«, beklagte er. Leider hätten die Kriege seit damals nicht aufgehört. »Aber der derzeitige Moment ist besonders dramatisch«, fügte der Papst hinzu. Offen werde mit dem Gebrauch von Atomwaffen gedroht, die nach den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki schuldhafterweise weiter produziert und getestet worden seien.
Bei der Eröffnungsveranstaltung, an der der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella, der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und der Gründer von Sant’Egidio, Andrea Riccardi, teilgenommen hatten, fand die Ukrainerin Olga Makar eindringliche Worte: »Wir brauchen Frieden, wir schreien nach Frieden, wir träumen vom Frieden. Eines Tages wird dieser Krieg zu Ende gehen, und dieser Tag wird der Tag einer neuen Geburt für alle sein. Heute wollen wir – jeder von uns mit seiner einfachen Kraft – diesen Tag schneller herbeiführen. Ich bin jedem Einzelnen von Ihnen dankbar, der nach Wegen sucht, um den Frieden in der Ukraine wiederherzustellen, diesen schrecklichen Krieg zu beenden und die leidenden Menschen zu retten.«