Vatikanstadt. Mit einem feierlichen Got-tesdienst im Petersdom hat Papst Franziskus am Dienstag, 11. Oktober, an das Zweite Vatikanische Konzil vor 60 Jahren erinnert. Zur Eucharistiefeier zogen mehrere hundert Priester, Bischöfe und Kardinäle in Prozession in den Petersdom ein und erinnerten damit an den Einzug der mehr als 2.000 Konzilsväter vor 60 Jahren. Damals wurde Papst Johannes XXIII. in einer Sänfte getragen, diesmal waren seine sterblichen Überreste im Altarraum des Petersdoms in einem Glas-Sarkophag aufgebahrt. Nach dem Schlusssegen sollten die Teilnehmer des Gottesdienstes mit brennenden Kerzen aus der Kirche auf den Petersplatz ziehen, auch dies in Erinnerung an einen ähnlichen Akt vor 60 Jahren. Der geplante Abschluss mit Kerzenlicht wurde jedoch durch einen langanhaltenden Regenschauer stark beeinträchtigt.
Vor Beginn der heiligen Messe wurden Auszüge aus verschiedenen Konzilstexten verlesen, darunter auch aus der Ansprache von Papst Johannes XXIII. zur Eröffnung des Konzils: »Es jubelt die Mutter Kirche, weil durch besondere Gnade der göttlichen Vorsehung dieser hochersehnte Tag angebrochen ist, an dem hier am Grabe des heiligen Petrus unter dem Schutz der jungfräulichen Gottesmutter, deren Mutterwürde heute festlich begangen wird, das Zweite Vatikanische Ökumenische Konzil seinen Anfang nimmt.«
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) war die bislang letzte beschlussfassende Versammlung aller Bischöfe der katholischen Weltkirche. Rund 2.800 Konzilsväter debattierten im Petersdom darüber, wie die Kirche ihre Botschaft unter den Bedingungen der modernen Welt verkünden kann. Es begann am 11. Oktober 1962 und endete nach vier Sitzungsperioden am 8. Dezember 1965. Das Zweite Vatikanum war das 21. ökumenische Konzil der katholischen Kirche. An den Sitzungen nahmen auch mehr als 100 Beobachter nicht-katholischer Kirchen und Gemeinschaften teil.
In seiner Predigt mahnte Papst Franziskus mit eindringlichen Worten, die Polarisierungen in der Kirche zu überwinden. Zu oft hätten sich Christen nach dem Konzil »für eine Seite in der Kirche entschieden« und damit »das Herz ihrer Mutter zerrissen«. Statt Diener aller sein zu wollen, habe man »Anhänger der eigenen Gruppierung« sein wollen. Weiter sagte der Papst: »Der Herr will uns nicht so haben: Wir sind seine Schafe, seine Herde, und wir sind das nur gemeinsam, vereint. Überwinden wir die Polarisierungen und bewahren wir die Gemeinschaft, werden wir mehr und mehr eins…«, denn »eine Kirche, die Jesus liebt, hat keine Zeit für Auseinandersetzungen, Gift und Polemik. Gott befreie uns vom Kritisieren, von Unduldsamkeit, Härte und Wut«.
Die Predigt des Papstes veröffentlichen wir in der nächsten Ausgabe. Gedanken zum
60. Jahrestag des Beginns des Zweiten Vatikanischen Konzils von Seiner Heiligkeit Bartholomaios, Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel, finden Sie auf
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