Gedanken zum Sonntag - 9. Oktober: 28. Sonntag im Jahreskreis

Gott die Ehre erweisen

 Gott die Ehre erweisen  TED-040
07. Oktober 2022

Ist Bitten leichter als Danken? Das Evangelium des heutigen Sonntags (Lk 17, 11-19) scheint das nahezulegen. Zehn Aussätzige begegnen Jesus auf dem Weg nach Jerusalem. Sie erkennen ihn und bitten: »Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!« Und Jesus entspricht ihrer Bitte: alle werden körperlich rein und von ihrem Aussatz befreit. An allen wirkt Jesus das Wunder der körperlichen Heilung. Doch nur einer wird vom Wunder auch innerlich berührt: er kehrt um, damit er sich für das Wunder und damit für die Erhörung der Bitte bedanken kann.

Alle zehn Aussätzigen werden körperlich geheilt, aber nur einen hat das Wunder, das Jesus an ihm gewirkt hat, auch innerlich verwandelt. Nur er erkennt voll und ganz, was an ihm geschehen ist. Und zugleich erkennt er, wer Jesus wirklich ist. Deshalb kann Jesus ihm sagen: »Dein Glaube hat dich geheilt.«

Zehn Aussätzige sind auf ihre Bitte hin rein geworden, weil Jesus sie erhört und das Wunder an ihnen gewirkt hat, aber nur einer kehrt um, »um Gott die Ehre zu erweisen«. Wenn eine im Gebet ausgesprochene Bitte von Gott erhört wird, stellt sich Dankbarkeit nicht automatisch ein. Der Ruf nach Gott und seinem Erbarmen kommt leicht über die Lippen, wenn es schwierig wird – aber der Dank, das »Gott die Ehre erweisen«, ist ungleich schwieriger.

Das Evangelium dieses Sonntages fordert heraus: wie gehe ich mit Gott um? Erweise ich ihm die Ehre? Erweise ich ihm meinen Dank, wenn er mein Gebet erhört oder wenn er mich im Gebet tröstet? Wandelt mich die Gegenwart Gottes in meinem Leben auch innerlich um oder bleibt mein Glaube mit all seinen Verheißungen und Erfüllungen doch eher im Äußeren, an der Oberfläche stecken?

Der Bitte entspricht der Dank. Dem erhörten Gebet entspricht die Ehrerbietung gegen Gott, den Urheber und Vollender alles Gu-ten. Auf ihn darf ich mich verlassen, wie die Aussätzigen auf dem Weg nach Jerusalem. Er ist treu, denn – so sagt es die Lesung – »er kann sich selbst nicht verleugnen«. Wir dürfen das Leben vertrauensvoll wagen, weil Gott an unserer Seite steht. Dafür dürfen wir ihm die Ehre erweisen. Dafür dürfen wir danken.

P. Dr. Markus Graulich SDB, Untersekretär des Dikasteriums für die Gesetzestexte