Audienz für die Teilnehmer am Internationalen Katecheten-Kongress

Das Schöne und Gute in die Herzen säen

 Das Schöne und Gute in die Herzen säen  TED-039
30. September 2022

Liebe Katecheten und

liebe Katechetinnen, guten Tag!

Es ist mir ein Grund zur Freude, euch zu begegnen, denn ich kenne euren Einsatz in der Weitergabe des Glaubens gut. Wie Erzbischof Fisichella – dem ich für diese Begegnung danke – gesagt hat, kommt ihr aus vielen verschiedenen Ländern und seid das Zeichen der Verantwortung der Kirche gegen-über vielen Menschen: Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die darum bitten, einen Glaubensweg zu gehen.

Ich habe euch alle als Katecheten begrüßt. Das habe ich absichtlich getan. Ich sehe unter euch zahlreiche Bischöfe, viele Priester und geweihte Personen: Auch sie sind Katecheten. Ich würde sogar sagen, dass sie vor allem Katecheten sind, denn der Herr ruft uns alle auf, sein Evangelium im Herzen eines jeden Menschen erklingen zu lassen. Ich gestehe euch, dass ich den Termin am Mittwoch sehr mag, wenn ich jede Woche vielen Menschen begegne, die kommen, um an den Katechesen teilzunehmen. Das ist ein besonderer Augenblick, denn wenn wir über das Wort Gottes und die Überlieferung der Kirche nachdenken, sind wir als Gottes Volk unterwegs. Und wir sind auch aufgerufen, die notwendigen Formen zu finden, um das Evangelium im täglichen Leben zu bezeugen.

Ich bitte euch: Werdet nie müde, Katecheten zu sein. Nicht »den Katechismus beibringen«. Die Katechese darf nicht wie eine Schulstunde sein, sondern sie ist eine lebendige Erfahrung des Glaubens: Jeder von uns verspürt den Wunsch, ihn an die neuen Generationen weiterzugeben. Gewiss, wir müssen die bes-ten Voraussetzungen finden, damit die Glaubensvermittlung dem Alter und der Bildung der Menschen, die uns zuhören, entspricht; dennoch ist die persönliche Begegnung mit einem jeden von ihnen entscheidend. Nur die zwischenmenschliche Begegnung öffnet das Herz, um die Erstverkündigung zu empfangen und den Wunsch zu haben, im christlichen Leben zu wachsen mit der Eigendynamik, die die Katechese freisetzt. Das neue Direktorium für die Katechese, das euch in den vergangenen Monaten überreicht worden ist, wird euch sehr nützlich sein, um zu verstehen, auf welche Weise dieser Weg beschritten werden und wie die Katechese in den Diözesen und in den Pfarreien erneuert werden kann.

Vergesst nie, dass das Ziel der Katechese, die ein besonderer Abschnitt der Evangelisierung ist, darin besteht, zur Begegnung mit Jesus Christus zu gelangen und ihn in uns wachsen zu lassen. Und hier sind wir mitten im Thema eurer dritten Internationalen Begegnung, in der es um den dritten Teil des Katechismus der Katholischen Kirche geht. Es gibt einen Abschnitt des Katechismus, den ich euch als »Zeugen des neuen Lebens« ans Herz legen möchte. Dort heißt es: »Wenn wir an Jesus Christus glauben, an seinen Mysterien teilhaben und seine Gebote halten, liebt der Erlöser in uns seinen Vater und seine Brüder, unseren Vater und unsere Brüder. Durch die Gnade des Heiligen Geistes wird seine Person zur lebendigen inneren Richtschnur unseres Handelns« (Nr. 2074).

Wir verstehen, warum Jesus zu uns gesagt hat, dass sein Gebot ist: »Liebt einander, so wie ich geliebt habe« (vgl. Joh 15,12). Die wahre Liebe ist die Liebe, die von Gott kommt und die Jesus offenbart hat durch das Geheimnis seiner Gegenwart mitten unter uns, durch seine Verkündigung, seine Wunder und vor allem durch seinen Tod und seine Auferstehung. Die Liebe Christi bleibt auch weiterhin gleichsam das einzige Gebot des neuen Lebens, das der Christ, mit Hilfe des Heiligen Geistes, sich Tag für Tag zu eigen macht, auf einem ununterbrochenen Weg.

Liebe Katecheten und Katechetinnen, ihr seid berufen, die Person Jesu Christi sichtbar und greifbar zu machen: Er liebt einen jeden von euch, und daher wird er zur Regel unseres Lebens und zum Urteilskriterium unseres moralischen Handelns. Entfernt euch nie von dieser Quelle der Liebe, weil sie die Voraussetzung ist, um immer und trotz allem glücklich und voll Freude zu sein. Das ist das neue Leben, das am Tag der Taufe in uns begonnen hat, und wir haben die Verantwortung, es mit allen zu teilen, so dass es in einem jeden wachsen und Frucht tragen kann.

Ich bin sicher, dass dieser Weg viele von euch dahin führen wird, die Berufung, Katechet zu sein, in ganzer Fülle zu entdecken und daher darum zu bitten, zum Dienst der Katechese zugelassen zu werden. Ich habe diesen Dienst eingeführt, weil ich die große Rolle kenne, die er in der christlichen Gemeinde spielen kann. Habt keine Angst: Wenn der Herr euch zu diesem Dienst beruft, dann folgt ihm! Ihr werdet teilhaben an der Sendung Jesu, sein Evangelium zu verkündigen und andere in die Kindesbeziehung zu Gott, dem Vater, einzuführen.

Und ich möchte nicht enden – dies halte ich für gut und richtig –, ohne meine eigenen Katecheten in Erinnerung zu rufen. Da war eine Ordensschwester, die die Gruppe der Katechetinnen leitete; manchmal unterrichtete sie, manchmal unterrichteten zwei tüchtige Damen, beide hießen Alicia, ich erinnere mich immer noch an sie. Und diese Ordensschwester hat die Grundlagen meines christlichen Lebens gelegt, indem sie mich auf die Erstkommunion vorbereitet hat, im Jahr ’43-’44… Ich glaube, keiner von euch war damals schon geboren. Der Herr hat mir auch eine sehr große Gnade erwiesen: Da war sie schon sehr alt, ich war Student, ich studierte im Ausland, in Deutschland, und nach dem Ende des Studiums bin ich nach Argentinien zurückgekehrt, und am Tag darauf ist sie verstorben. Ich durfte sie an jenem Tag begleiten. Und als ich dort war und an ihrem Sarg gebetet habe, habe ich dem Herrn gedankt für das Zeugnis dieser Ordens-schwester, die das ganze Leben lang nur Katechismusunterricht erteilt und Kinder und Jugendliche auf die Erstkommunion vorbereitet hat. Sie hieß Dolores. Ich erlaube mir das, um Zeugnis davon zu geben, dass es Spuren hinterlässt, wenn ein guter Katechet da ist; nicht nur die Spur dessen, was ausgesät wird, sondern auch die Spur des Menschen, der es ausgesät hat. Ich wünsche euch, dass eure Jugendlichen, eure Kinder, eure Erwachsenen – die Menschen, die ihr in der Katechese begleitet –, eurer vor dem Herrn stets gedenken als eines Menschen, der schöne und gute Dinge ins Herz gesät hat.

Ich begleite euch alle mit meinem Segen. Ich vertraue euch der Fürsprache der Jungfrau Maria und jener Märtyrer an, die Katecheten waren: Es sind viele – das ist wichtig – auch in unserer Zeit, es sind viele! Und ich bitte euch: Vergesst bitte nicht, für mich zu beten. Danke!

(Orig. ital. in O.R. 10.9.2022)