Jozef Tomko, geboren am 11. März 1924 in Košice in der damaligen Tschechoslowakei, wurde am 12. März 1949 zum Priester geweiht. Am 15. September 1979 empfing er die Bischofsweihe und wurde Titularerzbischof von Doclea. Im Konsistorium vom 25. Mai 1985 wurde er in den Kardinalsstand erhoben. Er starb am vergangenen 8. August in Rom; den Exequien am Kathedra-Altar im Petersdom stand am
11. August Kardinal Giovanni Battista Re, Dekan des Kardinalskollegiums, vor. Bei diesem Anlass war auch Papst Franziskus anwesend, der dem Ritus der Ultima Commendatio und der Valedictio vorstand. Die sterblichen Überreste des Kardinals wurden dann in der Kathedrale der Erzdiözese Košice in der Slowakei beigesetzt.
Fester Glaube
Kardinal Re hat in seiner Predigt den fes-ten Glauben, den lebendigen »sensus Ecclesiae«, die echte Spiritualität und den missionarischen Eifer von Kardinal Tomko gelobt, der im Lauf seines langen kirchlichen Diens-tes der Weltkirche in verschiedenen Funktionen gedient hat. Insbesondere war er von 1985 bis 2001 Präfekt des für die Mission zuständigen Dikasteriums, das damals Kongregation für die Evangelisierung der Völker hieß. Sein klares Verständnis vom missionarischen Wesen der Kirche hatte einen tiefen Einfluss auf die Erfüllung seiner 16 Jahre dauernden Aufgabe als Präfekt.
Das Zweite Vatikanische Konzil war ein Wendepunkt in der Geschichte der Kirche. Das Dekret über die Missionstätigkeit Ad gentes vom 7. Dezember 1965 erläuterte die Lehre der Kirche bezüglich der Mission. Die missionarische Dimension wird als wichtiges Merkmal der Konzilsekklesiologie gesehen. Später wurde das Apostolische Schreiben Evangelii nuntiandi vom 8. Dezember 1975 zum maßgeblichen Dokument der Lehre der Kirche über die Mission in der Gegenwart, wobei es Jesus Christus, den Erlöser der Menschheit, als den ersten und größten Verkünder des Evangeliums vor Augen stellte. Darüber hinaus wurde die Evangelisierung als die der Kirche eigene Gnade und Berufung betont, als ihre tiefste Identität. Die Enzyklika Redemptoris missio vom 7. Dezember 1990 setzte diese Lehre fort. Das Apostolische Schreiben Evangelii gaudium vom
24. November 2013 fordert alle Getauften auf, »missionarische Jünger« zu sein.
Kardinal Tomko war in seiner Funktion als Präfekt das missionarische Wesen der Kirche besonders bewusst. Angesichts der Verantwortung der Kongregation für die Förderung und Koordinierung der Missionstätigkeit in der ganzen Welt wollte er die missionarischen Charakteristika jedes Kontinents kennenlernen. In seinem 1998 veröffentlichten Buch Mission im dritten Jahrtausend erläuterte er detailliert die missionarischen Merkmale jedes einzelnen Kontinents.
Er sah die Notwendigkeit der Neuevangelisierung des europäischen Kontinents, wo vor Jahrhunderten die Klöster Zentren des Gebets und des geistlichen Lebens geworden waren und so zur Verbreitung des christlichen Glaubens beigetragen hatten.
Die schnelle Verbreitung des christlichen Glaubens auf dem amerikanischen Kontinent, und insbesondere in Lateinamerika, weckte in Kardinal Tomko eine deutliche Hoffnung für die Mission »ad gentes«.
Apostolischer Eifer
Es war die Erfahrung des von Christus gebrachten Heils, die Missionare und Missionarinnen drängte, mit apostolischem Eifer nach Afrika aufzubrechen. Für die Mission in Afrika gilt, dass die Anerkennung und Wertschätzung der in den afrikanischen Gesellschaften vorherrschenden Werte eine conditio sine qua non für die Missionstätigkeit der Kirche und ihr allmähliches Wachstum sind.
Asien ist der größte und vielfältigste Kontinent der Welt, wo knapp zwei Drittel der Weltbevölkerung leben und die Mission erst am Anfang steht. Das beeindruckendste Merkmal des Kontinents ist die Verschiedenheit seiner Völker, die Erben sehr alter Kulturen, Religionen und Traditionen sind. Das an Kulturen und institutionalisierten Religionen reiche Asien, wo mehr als 85 % der Bevölkerung nicht getauft sind, ist der missionarische Kontinent schlechthin. Diesem Kontinent sollte die gesamte Kirche mehr Aufmerksamkeit widmen, um die missionarischen Aktivitäten mit Geduld zu koordinieren. Kardinal Tomko sah die Begegnung des Christentums mit den alten lokalen Kulturen und Religionen als Teil der Mission der Kirche. Der interreligiöse Dialog ist in einer multireligiösen Gesellschaft Notwendigkeit und Pflicht. Religiöse Systeme wie der Buddhismus und der Hinduismus haben einen eindeutig soteriologischen Charakter.
Was die Völker Ozeaniens betrifft, so sind die Merkmale der katholischen Mission relativ komplex, wenn man die zahlreichen, weit auseinander liegenden Inseln mit jeweils eigener Sprache und Kultur berücksichtigt. Auch der Transport und die Kommunikation mit diesen Inseln stellen eine große Herausforderung dar. Die Katechetinnen und Katecheten leisten einen großen Beitrag zu den Missionsaktivitäten in diesen weit entfernten Gebieten. Das Studium der traditionellen Religionen der indigenen Bevölkerung ist für die Verkündigung des Evangeliums in einem multikulturellen Kontext wie Ozeanien unerlässlich.
Die Zweite Sektion des Dikasteriums für die Evangelisierung, die für die Erstevangelisierung und die neuen Teilkirchen zuständig ist, sowie die Päpstlichen Missionswerke und die anderen seiner Leitung unterstehenden Einrichtungen sind dem Herrn für den hingebungsvollen Dienst von Kardinal Tomko dankbar und beten für seine ewige Ruhe.
(Orig. engl.; ital. in O.R. 8.9.2022)
Von Msgr. Camillus Johnpillai,
Büroleiter im Dikasterium für die Evangelisierung