Vatikanstadt/Québec. Papst Franziskus hat bestätigt, dass er die Vergebungsbitte an Kanadas Indigene im Namen der ganzen Kirche gesprochen hat. »Ich spreche weder in meinem eigenen Namen noch im Namen einer Ideologie oder einer Partei. Ich bin ein Bischof und spreche im Namen der Kirche«, erklärte der Papst gegenüber Jesuiten im Rahmen seiner Apostolischen Reise nach Kanada. Die Jesuitenzeitschrift »La Civiltà Cattolica« veröffentlichte das Gespräch am Donnerstag, 4. August, in Rom.
In Anwesenheit von Ureinwohnern und Politikern hatte Papst Franziskus während seiner Kanadareise mehrfach um Vergebung für die Rolle von Teilen der Kirche im
System der »Residential Schools« gebeten. Diese Internate waren wesentlicher Teil einer kolonialistischen Anpassungspolitik.
»Ich spreche im Namen der Kirche, auch wenn ich es nicht ausdrücklich sage, denn es ist offensichtlich, dass ich es tue«, erklärte Franziskus in dem Gespräch mit den Jesuiten. »Im Gegenteil, ich würde sagen: Ich muss deutlich machen, dass es meine persönliche Meinung ist, wenn ich nicht im Namen der Kirche spreche«, schloss der Papst.
Im Gespräch mit den kanadischen Jesuiten, das am Freitag, 29. Juli, in Québec stattgefunden hatte, würdigte der Papst auch erneut die Einheit der kanadischen Bischöfe. Wenn der Prozess der Versöhnung mit den Indigenen gut vorangehe, dann liege das nicht an seinem Besuch in Kanada, sondern an den geeinten Bischöfen, so Franziskus. »Kurz gesagt, das sind die Wunder, die geschehen können, wenn die Kirche geeint ist«, erklärte der Papst.
Schon zu anderer Gelegenheit lobte Franziskus während seiner Reise den Einsatz der katholischen Bischöfe Kanadas im Versöhnungsprozess mit den Indigenen. Die Ureinwohner um Vergebung zu bitten für die Beteiligung von Teilen der katholischen Kirche am staatlich-kirchlichen Internats-system, war Hauptanliegen der Apostolischen Reise des Papstes. Kanadas Indigene hatten sich seit Jahren um diese Entschuldigungsbitte bemüht. Seit einiger Zeit wurden sie dabei auch von den Bischöfen ihres Landes unterstützt.
Er habe die Vertrautheit zwischen den Bischöfen und den Einheimischen gesehen und sei selbst nur das »Sahnehäubchen auf dem Kuchen«, betonte Papst Franziskus. Verheimlicht werden könne jedoch nicht, dass es auch einige in der Kirche gebe, die gegen Heilung und Versöhnung seien. Er selbst habe eine kleine Gruppe von traditionalistischen Gläubigen gesehen, »die protes-tierten und sagten, dass die Kirche etwas anderes sei«. Der Papst rief dazu auf, den Prozess fortzuführen: »Mir gefiel das Motto der Reise: Marcher ensemble (Gemeinsam gehen). Geht, aber gemeinsam. Ihr kennt das Sprichwort: ›Wenn du schnell gehen willst, dann gehe allein. Wenn du sicher gehen willst, gehe in Begleitung.‹«
Traditionell trifft sich Papst Franziskus bei seinen Reisen auch mit lokalen Jesuiten; er selbst gehört dem Jesuitenorden an.